Welches Instrument bezieht die Schülerinnen und Schüler in die Unterrichtsentwicklung mit ein? Wie können die Lernenden in die Unterrichtsgestaltung und damit in die Steuerung ihrer Lernprozesse eingebunden werden? Wer gibt Lehrerinnen und Lehrern eine konstruktive Rückmeldung über die Gestaltung des Unterrichts? Die Idee der Schulleitung des Eldenburg-Gymnasiums in Lübz war die Einführung eines breit angelegten Feedbacksystems. Ein wesentlicher Baustein ist das Schüler-Lehrer Feedback. Die Schülerinnen und Schüler bewerten hierbei den Unterricht ihrer Lehrkräfte, die Ergebnisse werden anschließend gemeinsam ausgewertet, schulintern evaluiert und fließen in die Qualitätsentwicklung und -sicherung des Unterrichts ein. Die Umsetzung dieses Vorschlags setzte zunächst ein verändertes Verständnis der Lehrerrolle voraus und insbesondere auch die Bereitschaft, sich der Kritik durch die Schülerinnen und Schüler zu stellen. Die Schulleitung erarbeitete mit dem Kollegium die theoretischen Grundlagen sowie praktischen Umsetzungsmöglichkeiten an der Schule. Den Kern bilden hierbei konkrete und gemeinsam vereinbarte Kriterien guten Unterrichts, die mit beobachtbaren Indikatoren unterlegt und Qualitätsbereichen zugeordnet wurden. Als wissenschafts-theoretische Basis dienen die aktuellen Erkenntnisse der empirischen Bildungsforschung. Zur praktischen Ausgestaltung und Umsetzung des Schüler-Lehrer-Feedbacks wurde eine entsprechende Arbeitsgruppe gebildet.
Feedback braucht Regeln, Strukturen und Indikatoren
Jedem Schüler-Lehrer-Feedback sind konkrete Regeln in Form einer Anleitung vorangestellt, in der zudem die Ziele eines fairen Feedbacks erläutert werden. So soll es nicht darum gehen, die persönlichen Eigenschaften der Lehrkraft zu bewerten, sondern beobachtbares Handeln und das Verhalten in bestimmten Situationen. Als Ziel wird formuliert, „über Positives und Kritikpunkte im Unterricht ins Gespräch zu kommen, diese gemeinsam zu klären und für die Zukunft gemeinsam Absprachen zu treffen, die eine gute Arbeit/ eine positive Lernatmosphäre stärken und herstellen“. Diese unterstützt erfolgreiches Lernen. Auf jedem Evaluationsbogen wird ein Fachlehrer von einer Lerngruppe entsprechend der schulintern vereinbarten Kriterien und Indikatoren für einen vorgegebenen Zeitraum bewertet. Weiterhin können die Schüler unter TOP positive Anmerkungen, unter TIPP Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge aufführen. TOP und TIPP sind nach den Gesichtspunkten „kurz, konkret und konstruktiv“ zu formulieren. Für das Ausfüllen erhalten die Schülerinnen eine zeitliche Orientierung. Nach Ablauf der Bearbeitungszeit sammelt der Klassensprecher die Bögen ein und übergibt diese in einem geschlossenen Umschlag dem Fachlehrer zur Auswertung. Im Laufe der folgenden zwei Wochen wird das Ergebnis gemeinsam diskutiert und die getroffenen Vereinbarungen in einem Protokoll festgehalten. Das Feedback erfolgt natürlich anonym und wird in regelmäßigen Abständen (Schleifen) wiederholt.
Feedback als Mittel zum Lernerfolg
Am Eldenburg-Gymnasium hat sich seit 2013 eine beständige Feedbackkultur zwischen Lernenden und Lehrenden etabliert. Im Zentrum steht dabei immer das Bemühen, den Unterricht kontinuierlich im Sinne eines effektiveren Lernens der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Hierzu gilt es insbesondere die Schülerinnen und Schüler einzubeziehen sowie den konstruktiven Austausch zwischen der Lerngruppe und jeweiligen Fachlehrer zu fördern. Neben dem Schüler-Lehrer-Feedback werden zudem unterschiedlichste Feedbackformen im Unterricht eingesetzt, reflektieren die Lehrkräfte gegenseitig ihren Unterricht und evaluieren das Schulleitungshandeln. Die beständige Kommunikation wurde zum Grundprinzip der Schulkultur erklärt und dafür Formate und Standards wie u.a. das Schüler-Lehrer-Feedback entwickelt. Das Schulklima hat sich dadurch stark verändert. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich wohl, begegnen sich wertschätzend und nehmen die Schule als Lebensraum an. Lehrkräfte planen, unterrichten und evaluieren gemeinschaftlich, Schülerinnen und Schüler nehmen die Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess stärker wahr, fördern sich gegenseitig, sind motivierter und zeigen eine höhere Leistungsbereitschaft. Probleme werden offen und lösungsorientiert angesprochen. Die Abgangsquote von Schülerinnen und Schülern hat sich signifikant reduziert und die Anmeldezahlen steigen kontinuierlich.