Über ein Talentportfolio erfährt die Gesamtschule Bexbach von Fähigkeiten und Talenten, die ihre Schüler bisher nur außerhalb der Schule genutzt haben. Mithilfe des Portfolios können diese Stärken gefördert werden und helfen besonders bei Kursen der Berufsorientierung.
Innerhalb des länderübergreifenden Netzwerks Ganztagsschule möchte die Gesamtschule Bexbach zusammen mit dem Team der freiwilligen Ganztagsschule (FGTS) die Entwicklung von Handlungskompetenzen fördern. Ziel ist es – unter dem Schlagwort „Stärken stärken“ – in der freiwilligen Ganztagsschule die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu nutzen und weiterzuentwickeln. Dazu plant die Leiterin Frau Ulrike Barth-Müller, zusammen mit ihrem Team und mit Schülerinnen und Schülern ein Talent-Portfolios zu erstellen, in denen sie zunächst vor allem Talente und Fertigkeiten darstellen können, die sonst eher außerhalb der Schule genutzt und im Schulbereich wenig beachtet werden. „Neulich hat mir ein Mädchen erzählt, dass es Einrad fahren kann“, erzählt die FGTS-Mitarbeiterin Sara Schäfer. „Indem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, solche Fähigkeiten auch in der Schule darzustellen, können sie Selbstvertrauen gewinnen und lernen, ihr eigenes Können einzuschätzen“, ist die Erzieherin überzeugt.
Talente werden zu Kategorien
Doch was heißt überhaupt „Talent“? Die Fünft- und Sechstklässlern, die sich mit Sara Schäfer getroffen haben, um an ihrem Talentportfolio zu arbeiten, liegen zwar Leitfragen vor, anhand denen sie ihre besonderen Fertigkeiten näher beschreiben können (z.B. Wer hat das Talent bei dir zum ersten Mal entdeckt? Triffst du dich mit anderen um es auszuführen?). Aber einzugrenzen, was sie besonders gut können, fällt nicht allen leicht. „Ist Shoppen ein Talent?“, fragt die 12-jährige Natascha. „Wenn du zum Beispiel für ein kleines Budget fünf Outfits zusammenstellen kannst, dann vielleicht schon“, entgegnet Schäfer. Natascha runzelt die Stirn und denkt weiter nach. „Ist nerven und ärgern ein Talent?“ – Diese Frage kommt aus einer anderen Ecke. „Nein“, antwortet die Erzieherin kategorisch.
Dennis, der in die 5. Klasse geht, schreibt „Computerspielen“ als seine besondere Fähigkeit auf. In dem Spiel Lego Star Wars 3 ist er besonders gut. Aber auch in „Yu-Gi-Oh!“ – einem recht komplexen Sammelkarten- und Rollenspiel – ist er sehr geschickt. Das kann er also ebenso unter „Talenten“ verbuchen wie seine Klassenkameradin Dicle das Klettern.
Verzahnung von formellen und informellen Lernen
Am Ende der Stunde haben die meisten Schülerinnen und Schüler ihre Leitfragen beantwortet. Auch Natascha ist eingefallen, was ihr besonderes Talent ist: Zeichnen. „Zu Hause habe ich ein Rhinozeros gezeichnet“, erzählt sie stolz. Sara Schäfer hatte nicht damit gerechnet, dass es den Kindern so schwer fallen würde einzuordnen, was „Talent“ meint und die eigene Fähigkeit näher zu beschreiben. In der nächsten Projektstunde wird sie also noch mal näher auf diese Frage eingehen.
Das Netzwerkteam, dem auch Schulleiterin Gaby Schwartz angehört, hat für den Anfang bewusst eine Gruppe der freien Ganztagsschule gewählt, in der die Schülerinnen und Schüler jahrgangsübergreifend zusammenarbeiten können. Ihre Portfolios sollen sie möglichst selbstständig erarbeiten – mit Hilfe von Bild- und Textbearbeitungsprogrammen – und sich dabei, gleichsam „nebenbei“ mit diesen Medien vertraut machen. Unterstützt werden sie dabei von außerschulischen Partnern. Eine Mediengestalterin hat die Vorlagen für die Portfolios gestaltet, ein professioneller Fotograf wird die Kinder beim Ausüben ihrer gewählten Fähigkeit fotografieren.
Portfolio für die Verzahnung von Vor- und Nachmittag
Die Schulleiterin plant, die Erfahrungen, die in dieser ersten Phase gemacht werden, zu nutzen und das Talent-Portfolio später auch für den Vormittagsbereich und insbesondere im Bereich der Berufsorientierung anzuregen. Doch schon jetzt soll über das Projekt eine noch intensivere Verzahnung von Vor- und Nachmittag erreicht werden. Dafür sind regelmäßige Teamtreffen zwischen Lehrkräften, Erzieherinnen und Erzieher angesetzt sowie Projekttage, die den Vor- und Nachmittag umfassen. Auch die Präsentation der Talent-Portfolios in der Schul- oder Klassengemeinschaft kann eine Verbindung zwischen Unterricht und dem freiwilligen Ganztagsangebot herstellen. Zudem plant die freiwillige Ganztagsschule mit Unterstützung der Serviceagentur „Ganztägig lernen.“ einen Pädagogischen Tag zur Teamentwicklung.
Dem Team sind die Dokumentation und Qualitätssicherung des Projekts wichtig. Während der Arbeit an den Portfolios dokumentieren immer zwei Schülerinnen und Schüler die jeweiligen Arbeitsschritte. Am Ende soll das gesamte Projekt mit Hilfe von Fragebogen evaluiert werden.