An der gebundenen Ganztagsgrundschule in Hannover nimmt man sich Zeit. Unterricht sowie fächerübergreifende Angebote finden rhythmisiert täglich von 8:00 bis 15:00 Uhr statt. Ein Element des Ganztags ist die Schiene „Zeit für…“, um das „Mehr“ an zur Verfügung stehender Zeit pädagogisch sinnvoll zu nutzen. Zentraler Unterrichtsinhalt ist die Übernahme von sozialer Verantwortung. In einem aufeinander aufbauenden Curriculum übernehmen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer Möglichkeiten Verantwortung. Im ersten Jahrgang tasten sie sich an die Thematik heran und üben spielerisch ein, was es mit Verantwortung auf sich hat, und lernen, auf die gemeinsamen Spielmaterialien acht zu geben. Der zweite Jahrgang nimmt sich „Zeit für Haus und Hof“, kümmert sich um den Schulhof und den Betreuungsbereich. Im dritten Jahrgang geht es um den Garten und die Schultiere. Die Verantwortung weitet sich nun auf Lebewesen aus, um dann schließlich im vierten Jahrgang auf den Mitmenschen im Stadtteil übertragen zu werden, in der „Zeit für uns“.
Zeit nimmt sich die Schule auch mit dem wunderbar weitläufigen Schulgarten sowie den vielen Gewürzen, Obst- und Gemüsesorten. Verantwortung für die Oase im Hannoveraner Stadtteil Linden-Nord übernehmen die Schülerinnen und Schüler des dritten Jahrgangs in der „Zeit für Garten & Beete“.
Gemeinsam durch das Gartenjahr – Natur entdecken und Verantwortung lernen
Was steht an im Gartenjahr? Vor dieser Frage stehen Jahr für Jahr die Drittklässlerinnen und Drittklässler. Zu tun ist viel auf dem vielseitig angelegten Gelände der Schule: Stauden und Sträucher müssen zurück geschnitten, der Kräutergarten vom Unkraut befreit und die Streuobstwiese gepflegt werden. Die Bepflanzungen von Acker und Hochbeeten müssen geplant und ausgeführt, das reife Obst und Gemüse geerntet und verarbeitet werden. Dann sind da noch die Schulkaninchen, die versorgt werden wollen. Der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Arbeit und handlungsorientierten Projekten in der Natur, wie dem Aufbau und der Pflege eines Weidentunnels.
Ein wichtiger Baustein ist neben dem Anbau auch die Verarbeitung der Ernte. In der Küche wird Holunderbeer- und Apfelsaft gepresst, Marmelade eingekocht und es werden Muffins gebacken – ein Lernen mit allen Sinnen. Im Winter, wenn keine Arbeit im Außenbereich ansteht, finden im Schulhaus Angebote zum Bereich Garten und Natur statt, das kann das Umtopfen von Zimmerpflanzen sein, ebenso wie das Bauen von Nistkästen oder Papierschöpfen.
Bei den zahlreichen Aufgaben bedarf es einer guten Organisation. Jeder Klasse stehen zwei pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Seite, die sich für jede „Zeit für Garten & Beete“-Einheit Aufgaben überlegen, die sie in eine Liste eintragen. Am Morgen wird diese für die Schülerinnen und Schüler ausgehängt. Die Kinder suchen sich ein Angebot heraus. Zusätzlich erhalten sie einen „Gartenpass“, in dem unterschiedliche Berufe verzeichnet sind: Gartenarbeiter/Gartenarbeiterin, Gartenkünstler/Gartenkünstlerin, Koch/Köchin, Bäcker/Bäckerin und Pflanzenkundler/Pflanzenkundlerin. Diesen Pass nehmen die Kinder in ihr angewähltes Angebot mit. Wer gut mitarbeitet, erhält einen Stempel bei der entsprechenden Berufstätigkeit. Die Schülerinnen und Schüler starten als Azubi und haben dann die Gelegenheit sich zum Gesellen, Meister oder gar Experten hochzuarbeiten. Jeder Schritt wird mit einer Urkunde bzw. einem Gesellen- oder Meisterbrief gewürdigt.
Zeit für soziale Verantwortung
Bei der Arbeit mit Pflanzen und Tieren lernen die Kinder verantwortlich mit der Natur und den natürlichen Ressourcen umzugehen. Sie erleben das Gartenjahr als Einheit und verfolgen von Aussaat bis zur Ernte „ihre“ Pflanzen. Es wird ein Bewusstsein für die Umwelt geschaffen und die Kinder erfahren, wo die Lebensmittel, die alltäglich verspeist werden, herkommen und wie viel Zeit und Arbeit es braucht, ein Glas Pfefferminztee aus eigenem Anbau zu genießen.
Nach Interesse dürfen sich die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, in welchem Bereich sie arbeiten wollen – das gibt Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Durch die „Zeit für…“-Stunden wird Schritt für Schritt soziale Verantwortung eingeübt. Der Verantwortungsbereich wird von Jahrgang zu Jahrgang erweitert: vom Individuum über die Klassengemeinschaft zur Schulgemeinschaft und schließlich in den Stadtteil hinein. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler an ehrenamtliche Tätigkeiten und soziales Engagement heranzuführen und damit ihre Entwicklung als mündige Bürger der Gesellschaft zu fördern.