An der Friedensburg-Oberschule lernen um die 1.100 Schülerinnen und Schüler, rund 120 Lehrkräfte unterrichten in den Klassenstufen 7 bis 13. Wie können in einer solch großen Schule alle Lehrkräfte so eingebunden werden, dass die Verantwortlich- und Zuständigkeiten eindeutig sind?
In der Vergangenheit gab es die Regelung, bei Konfliktsituationen die Schulleitung zu informieren, ansonsten hatte sich in vielen Bereichen „organisierte Verantwortungslosigkeit“ eingeschlichen. Um dem zu begegnen, wurde ein neues Schulmanagementkonzept entwickelt: Jahrgangsorientierung und flache Hierarchien hielten Einzug in die gebundene Ganztagsschule, verschriftlicht im Handbuch „Wir machen das so:…“.
Jahrgangsprinzip und flache Hierarchien
Im schuleigenen und für alle auf der Homepage einsehbaren Handbuch „Wir machen das so:…“ wird das veränderte Schulmanagementprinzip in einem Organisationschema erläutert. Es gibt zwei Führungsebenen, die Ebene der Schülerzuordnung und die Ebene der fachlichen Zuordnung. Die Schülerzuordnung orientiert sich sowohl räumlich als auch personell am Jahrgangsprinzip. Das heißt, jeder Jahrgang ist auf einem oder anderthalb Fluren untergebracht. Dort befinden sich die Klassenzimmer, ein Jahrgangs- bzw. Mehrzweckraum und ein Jahrgangsbüro, das auch als Sekretariat dient. Jede Lehrkraft der Schule ist entweder als Jahrgangsleiter/Jahrgangsleiterin, Klassenleiter/Klassenleiterin oder Tutor/Tutorin einem Jahrgang zugeordnet. Sämtliche Entscheidungen bezüglich der Schülerinnen und Schüler werden auf der Jahrgangsebene getroffen. Die Ebene der fachlichen Zuordnung ergibt sich durch die Fächer, die die Lehrkräfte unterrichten. Es gibt die „großen 6 (G6)“ Fachbereiche Deutsch, Naturwissenschaften, Mathematik, Gesellschaftswissenschaften, Englisch und Spanisch sowie die „kleinen 6 (k6)“ Fachbereiche Musik, Sport, Kunst, Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT)/ Berufsorientierungs-Projekt (BOP), Ethik und Physik.
Auf diesen beiden Ebenen wird in vier Teams mit unterschiedlichen Aufgaben zusammen gearbeitet. Das Schulleitungsteam setzt sich mit der Schulentwicklung auseinander. Erziehung und Beratung bzw. alle Entwicklungsschritte, die die Schülerinnen und Schüler direkt betreffen, ist das Themenfeld der Jahrgangsleiterinnen und -leiter. Die Fachbereichsleiterinnen und -leiter der „G6“ befassen sich mit der Unterrichtsentwicklung und mit Unterthemen wie Differenzierung und Leistungsbewertung, die Gruppe der „k6“ tagt zu Themen wie Schulkultur, Projekt- und Berufsorientierung.
Alle vier Gruppen tagen mindestens dreimal im Jahr gemeinsam. Zu Beginn eines jeden Schuljahres werden gemeinsam die Schwerpunktthemen für das kommende Schuljahr festgelegt und geplant. Zum Halbjahr wird gemeinsam reflektiert, welche Meilensteine erreicht wurden und welche Themen im zweiten Halbjahr noch stärker in den Blick genommen werden sollten.
Schule in der Schule
Das Jahrgangsprinzip schafft für die Schülerinnen und Schüler einen verlässlichen räumlichen Rahmen, in dem neben dem Großteil des Unterrichts Freizeitaktivitäten, Beratungs- und Unterstützungsangebote stattfinden. Auch personell ist Verlässlichkeit gegeben. Im Jahrgangsbüro treffen die Kinder und Jugendlichen wichtige Ansprechpartner und -partnerinnen, sei es eine Sozialpädagogin, eine Bürokraft oder die für den Jahrgang verantwortlichen Lehrkräfte, an. Das Jahrgangsbüro ist auch die Anlaufstelle für die Eltern. Der Jahrgangsraum dient als Treffpunkt, Hausaufgabenraum und Lernort zugleich für alle Schülerinnen und Schüler. So entsteht eine ruhigere, intimere Lernatmosphäre, gewissermaßen eine „Schule in der Schule“.
Die Einführung flacher Hierarchien durch die neue Teamstruktur versetzte die Lehrerinnen und Lehrer in die Lage, durch klare Zuständigkeitsbereiche mehr Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig können sie sich durch die Mitarbeit in den Teams aktiver in die Mitgestaltung des Schullebens einbringen.