Die Stadtteilschule Poppenbüttel in Hamburg ist eine Referenzadresse für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern. Sie hat zahlreiche Strategien zum Aufbau von Kontakten, zur innerschulischen Organisationsentwicklung und zur Gestaltung von konkreten Angeboten und Verträgen entwickelt. Für alle am Schulleben Beteiligten hat die Stadtteilschule Lösungen gefunden, so dass die Begleitung, Bildung und Betreuung des Kindes im multiprofessionellen Teamprozess erfolgt.
Die Stadtteilschule Poppenbüttel häutet sich von innen: Die Schule hat sich entschieden, eine gebundene Ganztagsschule zu werden und auf dem Weg dahin verabschiedet sie sich nach und nach von Übergangslösungen. Seit vier Jahren entwickelt sie sich von der Halbtagsschule über die offene Ganztagsschule zum gebundenen Ganztag. Im Jahr 2016 wird die Metamorphose beendet sein und die gebundene Ganztagsschule gilt dann für jeden Jahrgang bis Klasse 10. Der Veränderungsprozess findet bei „laufendem Motor“ statt. Hauseigene Lösungen im Umgang mit außerschulischen Partnern werden deshalb anhand aktueller Erfahrungen im Schuljahresbetrieb korrigiert.
Raum- und Zeitbedingungen
Um den eingebundenen Partnern die Arbeit zu erleichtern, stehen sogenannte Teambüros und das Lehrerzimmer zur Verfügung. In diesen Räumen treffen sich alle an der Bildungsarbeit Beteiligten, legen persönliche Sachen und Material zur Vor- und Nachbereitung ab, treffen Absprachen und entspannen sich in den Pausen. Gerade für die Partner ist der zur Verfügung stehende Platz wichtig. Während es an Raum nicht fehlt, so mangelt es doch an Zeit, um sich regelmäßig zu treffen. Um sich dennoch über die Erlebnisse und Ergebnisse aus der Arbeit mit den Schülern zu verständigen, nutzen alle Partner ein einheitliches System für Rückmeldungen. Auf der Grundlage von Formblättern können Hinweise und Informationen festgehalten und an die entsprechenden Tutoren oder Fachlehrer per Schulpostfach weitergeleitet werden. Auf diese Weise kompensiert die Schule die fehlenden Austauschtreffen.
Transparenz
Regelmäßig erscheinende „Schulblätter“ informieren nicht nur die Vertreter des Sportclubs Poppenbüttel (SCP), sondern ebenso Mitglieder des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), der wie unter anderem auch die AWO Poppenbüttel FSJler in die Schule entsendet. Die Schulblätter erreichen selbstverständlich auch Eltern und Lehrer. Konkret für Partner wurde eine Broschüre entwickelt, die sich als Leitfaden für die Arbeit mit der Schule versteht. Ansprechpartner, Raumverteilungen, Zeiten und andere notwendige Informationen für die Zusammenarbeit mit der Schule sind darin systematisch zusammengefasst.
Gegenwärtig ist die Schule das Zentrum des Partnernetzwerks und wird durch Ganztagsschulkoordinator Carsten Temming moderiert. In den Darstellungen der am Netzwerk beteiligten Institutionen ordnet sich die Stadtteilschule in einen Kreis von Partnern ein. Das ist irritierend, weil die Impulse und Koordinationsleistungen von der Schule ausgehen. Bereits im nächsten Jahr werden sich Temming und die schulischen Partner weiteren Anforderungen stellen: So weitet die Schule ihre Betreuungszeiten bis 18.00 Uhr aus und öffnet auch in den Schulferien als Erlebnisort für Schüler. Herausforderungen, bei denen sich die Schule und das Netzwerk erneut auf den Weg machen und Lösungen suchen wollen.
Das jetzt etablierte Netzwerk ist möglicherweise ein Vorläufer für ein zukünftiges Stadtteilzentrum. In so einem Zentrum hätte die Schule sicherlich eine zentrale Rolle, sieht sich als Einrichtung jedoch nicht in der Lage, ein solches Netzwerk dauerhaft zu moderieren. Die Schule wünscht sich als Entlastung eine externe Koordinierung.
Temming hat mit seinem Einstieg als Koordinator eine geeignete Vorgehensweise bei der Entwicklung der Ganztagstafel gefunden. Die Tafel bildet ausschließlich die Segmente des Ganztags ab. Auf Flipcharts wird mit Klebezetteln das zur Verfügung stehende Personal angezeigt. Die Protagonisten werden farblich gekennzeichnet und auf die individuellen Lernzeiten, die Mittagszeit und die Kursangebote verteilt. In Hamburg wird der gebundene Ganztag mit der Teilungsformel 40 Prozent Lehrer, 40 Prozent Sozialpädagogen und 20 Prozent Honorarkräfte finanziert. Die Klebezettel signalisieren, dass Veränderungen jederzeit möglich sind. Die Ganztagstafel professionalisiert nicht nur die Koordinierungsarbeit, sie schafft auch Transparenz für alle Beteiligten.
Verbindlichkeit
Da, wo Geld fließt, wird eine sogenannte Dienstleistungsvereinbarung geschlossen. Die Vorlagen beschreiben das grundsätzliche Verhältnis von Schule und Partnern und beziehen sich auf die konkrete Beschreibung der Dienstleistungen, deren Stundenanzahl und Geldwert.
Wertschätzung
Mit Blick auf die Ganztagstafel organisiert Temming seinen täglichen Rundgang. Auf diesem streift er durch die Angebote, in denen Partner eingebunden sind, sagt „Hallo“, staunt, verteilt Informationen und vor allem Wertschätzung. Der direkte Kontakt ist für den Koordinator eine Bedingung für das Gelingen eines partnerschaftlich organisierten Alltags und damit der Kraft seines multiprofessionellen Teams.
Multiprofessionelle Haltung
Unterschiedliche Blickwinkel auf das Kind zusammenzuführen – getreu dem Motto „dem Kind gerecht werden!“ – das macht multiprofessionelle Teams wertvoll. Während die Partner in besonderer Weise auf das „ganze“ Kind schauen, fokussieren die Lehrkräfte zusätzlich eine fachliche Lernentwicklung. Gegenwärtig bewegen sich Partner und Lehrer in ihrer Haltung zum Kind aufeinander zu. Beispielsweise hat Temming erkannt, wie wertvoll die Ressourcen des im Stadtteil etablierten Bauspielplatzes sind. Dieser ermöglicht den Kindern vor allem ein abenteuerliches und freies Spielen, während andere Bereiche ihres Schulalltages strikter reglementiert und strukturiert sind. Der Bauspielplatz bereichert und erweitert die Lebens- und Lernwelt des Kindes und das Kind profitiert davon. Die Mischung ist entscheidend.
Datum: 26.10.2012
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