03.01.2019
Im Umgang mit Heterogenität zeigt sich das gesamte Lehr- und Lernverständnis sowie die Kultur einer Schule. Die Frage nach der Anerkennung von Diversität und wie eine Schule damit umgeht ist der Überbau zum grundsätzlichen „Wie wollen wir gemeinsam lernen “. Praktisch alle Felder der Ganztagsschulentwicklung sind davon betroffen. Zum einen braucht Vielfalt eine klare Struktur – zum Beispiel für das tägliche Miteinander Regeln und Rituale, für kontroverse Diskussionen und zur Demokratiebildung Räume und ausreichende Zeit. Zum anderen brauchen alle an Schulen Beteiligten ein tiefes Verständnis und eine gemeinsame Übereinkunft darüber, was Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt bedeutet, wo diese sich in jedem Moment des schulischen Alltags zeigen, wo Stolperfallen drohen etc. Kurzum es geht um Haltung und darum, wie sie gemeinsam entwickelt, gepflegt und vertieft werden kann.
Haltung beginnt beim pädagogischen Selbstverständnis
Eine wertschätzende und anerkennende Haltung durchzieht alle Bereiche des pädagogischen Miteinanders und ist deshalb das Fundament für gelebte Diversität. Das Bewusstsein dafür zeigt sich in der Praxis und im täglichen Umgang mit Kolleginnen und Kollegen wie den Schülerinnen und Schülern. Zu einer diversitätssensiblen Lernkultur gehört die Bereitschaft, die eigene Praxis zu durchleuchten, beispielsweise offensichtliche und weniger offensichtliche Diskriminierungen anzusprechen und sich kollegiales Feedback zu holen. Auch wenn die Arbeit eines multiprofessionellen Teams anerkannt wird und auf Augenhöhe stattfindet, ist dies ein gutes Anzeichen dafür, dass die Pädagoginnen und Pädagogen teamintern ein gemeinsames Verständnis darüber haben, was es heißt Diversität als Chance und Gewinn anzuerkennen.
Das pädagogische diversitätssensible Selbstverständnis zeigt sich in der Lern- und Lehrkultur in Auseinandersetzung mit den Schülerinnen und Schülern. Jede und jeder lernt anders, bringt unterschiedliche Erfahrungshorizonte mit und hat eine eigene Persönlichkeitsentwicklung. Kinder und Jugendliche wollen mit ihren Besonderheiten gesehen werden und Wertschätzung erfahren. Hierfür braucht es flexible Strukturen wie eine gute Rhythmisierung und ein breites Angebot an Lehrformen und Lernmethoden sowie eine transparente Feedbackkultur für ein gemeinsames Leistungs- und Bildungsverständnis nicht zuletzt auch unter Einbindung der Eltern im Rahmen einer Erziehungspartnerschaft.
Der Umgang mit Heterogenität will gelernt sein
Die gängige Praxis, Unterschiede dafür nutzen, sich gegeneinander abzugrenzen, um so Zugehörigkeiten zu definieren, braucht Gegenentwürfe, die Vielfalt der „Anderen“ als Zugewinn und Erweiterung des „Eigenen“ begreifen. Im täglichen Miteinander üben sich Schülerinnen und Schüler darin in Formaten, in denen sie von- und miteinander lernen können. Sie achten auf Konflikte als Pausenhelfer und lernen als Streitschlichter ausgewogen zu urteilen. Das Einüben von demokratischen Umgangsformen, im Klassenrat und Schülerparlament verschiedene Positionen zu benennen und kontrovers zu beleuchten ohne den Respekt voreinander zu verlieren, Kooperationen mit außerschulischen Institutionen zu pflegen und weitere Realitäten kennenzulernen, dies und noch viele andere Erfahrungsbereiche schulischen Alltags tragen dazu bei, dass Unterschiedlichkeiten von Kindern und Jugendlichen nicht als trennend, sondern als Erweiterung und Bereicherung ihrer eigenen Lebenswelt wahrgenommen werden können.
Unter „Schulkultur – Anerkennung von Vielfalt“ finden sich viele gute Beispiele für den Umgang mit Diversität.