An der Gemeinschaftsschule Friedrichstadt wird seit über 20 Jahren ganztägig gelernt, seit 2001 in der gebundenen Form.
Das Leitbild der Schule knüpft an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an. Diese sollen dazu angeleitet werden, selbstständig, kreativ, fächerübergreifend, nach individueller Leistungsfähigkeit und praxisbezogen zu arbeiten. Übergeordnetes Ziel ist das erfolgreiche Lernen jedes Einzelnen durch das Schaffen einer harmonischen Lernatmosphäre auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Toleranz.
Unterricht in verschiedenen Formen, an vielfältigen Lernorten und unter Einbeziehung externer Partner ermöglicht projekt- und praxisorientiertes Lernen. Kernelemente des kompetenzorientierten Unterrichts sind die projekt- und praxisorientierten Lerntage, die POLT und PALT, die fest in den Wochen- und Jahresrhythmus eingebunden sind.
Für ihr Engagement und ihre beispielhafte Arbeit wurde die Ganztagsschule im Jahr 2014 für den Deutschen Schulpreis nominiert.
Film, Mode und Martin Luther – Vielfalt der Lebenswelt im fächerübergreifenden Lernen
In den Jahrgängen sieben bis neun wird einmal wöchentlich ein projektorientierter Lerntag, kurz POLT, durchgeführt. Den ganzen Tag arbeiten dann kleine Lerngruppen an ihren fächerübergreifenden Projekten. Die Themen bestimmen die Schülerinnen und Schüler aktiv mit, z. B. Zusammenleben mit anderen Kulturen, Martin Luther, Feste feiern, Gesundes Leben, Kunst und Mode, Fit und stark fürs Leben oder Berufsausbildung in unserer Region.
Über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen arbeiten die Jugendlichen prozess- und produktorientiert an ihrem POLT-Projekt. Auch Exkursionen sind in diesem Zeitraum vorgesehen. Während eines Film-Projektes etwa lernten die Schülerinnen und Schüler Veranstaltungen in dokumentarischer Form zu filmen und Interviews mit Teilnehmenden zu führen. Dazu hat die Gruppe mit dem Offenen Kanal Magdeburg zusammen arbeiten können. Teil des POLT-Projektes Dokumentarfilm war außerdem der Besuch des MDR-Rundfunkstudios in Dessau.
Zum Abschluss der Projektphase präsentieren die Lerngruppen ihre Ergebnisse, die POLT-Produkte, wie etwa den fertig geschnittenen Dokumentarfilm. Zusätzlich zu Zensuren erhalten die Schülerinnen und Schüler Zertifikate zum Kompetenznachweis.
Im ersten Schulhalbjahr der achten Klasse wird zusätzlich ein praxisorientierter Lerntag – PALT – zur Berufsorientierung durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler sind in Betrieben und Institutionen tätig, wobei sie unterschiedliche Berufsfelder kennenlernen. Es geht z. B. um die handwerkliche Arbeit mit Farbe, Metall und Holz, aber auch um Handlungsfelder aus dem Dienstleistungs- und Pflegebereich. So werden etwa im Stadtwald Gehege repariert und das Gelände sauber gehalten. Im Waldkindergarten wird mit den Kindern gebastelt und gespielt und im Senioren- und Pflegezentrum gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gesungen, gespielt oder vorgelesen. Am Ende des Schulhalbjahres steht wiederum die Präsentation der Arbeit. In der Aula der Schule treffen sich die Gruppen und berichten über ihre Tätigkeiten. Sie stellen die kennen gelernten Berufe vor und zeigen ihre angefertigten Produkte. Vieles davon ist noch lange nach der Projektzeit in der Schule präsent,etwa ein Globus oder eine Bank aus Metall oder die Gestaltung der Aula.
Nachhaltige Wirkung
Mit den projektorientierten Lerntagen erhalten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich multiperspektivisch und damit intensiver und lebensweltbezogener mit einem Thema auseinanderzusetzen als dies sonst im regulären Unterricht möglich wäre.
Die Schule agiert dabei nicht primär als Wissensvermittlerin, sondern gibt den Schülerinnen und Schülern einen geschützten Raum, in dem sie ihr Selbstvertrauen stärken und mit Mut und Kraft ihre eigenen Lebensbereiche gut gestalten können. Die Lehrpersonen werden zu Lernbegleiterinnen und -begleitern und ermöglichen den Jugendlichen ein ganzheitliches Lernerleben.
Das gilt auch für die praxisorientierten Lerntage. Die Jugendlichen schnuppern in unterschiedliche Berufsfelder hinein und können so neben den regulären Praktika konkrete Bezüge zwischen sich und der Arbeitswelt herstellen. Sie erfahren Selbstwirksamkeit und reflektieren sich und ihre Umwelt.
Schulleiterin Ines Petermann bringt es auf den Punkt: „Lebensweltorientierung bedeutet für uns Gestern-Heute-Morgen einzubeziehen, um Nachhaltigkeit zu erreichen und Spuren in den Köpfen der Schüler zu hinterlassen. Lernen mit allen Sinnen ist für jede Jahrgangsstufe immer wieder eine große Herausforderung und dabei in die Lebenswelt der Schüler einzutauchen und dabei neue Horizonte zu eröffnen, ist eine besondere Aufgabe.“