Partizipative Schulprogrammarbeit in der Ganztagsschule

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DKJS / D. Ibovnik

Eine demokratische Schule ist ein komplexes System, in dem verschiedene Interessengruppen miteinander interagieren und Ausgleich suchen. Partizipatives Arbeiten setzt in heterogenen Zusammenhängen mehrstufige Verfahren voraus, die durch zentrale Merkmale charakterisiert sind und daher spezifische Moderationsaufgaben mit sich bringen:

  • gleichberechtigte Teilhabe aller Beteiligten absichern,
  • Projekt- und Ergebnisorientierung konsequent umsetzen,
  • Lehrenden, Lernenden und Eltern Gelegenheit geben, in anderen Feldern und Formen als üblich zusammenzuarbeiten (Methodenvielfalt, exzentrische Position),
  • kooperatives Arbeiten und ganzheitliches Denken fördern (Synergien),
  • Ergebnisbindung und Verantwortungsübernahme innerhalb thematischer Arbeitsgruppen gewährleisten (strukturelle Zuweisungen durchbrechen),
  • Kommunikationsprozesse verbessern und intensivieren (öffentliche Präsentationen organisieren, Transparenz gewährleisten und Diskussionen anregen).

Für partizipative Schulprogrammarbeit und langfristig wirksame Beteiligungsverfahren an Schulen erachten wir folgende Voraussetzungen als wesentliche Gelingensbedingungen für die erfolgreiche Gestaltung von Prozessherausforderungen:

  • Die Initiative zur Veränderung muss von der Schule ausgehen, das heißt, Veränderungsdruck und der Wille, sich auf einen langfristigen, ergebnisoffenen (jedoch nicht ziellosen) Prozess einzulassen, ist unentbehrlich für eine erfolgreiche Schulprogrammarbeit.
  • Zwischen den beteiligten Gruppen (Schulleitung, Kollegium, Eltern, Schülerinnen und Schüler, sonstige Beteiligtengruppen) sollte eine Zielvereinbarung abgeschlossen werden.

Dies empfiehlt sich aus drei Gründen:

Transparenz: Eine Zielvereinbarung zwischen den Beteiligtengruppen legt Thema, Zielsetzung und Methodik des Beteiligungsprozesses offen und schafft Akzeptanz für den eingeschlagenen Weg.
Teilhabe: In Arbeitskreisen und Interessengruppen diskutierte Zielvereinbarungen binden frühzeitig Personen ein, erhöhen die Erfolgschancen und verbessern den Zugang zum eigentlichen Prozess.
Ergebnisbindung: Resultate, die in einem partizipativen Prozess erzielt und in einer gemeinsamen Zielvereinbarung begründet wurden, erreichen eine hohe Verbindlichkeit und sorgen somit für bessere Umsetzungschancen.

Die Schulleitung als zentrale Schnittstelle und wichtiger Entscheidungsträger sollte unbedingt einbezogen werden. Längerfristige Prozesse und Veränderungen mit Auswirkungen auf die gesamte Schule sind nur gemeinsam mit der Schulleitung erfolgreich zu steuern und umzusetzen.

  • Die Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler, der Eltern und gegebenenfalls des Schulhorts in Werkstätten und Partizipationsprozesse muss sichergestellt werden. Jede Ziel- und Problemstellung, die grundsätzliche Fragen jenseits der Klasse oder Hortgruppe beantwortet und mit Gestaltungsspielräumen versehen ist, erfordert im System Schule die Information und Teilhabe aller Beteiligten.
  • Erfolgreiche Prozesse und Werkstätten erfordern eine adäquate personelle und materielle Ausstattung.
  • Schulen sollten Gleichzeitigkeit von beteiligungsaufwendigen Prozessen vermeiden, um die Entwicklung des Schulprogramms nicht zu gefährden.

Grundsätze

Für Prozesse der Schulprogrammentwicklung haben sich folgende Grundsätze herauskristallisiert:

  1. Einbeziehung und Überzeugung der Schulleitung (Akzeptanz bis aktive Unterstützung anstreben),
  2. Bildung einer Steuergruppe, welche konzentriert die Arbeit vorantreibt, Termine setzt und organisatorische Aufgaben übernimmt,
  3. Bestandsaufnahme bestehender Materialien und Routinen, um tradierte Gewohnheiten, Regularien und Wissensbestände angemessen zu berücksichtigen (Schriftstücke, Befragungen, Interviews).

Prozessqualität

Darüber hinaus haben sich folgende Erkenntnisse als prozessprägend erwiesen:

  • Ein Leitbild gibt der Schule Identität und dient als Distinktions- und Alleinstellungsmerkmal. Es ist Element eines jeden Schulprogramms und geht als solches der Umsetzung von Maßnahmen voraus.
  • Ein Aktions- bzw. Maßnahmeplan (Operationalisierung des Schulprogramms für kurz- und mittelfristige Planungszeiträume) rundet die Schulprogrammentwicklung ab und bietet die Grundlage zur Realisierung der vereinbarten Projekte und Aktivitäten.
  • Die schulöffentliche Präsentation und direkte Legitimation des Schulprogramms über die Gesamtschulkonferenz kann für eine Verstetigung des Gesamtprozesses sorgen.

Datum:
27.03.2010