Informelle Bildungsprozesse, so wie sie im Umgang mit Gleichaltrigen oder auch in der Familie entstehen, sind essentiell für den schulischen Bildungserfolg, denn an dieses Wissen kann die Unterrichtsdidaktik anknüpfen. Und sie sind wichtig für den Aufbau von sozialen Kompetenzen. Gleichaltrige Freundinnen und Freunde spielen im späten Kindes- und im Jugendalter eine zunehmend wichtigere Rolle und beeinflussen das Verhalten der Heranwachsenden.
Wenn durch den Besuch einer Ganztagsschule der Anteil
der frei gestaltete Zeit und der damit verbundenen Lernmöglichkeiten geringer wird, muss man im schulischen Rahmen Alternativen schaffen. Aufbau und Pflege von Peer-Beziehungen sowie das Sammeln von Erfahrungen außerhalb der Schule müssen – auch ohne übergeordnete Zielsetzung – möglich gemacht werden.
Peer-Education
Positive Peer-Beziehungen werden didaktisch in der Peer-Education genutzt. Die Grundannahme hierbei ist, dass Kinder- und Jugendliche Wissen adressatengerechter weitergeben können und es keine Hierarchieunterschiede gibt, die das Lernen blockieren können. Beim Lernen durch Lehren (LdL) nach Jean Pol Martin bereiten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen bestimmte Unterrichtsinhalte vor, die sie dann den Mitschülern präsentieren und dabei verschiedene Methoden einsetzen. Der Lerneffekt ist besonders hoch bei denjenigen, die den Stoff aufbereiten. Schülerinnen und Schüler, die gewohnt sind, Wissen zu vermitteln oder anderen beim Lernen zu helfen, können im individualisierten Unterricht die Lehrkraft – die hier eher die Funktion eines Lernberaters oder Lerncoaches einnimmt – unterstützen. Als Lernhelfer können sie ihr eigenes Wissen vertiefen, soziale Kompetenzen aufbauen und Mitschülerinnen und Mitschülern in ihrem Lernprozess unterstützen.
Qualität und Schulkultur
Verlässliche soziale Beziehungen zwischen Lehrkräften, Schülern, Eltern und außerschulischen Partnern sind Grundpfeiler einer wertschätzenden Schulkultur und eines anregenden Schullebens. Sie stellen somit wichtige Indikatoren für Schulqualität dar. Woran sich Schulkultur konkret festmachen lässt, findet sich in verschiedenen Rahmenvereinbarungen zur Schulqualität.
Im niedersächsischen Orientierungsrahmen Schulqualität ist Schulkultur einer von sechs Qualitätsbereichen mit den Qualitätsmerkmalen Schule als Lebensraum, Gesundheitsförderung im Schulalltag, Beteiligung der Schülerinnen, Schüler und Eltern sowie Kooperation mit Schulen, Betrieben und anderen Partnern. Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen öffnen.
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Schulkultur – soziale Beziehungen in der Ganztagsschule
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16.09.2013
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