Pädagogischer Umgang mit Unterschieden

Heterogenität

Ungleichheit – also Heterogenität – und Gleichheit zwischen Schülerinnen und Schülern bilden für die Pädagogik ein dialektisches Spannungsverhältnis. Diese Einsicht ist nicht neu: Vorschläge zu einem Umgang mit dieser spannungsvollen Einheit finden sich beispielsweise bei Comenius, W. von Humboldt, in vielen Reformpädagogiken und nicht zuletzt in der Diskussion um Chancengleichheit und kompensatorische Erziehung ab Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre. 

Dialektisches Spannungsverhältnis

Ungleichheit – also Heterogenität – und Gleichheit zwischen Schülerinnen und Schülern bilden für die Pädagogik ein dialektisches Spannungsverhältnis. Diese Einsicht ist nicht neu: Vorschläge zu einem Umgang mit dieser spannungsvollen Einheit finden sich beispielsweise bei Comenius, W. von Humboldt, in vielen Reformpädagogiken und nicht zuletzt in der Diskussion um Chancengleichheit und kompensatorische Erziehung ab Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre. 

Neu ist hingegen, dass Differenz, Heterogenität oder Vielfalt nicht nur erneut und vermehrt als Phänomene der schulischen und unterrichtlichen Realität aufgegriffen werden, mit denen auf geeignete Weise pädagogisch umzugehen sei, sondern dass sie zugleich zu zentralen Begriffen aktueller pädagogischer Ansätze avanciert sind. Die verstärkte Diskussion (1) offenbart für die Pädagogik in puncto Heterogenität einen theoretischen wie praktischen Nachholbedarf, dokumentiert in dem verordneten Stellenwert als prioritäres Thema in der Hamburger Lehrerbildung.

In die Diskussion gebracht wird das Thema Heterogenität – bislang relativ unabhängig voneinander und jeweils speziell für ihre Bereiche – vor allem von drei größeren „pädagogischen Bewegungen“, der Interkulturellen Pädagogik, der Feministischen Pädagogik und der Integrationspädagogik. Beiträge aus diesen Bereichen machen unmissverständlich deutlich, dass Homogenität einer Schülerschaft – auch die durch das gegliederte Schulsystem von der Idee her angestrebte – immer schon eine Fiktion darstelle. Heterogenität ist folglich, in welcher schulischen Organisationsform auch immer, der Normalfall, mit dem sich die pädagogischen Disziplinen zu befassen haben. So gesehen ist eine gesonderte Behandlung des Themas „Umgang mit Heterogenität“ an sich schon ein Phänomen.

Während nun einerseits pädagogische Konzeptionen des Umgangs mit Heterogenität erforderlich sind, so ist andererseits zu fragen, ob nicht mit der Betonung der Differenzen, oder, wie Andreas Hinz es vorschlägt, mit dem „Kultivieren von Heterogenität“ das Spannungsverhältnis zwischen Gleichheit und Differenz einseitig zu Ungunsten der Gleichheit ausgelegt wird, die sich im pädagogischen Bereich immerhin in Form von Chancengleichheit in der Teilhabe an den Angeboten des Bildungs- und Ausbildungssystems zu bewähren hat. Drückt sich in der Hervorhebung der Differenzen „ein Verlust des Gemeinsamen aus? Wird das Allgemeine ergänzt oder gar ersetzt durch Beliebigkeit? Feiert das Subjekthafte Triumph? Lösen sich Verbindlichkeiten auf, ohne dass neue entstehen?“, so fasst Schlömerkemper kritische Fragen zusammen.

Lösungen werde es derzeit nur in Ansätzen geben können. Einige Perspektiven einer pädagogischen Konzeption, die die Individualität des Subjekts berücksichtigt, gerade indem sie auch die Aspekte des Allgemeinen und Verbindenden theoretisch expliziert, scheinen jedoch greifbar und sollen hier angedeutet werden. 

Datum: 02.03.2012
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