Eine Schule für die ganze Familie

Die Ganztagsgrundschule Ludwigstraße verbindet reformpädagogische Elemente zu einer ganzheitlichen Betreuung der Schüler/innen. Außerdem engagiert sie sich in der Familienförderung

Projektdaten

Klassenstufen:
alle

Anzahl der Schüler/innen:
alle

Anzahl der Lehrer/innen:
alle

Fachbereiche:
alle

Wochenstunden:
alle

Das Projekt

Die pädagogische Konzeption basiert auf reformpädagogischen Elementen, also der Verbindung von ganztägiger Betreuung mit einer breiten individuellen Förderung in einem ganzheitlichen, integrativen Ansatz. Durch die Beteiligung an einem Netzwerk sozialer Einrichtungen leistet die Schule einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Familien, insbesondere sozial schwacher, des Stadtteils.

Der Auslöser

Um die Schließung des Standorts zu verhindern, wurde 1989 die Halbtagsgrundschule in eine Ganztagsschule umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Anteil an Migrant/innen 84 Prozent bei einer Gesamtschülerzahl von 120, was zur Folge hatte, dass deutsche Familien die Brennpunktschule mieden. Durch die Ganztagskonzeption gewann die Schule für diese Eltern an Attraktivität.

Der Weg

Bis 1992 wurde der Ganztagsbetrieb ausschließlich mit Lehrkräften gestaltet. Seit 1992 existiert an der Schule ein Mischmodell mit Lehrkräften, Erzieherinnen und Honorarkräften. Seit Gründung eines Kooperationsverbunds verschiedener sozialer Einrichtungen des Stadtteils 1999 bietet die Schule in diesem Netzwerk ein spezielles Beratungsangebot im Bereich Familienförderung. Der Schultag besteht aus drei Unterrichtsblöcken, zwei am Vormittag und einer am Nachmittag, der 45-Minuten-Takt ist aufgehoben. In den Unterricht sind Übungsphasen und längere Pausen integriert. Nach dem Mittagessen erfolgt eine Stunde beaufsichtigte Freizeit mit freiwilligen Angeboten. Zum regulären Stundenplan jeder Klasse gehört eine Zeit im Spielzentrum, das täglich zwischen 8.50 und 15.30 Uhr geöffnet ist. Für die Klassen 1 bis 3 sind zwei von Erzieherinnen betreute Wochenstunden vorgesehen. Die Möglichkeit der Kombination von Lehrkräften und Erzieher/innen basiert auf den in Hamburg geltenden „Rahmenbedingungen für die Einrichtung von Ganztagsschulen und andere Formen ganztägiger Betreuung in der Schule“ vom 24.11.1992. Hierin wurde das Mischmodell mit Erzieher/innen und Honorarkräften für den Ganztagsbetrieb verankert. Um eine intensivere Förderung der Schüler/innen zu ermöglichen, arbeiten in der 1. Klasse jeweils Teams aus einer Erzieherin und zwei Lehrkräften zusammen, in den 2. Klassen zwei Lehrkräfte zum Teil mit gemeinsamen Unterrichtsstunden. Ein spezielles Förderangebot für die lernstärkeren, motivierteren Kinder, die gern auch knifflige Denksportaufgaben lösen, bieten die Denkergruppen. Derzeit gibt es zwei Gruppen mit insgesamt 14 Schüler/innen im Rahmen des Kursangebots und als freiwilliges Angebot. Für die Teilnahme werden Kinder aller Jahrgangsstufen angesprochen. Die Aufgabenstellungen werden von einer Lehrkraft vorbereitet. Neben einer täglich garantierten Betreuungsmöglichkeit bis 16 Uhr (freitags bis 14 Uhr) bietet die Zusammenarbeit mit einer Jugendhilfeeinrichtung in unmittelbarer Nachbarschft der Schule eine tägliche Betreuung für berufstätige Eltern bis 18 Uhr. Darüber hinaus gibt es eine Ferienbetreuung durch Erzieherinnen, je zwei Wochen in den Frühjahrs- und Sommerferien und eine in den Herbstferien. Eine wichtige Funktion im Bereich sozialen Lernens haben das Patensystem der Schule, das heißt die 4. Klasse betreut die 1., die 3. Klasse die Vorschulklasse, und der einmal wöchentlich zusammen mit der Schulleitung tagende Schülerrat aus jeweils zwei Vertreter/innen der Klassen 1–4 und der Vorschule. Zu seinen Aufgaben gehören die Diskussion des Kursangebots, die Sammlung von Vorstellungen und Wünschen aus den Klassen. Durch den Schülerrat können die Kinder das Schulleben aktiv mitgestalten und lernen, eigenständig Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln und Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. Das Kursangebot (Wahlpflichtkurse an zwei Nachmittagen) wird vorwiegend von Honorarkräften gestaltet. Es bietet vielfältige Betätigungsmöglichkeiten im intellektuellen, kreativen, musischen, sportlichen und handwerklichen Bereich. Auch das gemeinsame Essen mit Lehrkräften im Klassenraum bietet Möglichkeiten sozialen Lernens wie Gespräche, Austausch von Erlebtem oder Aufgaben für die Klassengemeinschaft zu übernehmen. Wegen der verschiedenen Nationalitäten erhalten die Kinder vegetarische Vollwertkost, die gern angenommen wird. Im Rahmen eines Modellprojekts „Kooperationsverbund für eine stadtteilbezogene Familienförderung“ (KOOP) fungiert die Schule als Serviceeinrichtung für Familien des Stadtteils („Hilfe in allen Lebenslagen“). An dem Modellprojekt sind mehrere Institutionen, Kinder- und Jugendeinrichtungen beteiligt. Durch ein engmaschiges Netz sozialer Einrichtungen sollen leicht zugängliche Unterstützungsangebote für Familien bereitgestellt werden. Für den anfallenden Beratungsbedarf der Familien bei Wohnungsproblemen, Schwierigkeiten mit Behörden, Trennung und Scheidung, Geldsorgen etc. wurde eine offene Sprechstunde in der Schule eingerichtet. Die Sozialpädagogin, die das Projekt Familienförderung leitet, ist gleichzeitig Mitglied im Beratungsteam der Schule, wo Fragen aller Art zusammen mit den Beratungslehrern besprochen werden und mit Fachpersonal anderer Einrichtungen kooperiert wird.

Probleme und Lösungen

Im Hinblick auf die Unterstützung lernschwächerer Kinder ist die Erprobung alternativer Lernformen, die den kognitiven Lernprozess unterstützen, weiterhin erforderlich. Um die unterschiedlichen Qualifikationen, berufsspezifischen Stärken und Erfahrungen von Lehrer/innen und Erzieher/innen in einem pädagogisch abgestimmten Gesamtkonzept zusammenzuführen, bedarf es der weiteren konzeptionellen Fundierung im Schulprogramm. Voraussetzung für die Weiterführung und Verbesserung der Konzeption des Ganztagsmodells ist nach Einschätzung der Schulleitung, des Kollegiums und der Eltern, dass die jetzige finanzielle und personelle Ausstattung gewährleistet bleibt. Gefährdungen werden durch die bevorstehende Neufassung der Rahmenbedingungen befürchtet, die drastische personelle Reduzierungen für den Ganztagsbereich vorsehen. Auch die stadtteilbezogenen Familienförderung ist angesichts der finanziellen Engpässe in der Bezirksarbeit bislang nicht dauerhaft abgesichert.

Blitzlicht

Das Ganztagsmodell bietet insbesondere durch die Doppelbesetzung mit Lehrkräften und Erzieherinnen und die Arbeit mit alternativen Lernmethoden Chancen, stärker an den individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler/innen anzusetzen. Auch die Eltern befürworten das Konzept einer gesicherten ganztägigen Betreuung mit einer individuellen Lernförderung ihrer Kinder und das soziale Lernen im Umgang mit Kindern verschiedener Kulturen. Eine positive Resonanz erfährt die Schule auch durch die Beurteilung der weiterführenden Schulen, die den Schulabgänger/innen neben einem guten Leistungsstand eine hohe Sozialkompetenz attestieren.

Schule

Schulname
Ganztagsgrundschule Ludwigstraße

Schulart
Grundschule

Schulangebote
gebunden

Schulanschrift
Ganztagsgrundschule Ludwigstraße Ludwigstr. 7–9 20357 Hamburg

E-Mail
info@schule-ludwigstrasse.de

Anzahl der Schüler/innen
340

Anzahl der Lehrer/innen
26

Sonstiges pädogogisches Personal
7 Erzieherinnen, 1 Sozialpädagogin, 24 Honorarkräfte

Ansatz der Schule
reformpädagogisch, Schwerpunkte: Lernen lernen, Lernen durch Bewegung, soziales Lernen

Zeitstruktur
Mo–Do: 8–15.30, Fr: 8–14 Uhr (Unterricht) Di und Do Kurssystem bis 16 Uhr; Mittagessen: 12.30–13 Uhr

Netzwerke der Schule
Netzwerk Hamburger Stadtteilschulen

Programme der Schule

Sozialraum der Schule
großstädtisch, 25 Prozent Migrant/innen im Stadtteil

Zusammensetzung
12 Nationen

Besonderheiten
muttersprachlicher Unterricht für türkische Kinder

Referenzen

Das Projekt hat erfolgreich am 1. Ganztagsschulwettbewerb „Zeigt her eure Schule“ teilgenommen.

Autoren

  • Preiss