Öffentlichkeitsarbeit an der Ganztagsschule – Schulentwicklung auf neuen Wegen

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DKJS/ D. Ibovnik

von Herbert Bosshammer

Öffentlichkeitsarbeit von Ganztagsschulen muss gezielt, kontinuierlich und nachhaltig sein. Sie ist Bestandteil und gleichzeitig Ausdruck der inneren und äußeren Schulentwicklung und begleitet sie. Auf dem Weg von der Halbtagsschule zur Ganztagsschule wird immer ein Prozess weiterer und intensiver Schulentwicklung in Gang gesetzt.

Dabei umfasst Schulentwicklung die Unterrichtsentwicklung, die Personalentwicklung und die Organisationsentwicklung in der der Ganztagsschule.

Viele Schulen haben Erfahrungen mit Öffentlichkeitsarbeit gesammelt. Sie haben schulische Aktionen, Projekte, Feste und Feiern über die örtlichen Medien angekündigt und darüber berichten lassen, vielleicht nach dem Motto: Tu Gutes und lasse darüber berichten. Sie machen das häufig spontan und in der Absicht, die Schule, die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler oder Ausstattung und Gebäude in der Öffentlichkeit darzustellen oder um anders als mit organisatorisch aufwändigen Rundschreiben eine Zielgruppe im schulischen Umfeld zu erreichen. Über die lokalen Medien wird aber eine größere Gruppe von Leser/innen oder Hörer/innen erreicht, als es ursprünglich in der Absicht der Schule lag. So erfahren auch nicht direkt angesprochene oder betroffene Personen über Aktivitäten der Schule. Das Bild der Schule wird im öffentlichen Bewusstsein weiter präzisiert. Positive Berichterstattungen oder -vorlagen – und nur solche sind erwünscht – sollen die Arbeit in der Schule, den Einfluss auf das schulische Umfeld oder persönliches oder soziales Engagement würdigen und lobend darstellen. Die Schule – Schulleitung, Kollegium, Mitarbeiter/innen – versprechen sich von dieser Berichterstattung ein positiv besetztes Image, möglicherweise aber auch eine erhöhte Akzeptanz der Beteiligten, vielleicht gar des Lehrerberufs insgesamt, verbunden mit einem steigenden Zuspruch durch Eltern.

Als Ort im Quartier darstellen

Ebenso kann sich Schule auch als besonderer Ort im Quartier darstellen, als ein Kooperationspartner für andere Institutionen/Organisationen im näheren Umfeld. Sie kann ihr individuelles Profil publizieren. Damit können mögliche Kooperationen angeregt und Unterstützungen vielfältiger Art vorbereitet werden.

Weiterhin kann das positiv besetzte Bild der Schule Wirkungen nach innen zeigen, wenn Eltern mit negativer Sicht auf die Arbeit einzelner Lehrerinnen und Lehrer ihr eigenes Bild „veröffentlichen“.

Elemente der Schulentwicklung an Ganztagsschulen werden unter dem Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit gezielt in den Blick genommen. Alle an Schule Beteiligten reflektieren gemeinsam und offen diesen Bereich und machen eine Bestandsaufnahme. Sie klären die Zuständigkeiten/Verantwortlichkeiten. Möglichkeiten, Zielsetzungen und deren Realisierung werden hinterfragt und fixiert. Es bietet sich an, einer (Lehr-)Person die Zuständigkeit für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit zu übertragen – was nicht bedeutet, dass die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit von der Schulleitung weg verlagert wird. Sie trägt nach wie vor die Gesamtverantwortung, auch im Sinne einer Rechenschaftslegung nach innen und außen. In das Ressort der beauftragten (Lehr-)Person fällt es, den Prozess der Schulentwicklung innerhalb der Schule transparent zu machen und die Kommunikation darüber zielgerichtet zu gestalten. Die beauftragte Lehrkraft muss dafür Sorge tragen, dass die Entwicklungsschritte in der Schule zielgruppenspezifisch publiziert werden.

Handeln widerspiegeln

Gemeinsam mit den Beteiligten und der Schulleitung soll sie systematisch und differenziert die Ergebnisse der Entwicklung nach außen tragen. In der Öffentlichkeit muss sich der Prozess der Schulentwicklung als ein gemeinsames Handeln widerspiegeln und dadurch das Bild der Schule als Ort von Qualitätsentwicklung und -steigerung zeigen.

Grundlegende Gelingensbedingung dafür ist, dass Schulentwicklung nicht aus Einzelaktionen besteht, die als Reaktionen auf aktuelle Innovationen und Vorgaben erfolgen. Schulentwicklung muss als Prozess nach Plan und mit klaren Zielen verlaufen und fortgeschrieben werden. Sie findet ihren Niederschlag im Schulprogramm. Impulse für die Entwicklung werden im Idealfall von innen und außen gleichermaßen gesetzt.

Öffentlichkeitsarbeit an der Ganztagsschule

Besondere Bedeutung bei der Öffentlichkeitsarbeit innerhalb der Schulentwicklung erhalten das Schulprofil und das Leitbild einer Schule. Beide werden gleichermaßen immer wieder auf den Prüfstand gestellt angesichts neuer Herausforderungen und gesellschaftlicher Veränderungen. Das aktuelle Schulprofil ist meist das Ergebnis eines ungesteuerten Prozesses über einen längeren Zeitraum. „Das Profil ist Ausdruck bestimmter Aktivitäten, Verhaltensweisen und Gegebenheiten, die in irgendeiner Weise hervortreten. Das Profil ist unbewusst, implizit, in gewisser Weise zufällig“ (Philipp/Rolff 1999, S. 17). Zum Schulprofil gehören neben einfachen organisatorischen Bedingungen auch fachliche Schwerpunktsetzungen und Aussagen über Wertvorstellungen und Normen. Im Leitbild einer Schule erscheinen die Inhalte des Schulprofils in einer kurz, einprägsam und „knackig formulierten“ (Kempfert/ Rolff 1999, S. 14) Botschaft (Aussage/Graphik). Das Leitbild einer Schule entwickelt sich in einem Prozess, im dem alle gemeinsam ihre Identifikation mit der Schule darlegen und auf dieser Grundlage pädagogische und soziale Ziele für ihr Handeln festlegen.

 

Literatur
Kempfert, Guy/Rolff, Hans-Günter (1999): Pädagogische Qualitätsentwicklung.
Ein Arbeitsbuch für Schule und Unterricht. Weinheim/Basel.
Philipp, Elmar/Rolff, Hans-Günter (1999). Schulprogramme und Leitbilder entwickeln.
Ein Arbeitsbuch. Weinheim/Basel.

Auszug aus der Publikationsreihe des Begleitprogramms der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“

Öffentlichkeitsarbeit als Impuls zur (Ganztags-)Schulentwicklung
H. Bosshammer, S. Knauer, S. Wegener, C. Welker
ISBN 978-3-940898-05-0

 

Datum: 29.08.2008
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