Ein europäischer Kräutergarten

Die Europaschule „Arnold Zweig“ Pasewalk macht die Schüler/innen fit für die Zukunft in einem vereinten Europa. Freundschaften mit Schulen aus anderen Ländern bereichern den Schulalltag

Das Projekt

Neben den allgemeinen Merkmalen der Projektarbeit wie eigenständiges, interdisziplinäres sowie ergebnis- und handlungsorientiertes Arbeiten bildet bei Comenius-1-Schulprojekten die europäische Dimension eine wichtige Komponente. Durch die Kooperation fließen unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven von Schüler/innen und Lehrer/innen aus den beteiligten Staaten in die Erarbeitung des gemeinsamen Themas ein. Comenius steht für ein von der EU ins Leben gerufenes und von ihr finanziell unterstütztes Bildungsprogramm auf verschiedenen Ebenen. Es geht dabei um das Erleben und Leben des europäischen Gedankens; um einen oder mehrere Blicke über das eigene Land hinaus – in Sachen Kultur, Sprache, Lebensweise, Bildung und vieles mehr. Unsere Schule beteiligt sich seit drei Jahren an einem Projekt für Schulpartnerschaften. Als Koordinator hält die Landwirtschaftliche Fachschule Haidegg aus Graz (Österreich) alle Fäden in der Hand. Weitere Partner sind ein Gymnasium aus Vasilika (Griechenland), eine höhere landwirtschaftliche Fachschule aus Sentjur (Slowenien), zwei Jahre lang ein Gymnasium aus Chrosnica (Polen) und für ein Jahr ein Gymnasium aus Baktaloranthaza (Ungarn). Unser gemeinsames Projekt trägt den Titel „Gewürzkräuter Europas und deren Verwendung in der regionalen Küche“. Bei uns sind in die Erarbeitung und Durchführung des Projekts vor allem Lehrer/innen und Schüler/innen der Wahlpflichtkurse Hauswirtschaft, Biologie, Künstlerisches Gestalten, Länderkunde EU sowie Informatik eingebunden. Vielfältig sind auch unsere Beziehungen zu außerschulischen Partnern, wie beispielsweise die Stadtwerke, die Pommersche Fleisch- und Wurstwaren GmbH, aber auch der Kreisbauernverband, der an unserer Schule ein Lehr- und Schaukabinett unterhält. Eine Tierpatenschaft verbindet uns mit dem Tierpark in Ueckermünde, und wir arbeiten mit der Arbeitsagentur, den Krankenkassen, der Bundeswehr sowie mit Vereinen unserer Stadt zusammen.

Der Auslöser

Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des vergangenen Jahrzehnts machen es notwendig, den Blick zu öffnen für unsere Nachbarn im Osten, für die Globalisierungsprozesse in Wirtschaft und Kultur, für die neuen Anforderungen der Wissensgesellschaft. Die Verantwortung der Schule liegt in der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf diese Bedingungen – sie fit zu machen für die Zukunft in einem vereinten Europa. Toleranz gegenüber anderen Kulturen ist ein wichtiges Lernziel. Auch das Lernen der Sprachen der Nachbarländer ist eine Notwendigkeit. Unsere Schüler werden als junge Europäer in mehreren Ländern leben und arbeiten. Ein Europa ohne Grenzen – dieser Traum beginnt sich zu erfüllen. Die Europaschule „Arnold Zweig“ macht mit ihrem Schulprogramm ein Angebot, sich diesen Perspektiven zu öffnen und sich darauf vorzubereiten.

Der Weg

Am Anfang standen die Idee und der europäische Gedanke. Danach folgten Beratungen mit Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern, ein Beschluss der Schulkonferenz wurde herbeigeführt. Die Partnersuche dauerte etwa ein Jahr. Unterstützung erhielten wir von der Förder- und Entwicklungsgesellschaft des Landkreises Uecker-Randow sowie der Geschäftsstelle der Euro-Region Pomerania. Das Anlegen eines Kräutergartens war ein wesentliches Ziel. Zunächst ging es darum, Gewürzkräuter der heimischen Region oder des Landes kennen zu lernen, Schautafeln und Herbarien anzufertigen. Das Projektergebnis des ersten Jahres war ein Kräuterkalender mit Kochrezepten für 2003 als Gemeinschaftsprojekt aller sechs Partnerschulen. Unsere Hauswirtschaftskurse kochten wie die Weltmeister, probierten und wählten die besten Rezepte mit Kräutern aus. Der Kurs Künstlerische Gestaltung entwarf ein Deckblatt für den Kalender, der Geografiekurs Länder der EU bemalte unsere Schulwand mit der EU-Karte. Im zweiten Jahr konzentrierten wir uns weiter auf unsere Arbeit mit den Gewürzkräutern. Dieses Mal sollte ein gemeinsam erstelltes Kräuterkochbuch Ausdruck unserer Anstrengungen sein. Wieder wurde viel gekocht, geplant und gestaltet. Das Kochbuch wurde ein voller Erfolg. Höhepunkte waren jedes Mal die Lehrer- und Schüleraustausche sowie die Projektzusammenkünfte, denn inzwischen waren wir Freunde geworden und freuten uns auf jedes Treffen. Das letzte Jahr unserer Comenius-Partnerschaft steht nun ganz im Zeichen der Computertechnik. Eine gemeinsame Homepage wird entstehen, in der wir unsere Arbeit am Projekt dokumentieren. Hierbei ist besonders der Informatikkurs gefordert. Auch wenn wir unser Projekt noch nicht abgeschlossen haben, können wir sagen, dass uns Comenius viel gebracht hat: neue Freunde, Einsicht in fremde Kulturen und Sprachen und Verständnis für andere Lebensweisen.

Blitzlicht

Eines der Highlights war die Theateraufführung unserer Schülerinnen und Schüler von Shakespeares „Sommernachtstraum“ am 25. Juni 2002 in Graz/Österreich. Die Veranstaltung war ausverkauft und die Begeisterung riesengroß. Schüler und Lehrer aus den anderen Partnerländern waren ebenfalls anwesend. Die „Verbrüderung“ unter den Schülern führte dazu, dass weit nach Mitternacht vom Computerraum der Schule in Graz E-Mails an die Heimatschulen geschickt wurden.

Referenzen

Das Projekt wurde als gutes Praxisbeispiel auf dem 1. Ganztagsschulkongress 2004 vorgestellt. Die Nominierung der Schule erfolgte durch das Ministerium des Landes.<?xml:namespace prefix = o ns = „urn:schemas-microsoft-com:office:office“ />

Autoren

• Norbert Haack