Acht Ganztagsschulen aus acht Ländern werden zwei Tage lang diesen Workshopraum mit ihren konkreten Beispielen zur veränderten Lernkultur gestalten. Im Rahmen von „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ wurden 2009/2010 ausgewählte Ganztagsschulen aus ganz Deutschland dabei unterstützt, eigene Ideen zur veränderten Lernkultur und individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern im Team zu entwickeln und zu erproben. Abwechslung im Lernangebot und kreativer Spielraum für forschendes und selbstständiges Lernen stärken das Interesse am Unterricht, demokratische Kompetenzen und die eigenständige Aneignung von Wissen. Bei den Schulen im „Labor Lernkultur“ standen Schüler im Mittelpunkt und wurden „Regisseure des eigenen Lernens“. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Bildungspartner sowie interessierte Schulen haben sich miteinander vernetzt. Für die Qualitätssicherung im Schulalltag standen den Ganztagsschulen Berater aus ihrer Regionalen Serviceagentur „Ganztägig lernen.“ unterstützend zur Seite. An beiden Kongresstagen werden die Schulen ihre ersten Ergebnisse präsentieren. Hier haben Sie die Möglichkeit, innerhalb eines jeden 90-Minutenblocks jeweils zwei Schulen kennen zu lernen.
Verzahnung von Vor- und Nachmittag
Grund- und Gemeinschaftsschule Boostedt
Neues entwickelt sich an der Boostedter Grund- und Gemeinschaftsschule auf der Grundlage von Bewährtem. Um Vor- und Nachmittag besser zu verzahnen und mehr Raum für selbstständiges Lernen zu schaffen, entschied sich die Schule, das Fach Verbraucherlehre mit der Nachmittags-AG „Kochen und Backen“ zu verbinden. Theorie- und Praxislernen werden mit diesem Ansatz in ein Gleichgewicht gebracht. Mit der Konzeption wird der vorgeschriebene zweistündige Fachunterricht mit optionalen Stunden des Ganztags sinnvoll aufgestockt – und Lernkultur erhält eine neue Qualität. Material öffnen
Schüler werden Betreuer von Lernumgebungen
Ernst-Moritz-Arndt Regionale Schule Greifswald
An der Ernst-Moritz-Arndt-Schule sollen Schülerinnen und Schüler physikalische Phänomene nicht nur bestaunen, erforschen und verstehen, sondern die Ergebnisse des Unterrichts am Ende eines Schulhalbjahres ihren Mitschülern zugänglich machen. Zensuren sollen dann nicht für Präsentationen von vorgegebenem Unterrichtsstoff erteilt werden, sondern für Lernumgebungen von Schülern für Schüler. Zu diesem Zweck wird der Physikunterricht der Klasse 6 um eine Klassenleiterstunde ergänzt. In dem so entstehenden Zeitblock von 90 Minuten wird der Physikfachraum zu einer Lernwerkstatt umgestaltet. Ad hoc und jede Woche neu organisieren Schüler das Lernen in Eigenregie. Die Ernst-Moritz-Arndt-Schule in Greifswald hat damit einen Schritt in Richtung handlungsorientiertes Lernen getan.
Freiarbeit auch am Vormittag
Veit-Ludwig-von-Seckendorff-Gymnasium
Am Veit-Ludwig-von-Seckendorff-Gymnasium überstimmen die Schülerinnen und Schüler ihre Lehrkräfte durchaus mal bei der Themenwahl. Das gehört zum Konzept der Schule, die selbstständiges Lernen sowie Frei- und Wochenplanarbeit als Schwerpunkte definiert hat: Die Lehrkraft fungiert als Berater und Moderator, nicht als Leiter. Abends korrigiert die Lehrkraft keine Klassenarbeiten, sondern schaut im Netz nach, wie Schüler in Online-Logbüchern ihre Such-, Lern- und Planungsprozesse beschreiben. Nach ersten Erfahrungen mit selbstständigem Lernen in der Frei- und Wochenplanarbeit plant eine motivierte Gruppe von Kollegen die nächsten Schritte, um neue Lernformen stärker in den Unterricht zu integrieren. Dazu gehören die Verbindung des Fachunterrichts ebenso wie neue Formen der Leistungsüberprüfung und –bewertung.
Bewegungspass für jedes Kind
Pestalozzischule Eisenberg
Schwerpunkt des Projektes an der Pestalozzischule ist Bewegung. Die Steuergruppe hat ein Konzept zur psychomotorischen Förderung von Schülerinnen und Schülern bis hin zu einer „Lernwerkstatt Psychomotorik“ entwickelt. Mit diesem Konzept strebt die Schule die Verbindung von Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung mit Lerninhalten aus verschiedenen Fächern an. Alle Kinder erhalten einen Bewegungspass. Er kommt in das Portfolio, in dem gelungene „Werkstücke“ aus allen Unterrichtsfächern gesammelt werden. Das psychomotorische Förderkonzept reicht weit über das Schulgelände hinaus: Die Schule bezieht Eltern, Partnerschulen mit ähnlichem Profil, das Kultusministerium und die Schulaufsicht in ihre Planungen ein und baut auf regionale und überregionale Sponsoren. So ist in Eisenberg ein Netzwerk entstanden, das über die Schule hinaus Lernkultur verwirklicht.
Halt, ich will’s selbst erklären!
Sekundarschule Wanzleben
An der Sekundarschule Wanzleben testen Schülerinnen und Schüler neue Formen der Dokumentation und Präsentation von Lernprozessen und –ergebnissen und erleben den Umgang mit strukturiertem Feedback. So stärkt die Schule ihre Schülerinnen und Schüler für eigenverantwortliches Leben und Lernen. Kernstück des Vorhabens ist die in der 9. Jahrgangsstufe eingeführte Projektwoche „Weimar“. Sie verbindet die Fächer Deutsch, Geschichte, Musik und Kunst und bezieht außerschulische Lernorte und Bildungspartner ein.
Ganztagsschule = Lernen lernen
128. Mittelschule Dresden
Die Mittelschule Dresden versucht, ihre Schüler durch offene Unterrichtsformen für das Lernen zu motivieren. Daher ist das obligatorische Unterrichtsangebot am Vormittag mit in eigener Verantwortung gewählten Ganztagsangeboten am Nachmittag verzahnt. Beide Komponenten sind durch das gemeinsame Ziel verbunden, den Schülern anwendungsfähiges und berufsorientiertes Wissen auf eine Weise zu vermitteln, die ihre Lern-, Sozial- und Methodenkompetenz stärkt. Ein großer Anteil der Schülerschaft kommt aus schwierigen familiären Konstellationen, die der Schule einen erweiterten erzieherischen Auftrag zuweisen. Diesem widmet sich das Kollegium mit Unterstützung von Sozialpädagogen und gegebenenfalls mit „Hilfen zur Erziehung“, die über das Jugendamt vermittelt werden. Material öffnen
Lehrerkooperation am Gymnasium
Hochwaldgymnasium Wadern
„Südafrika und die Fußballweltmeisterschaft 2010“ lautete der Projekttitel, der den Schülern des Hochwaldgymnasiums Wadern die Lebenswirklichkeit fremder Kulturen näher bringt. Für die Umsetzung des Projektes war besonders die Kooperation der Lehrkräfte untereinander gefragt. Im Arbeitszimmer des Lehrerkollegiums am Hochwaldgymnasium hängt eine Mindmap, die alle geplanten Unterrichtseinheiten, Anteile der einzelnen Fächer und deren Vernetzung untereinander aufzeigt. Neben Lerninhalten gehen aus diesem Leitfaden auch Lernformen hervor, die im Laufe der Projektarbeit Schülern und Schülerinnen Gelegenheit bieten, sich in eigenverantwortlichem selbstständigen Lernen zu erproben und über Dokumentation und Präsentation zur Reflexion ihrer Lernprozesse und Leistungen zu gelangen.
Hausaufgaben im Ganztag?
Gymnasium am Neandertal
Wie gestaltet ein Kollegium den Aufbau einer Lernkultur, in der Lehrkräfte weniger lehren als vielmehr für die Organisation und Moderation von vielfältigen Lerngelegenheiten im Ganztag verantwortlich sind? Dieser Herausforderung hat sich das Gymnasium am Neandertal gestellt, denn für Hausaufgaben nach traditionellem Verständnis gelten im Ganztag andere Rahmenbedingungen: Es dürfen keine Hausaufgaben von einem zum anderen Tag gestellt werden und der Gesamtumfang darf eine Stunde bis anderthalb Stunden Arbeitszeit am Tag nicht überschreiten. Zunächst hat die Schule für die Jahrgangsstufe 5 einen Drei-Stufen-Plan entwickelt. Dieser sieht kompetenzorientierte Projekte vor, die Schnittmengen zwischen den Fächern bilden. In der zweiten Stufe sollen Zeitfenster im Vertretungsunterricht genutzt und zu einer mobilen Lernwerkstatt umfunktioniert werden. Langfristig zielt das Modell auf eine Facharbeit in der fünften Klasse, deren Thema frei wählbar ist. So ersetzt eine neue Aufgabenkultur, die mehr Raum für individualisiertes Lernen bietet, die herkömmliche Hausaufgabenpraxis.