Wie müssen Räume gestaltet sein, in denen die vielfältigen Bedürfnisse von Kindern und Jugendliche zur Entfaltung kommen können? Wie können Freiräume für Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Ganztagsschule geschaffen und aktiv gestaltet werden?
Wie müssen Räume gestaltet sein, in denen die vielfältigen Bedürfnisse von Kindern und Jugendliche zur Entfaltung kommen können? Wie können Freiräume für Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Ganztagsschule geschaffen und aktiv gestaltet werden?
Rosan Bosch, Rosan Bosch Studios Dänemark: Rosan Bosch Studios Dänemark: Die international renommierte Künstlerin Rosan Bosch denkt Bildungsräume neu und bringt dabei Kunst, Design und Architektur miteinander in Einklang. Dabei entstehen Räume, die neue Lernformen zulassen.
Christian Eberhard, Gottfried-Kinkel-Schule Bonn, Nordrhein-Westfalen: An der Gottfried-Kinkel-Schule Bonn werden Klassen von einem Leitungsteam, bestehend aus einer Lehrkraft und einer pädagogischen Fachkraft gemeinsam begleitet. Die Zusammenarbeit bei der Umsetzung eines gemeinsamen Bildungsverständnisses im Ganztag macht auch eine Auseinandersetzung bei der Gestaltung und Nutzung der Räume an der Ganztagsschule notwendig. Christian Eberhard stellt vor, wie mit diesen Herausforderungen an die Schulraumgestaltung umgegangen wird.
Andreas Flock, brandkontrolle GmbH, Berlin: Andreas Flock ist Architekt und Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz. Er setzt sich mit der Entwicklung und Begleitung von Brandschutzkonzepten für innovative Lernräume sowie der brandschutzkonformen Nutzung von Schulfluren, also Fluchtwegen, auseinander. Sein Wissen gibt er regelmäßig in Workshops, Seminaren und Vorträgen weiter.
Adrian Krawczyk, Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg: Als Architekt ist Adrian Krawczyk seit 2010 bei der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung tätig und widmet sich dem Thema Ganztag im Spannungsfeld von Flächennutzung und Pädagogik.
Moderation: Maren Wichmann, Ganztägig bilden und Henry Steinhäuser, Serviceagentur Ganztägig lernen Bayern
Andreas Flock beschrieb, wie der Brandschutz in Bestandsschulen häufig Argumentationslinien bestimmt, um Veränderungen zu blockieren. Man müsse in den Schulen sich von dem Gedanken lösen, was alles nicht ginge und vielmehr fragen, was man eigentlich wolle, um dann zu erkennen, dass vieles möglich sei. „Gebäude sind wie Menschen, sie machen Angebote“, sagte Flock und führte aus, dass beispielsweise Flure durch Abtrennung genutzt und möbliert werden könnten, somit neue Räume entstünden. Allzu häufig würde auch an veralteten Dingen festgehalten, die Veränderungen ebenfalls blockieren könnten. In Bezug auf die Aufgabe von Brandschutz führte Flock aus, dass Übersetzungsarbeit zwischen den Gesetzen und Vorschriften und den Möglichkeiten der Umgestaltung in den Gebäuden zu leisten sei. Das Verständnis von Vorschriften sei wichtig und notwendig, dafür sei angeraten, sich Unterstützung von professionellen Partnern einzuholen. Wenn Schulen mit den Brandschutzexperten ins Gespräch kommen und miteinander kommunizieren, ist man häufig positiv überrascht, was alles möglich ist, sagte Flock. „Brandschutz ist gestalt- und planbar.“ Im Übrigen plädierte er dafür, Schülerinnen und Schüler in den Veränderungsprozess einzubinden und aus Brandschutz ein Lernthema für Kinder zu machen.
Adrian Krawczyk berät und unterstützt Schulen bei der Erstellung von Raumkonzepten in der Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg. An Hamburger Schulen sei im Moment viel Bewegung in Bezug auf Raumkonzepte, denn die Entwicklung ginge weg vom Einzelauftrag hin zum Ausbau der gesamten Fläche. Bestandsgebäude bilden dabei die größte Herausforderung. Der Ausbau von Halbtags- zu Ganztagsschulen vor allem mit der Notwendigkeit eine Kantine zu haben, hat den Druck maßgeblich erhöht. Doch der Um- und Ausbau geht weit darüber hinaus. Denn neue schulische Konzepte greifen unmittelbar in die Ausgestaltung von Räumen ein. Die Idee, sogenannte Compartements einzurichten, Flurflächen nutzbar zu machen, so dass sie als Jahrgangsflure für alle frei zur Verfügung stehen, die Vielfalt von Schule auch durch unterschiedlich gestaltete Räume kenntlich zu machen und Klassenräume, die häufig eine zu geringe Auslastung hätten, in der Woche stärker zu nutzen, verändern selbstverständlich auch das Fluchtwegkonzept eines Schulgebäudes. Ausdrücklich sprach sich Krawczyk dafür aus, alle Betroffenen in die Veränderungen mit einzubeziehen, das sei eine große Chance, auch wenn in Partizipation auch immer viel „Sprengstoff“ liege. Kooperation und Kommunikation mit allen Beteiligten hätte sich jedoch bewährt. Er wies auch darauf hin, dass zum einen die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen gefordert sei, zum anderen ein politischer Wille zur Veränderung deutlich erkennbar sein müssen. Zuletzt plädierte Krawczyk dafür, auch externe Hilfe zu nutzen und schloss damit an ein Argument seines Vorredners an. Ziel sei es, offene, partizipative und multifunktionale Flächen für eine zukunftsfähige Schule zu schaffen.
Die Diskussionsrunde beschloss der Beitrag von Rosan Bosch. Die international renommierte Künstlerin führte in ihrem Eingangsstatement zunächst aus, dass ein Umdenken in den Schulen stattfinden müsse. „Kinder können überall sitzen und lernen und plötzlich hat man viel mehr Platz,“ sagte sie. Einrichtung und Materialien inspirieren, Farben setzen Akzente, fokussieren und bündeln Aufmerksamkeit. Formen können Elemente im Raum verbinden oder sogar umfunktionieren, wie beispielsweise ein Bücherregal zu einem Bodenelement werden könne. Unterschiedliche Beschaffenheit von Materialien und die Integration von Elementen regen die Fantasie an. Eines der wichtigsten gestalterischen Elemente von Räumen ist das Licht. Bosch wies darauf hin, dass die beste Architektur keine Lichtquellen verbaue, sondern im Zusammenspiel mit zu ergänzenden Lichtquellen einen offenen und lichtdurchfluteten Raum schaffe. Manche Dinge würden etwas kosten, aber es sei die Sache wert, meinte die Künstlerin.
Ausdrücklich plädierte Bosch für ein Umdenken an Schulen, sich auf neu erdachte Räume und deren Nutzung einzulassen. Dafür brauche es nicht unbedingt ganz neue Ideen, auch könnten Räume so bestehen bleiben, vor allem wenn man sich mit beispielsweise dem Denkmalschutz auseinandersetzen müsse. Der Wille zur Veränderung jedoch reiche oftmals schon raus, um zu neuen Raumkonzepten zu gelangen. Hier ginge es um Konzepte, die offene Bereiche zur Differenzierung provozierten – weg von einem geschlossenen Klassenverbund hin zu einem individuellen Lernort mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, zur Bewegung und Aktivität. Als Impulsgeber verwies Bosch zum Ende ihre Vortrags auf die offenen Kitas mit ihren „Themenräumen“ und machte auf #radicaldigital und #laptopsstattkreuze aufmerksam, um das Reflektierte weiter zu vertiefen.