Qualtiätsentwicklung gemeinsam und vor Ort
Andi Weiland | DKJS

Qualtitätsentwicklung gemeinsam und vor Ort

Ganztagsschulen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Qualität ihrer Lehr- und Lernkultur sowie ihrer Schulkultur nachhaltig zu verbessern. Angesichts des Fachkräftemangels heute und mehr noch in Zukunft ist die Sorge groß, die Qualitätsentwicklung und die erarbeiteten Standards könnten nun ins Wanken geraten. Der eingeschlagene Weg muss konsequent verfolgt werden, denn gerade Ganztagsgrundschulen werden zukünftig ihre Qualität weiterentwickeln, die stetig steigende Heterogenität und Diversität in den Klassenzimmern wie auch der gesetzliche Anspruch auf einen Ganztagsschulplatz sind hier nur zwei Gesichtspunkte unter vielen weiteren.

Bei der Integration und Weiterbildung von Seiteneinsteigern können Qualitätsrahmen und -standards – wie auch schon in der Vergangenheit – Schulen Orientierung geben. Daneben bieten Fort- und Weiterbildungsangebote für schulisches und außerschulisches Personal Qualifizierungsmöglichkeiten. Als ein gutes Beispiel der Vorbereitung ist der Zertifikatskurs „Qualifizierung pädagogischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ der Serviceagentur Schleswig-Holstein bereits genannt worden. In vier verschiedenen Modulen mit thematischen Schwerpunkten wie Kommunikation, Konfliktlösung und Geschäftsführung, Pädagogik und Lernen wird Wissen vermittelt, das auf den schulischen Alltag vorbereitet und dabei vor allem die Besonderheiten von Ganztagsschulen im Blick behält.

Doch wie implementiert man die neu erlernten Inhalte in den schulischen Alltag? Die Erfahrungen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung aus dem Programm „Ideen für mehr! Ganztägig lernen“ und hier vor allem die Erkenntnisse aus den bundesweiten schulischen Netzwerken sind auf Formate zur guten Integration von Quereinsteigern in großen Teilen übertragbar. Es hat sich gezeigt, dass Schulen professionell und nachhaltig schulische Qualität (weiter-) entwickeln, wenn sie gemeinsam mit anderen Betroffenen über Probleme in einem geschützten Raum reflektieren, Erfahrungen auf moderierten Netzwerktreffen und gut vorbereiteten Hospitationen austauschen sowie kollegiales konstruktives Feedback durch den „anderen“ Blick von außen erhalten. Ganztagsschulen lernen am besten von Ganztagsschulen in allen Kernbereichen schulischer Qualitätsentwicklung.

Bei der ungeheuren Brisanz der Fachkräftegewinnung liegt es nah, sich mit Hilfe erprobter Formate auch in diesem Bereich auszutauschen. Aus den Jahren der Zusammenarbeit sind eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Erfahrungsberichten hervorgegangen. So finden sich in den Ländern eine große Anzahl an Ganztagsschulen, die Mitglieder in Netzwerken unterschiedlicher Schwerpunkte sind und die ihre Türen für andere interessierte Schulen öffnen, um in einen gemeinsamen und konstruktiven Austausch zu schulischen Entwicklungsthemen zu treten.

Erfolgreich erprobte Formate des Austauschs in schulischen Entwicklungsnetzwerken sind unter anderem:

Netzwerktreffen und Werkstätten

In regelmäßigen Abständen treffen sich Schulen, um sich über ihr konkretes Anliegen auszutauschen. Im bundesweiten Netzwerk von 2013/14 traf sich beispielsweise das Netzwerk V unter dem gemeinsamen Motto „Lernen gestalten im Team“. Lesen Sie hier welche inhaltlichen Schwerpunkte jedes einzelne Netzwerktreffen verfolgte, wie die Schulen ihre eigenen Ziele definierten, und welche weiteren thematischen Inhalte noch integriert und beleuchtet wurden.

Begleitendes Mentoring und fachliches Input

Entwicklungsnetzwerke geben eine fachliche Orientierung, ohne starre Modelle und vorgeschriebene Prozessschritte. Stattdessen bieten sie Inputs von Experten aus der Praxis, orientiert an den Bedürfnissen der im Netzwerk teilnehmenden Schulen – etwa von eingeladenen Spezialisten und auch durch den informellen Austausch zwischen den teilnehmenden Schulen. Während der Projektphase ist ein begleitendes Mentoring essentiell. Moderatoren und Schulentwicklungsbegleiterinnen und -begleiter unterstützen die Schulen beispielsweise bei der Konkretisierung ihrer Entwicklungsziele, bringen die Gruppen ins Gespräch und eröffnen den Raum für den Austausch auf Augenhöhe.

Tandem und Hospitation

Neben der größeren Einheit des Netzwerkes ist es förderlich Schultandems zu initiieren. Gemeinsame Schwerpunkte der Entwicklungsziele sind hilfreich, die gleiche Schulform hingegen nicht notwendig, wenn ein Tandemverbund zusammengestellt wird. Gegenseitige Hospitationen ermöglichen einen Einblick in die Alltagspraxis der jeweils anderen Schule. Hospitationen müssen jedoch gut vor- und nachbereitet werden, damit alle Beteiligten einen Mehrwert davon haben.

Auf den Schwerpunkt Hospitation wurde bereits ausführlich zu Beginn des aktuellen Monatsthemas „Fachkräftegewinnung“ hingewiesen. Auch finden sich unter dem Suchwort „Hospitation“ auf der Portalseite viele Beiträge und weiterführende Informationen, wie Praxisbeispiele oder Hospitationsplaner.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass nach der Erfahrung in den Bundesweiten Netzwerken der Blick in die Praxis sowie gute Austauschformate Schulentwicklung am nachhaltigsten befördern. Denn schulische Netzwerke und eine horizontale Schulentwicklung, die Unterstützung und das Feedback von anderen „Schulpraktikern“ ermöglichen, bieten den notwendigen Raum für Schulen über die eigene Praxis nachzudenken, zu reflektieren und diese gemeinsam mit anderen zu verändern. Schulen, die heute und zukünftig mit Quereinsteigern arbeiten werden, können in solch einem Austauschformat voneinander profitieren und die Herausforderungen zum Wohle aller in den schulischen Alltag integrieren.