Qualität durch Ideen und Konzepte
Sieben Kilometer von Koblenz und eine Brückenfahrt über den Rhein entfernt liegt Lahnstein. Vor drei Jahren ist die Realschule der 19 000 Einwohner zählenden Stadt zur Ganztagsschule geworden. Gute Ganztagsschulen entstehen aus Ideen und Konzepten, die entwickelt werden wollen und Umsetzungen, die Menschen mutig ausprobieren. Die Realschule Lahnstein ist auf dem Weg zu diesem Ziel.
760 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule, sie werden von 65 Lehrkräften unterrichtet. In jeder der Klassenstufen 5 bis 10 gibt es sowohl Kinder, die die Schule nach dem Vormittagsunterricht verlassen, als auch Mädchen und Jungen, die nach einem warmen Mittagessen ein Angebot wählen. Das kann die Theater-, die Internet- oder die Entspann-Dich-AG sein oder sie besuchen den Kurs, in dem sie lernen, mit Hunden umzugehen. Seit zwei Jahren existieren an der Realschule Lahnstein außerdem Klassen, die im gebundenen Ganztagsbetrieb arbeiten.
„Gebundene Ganztagsklassen offerieren neue Möglichkeiten, Unterricht zu gestalten“, erzählt Marcel Schwarz, der zweite stellvertretende Schulleiter. Er ist Koordinator des AG-Angebots. „Nur, wenn alle Kinder verlässlich den ganzen Tag zusammen arbeiten, lässt sich der Tag ausreichend rhythmisieren, verzahnen sich Vor- und Nachmittag,“ meint Marcel Schwarz, der stets bemüht ist, auf die Vorschläge seiner Kolleginnen und Kollegen zu reagieren: „Wenn mir eine Lehrerin sagt, an diesem Tag sei beispielsweise Mathe sehr anstrengend gewesen, ist es in Ordnung, wenn die Kinder dann eine halbe Stunde länger Fußball spielen.“ Fächer wie Sport und Englisch können im Ganztagsbetrieb getauscht werden, wenn dieses für die Leistungsfähigkeit der Jugendlichen besser ist. Doch flexibel zu sein, stößt auf räumliche Grenzen.
Zwei Schulen teilen sich Räume
Die Realschule teilt sich beispielsweise die Fachräume für Musik, Kunst und Chemie mit dem Gymnasium, das sich im gleichen Gebäude befindet. Betonmischer, Gerüste und Holzbalken liegen auf dem Schulhof, damit demnächst auch eine Hauptschule einziehen kann. Die Schulen müssen sich über die Nutzungszeiten für die Fachräume abstimmen. Fixpunkte, die die Rhythmisierung einschränken. „Ideen wie etwa die, statt im 45-Minuten-Takt anderthalb Stunden zu unterrichten oder längere Pausen einzuführen, sind schwer umsetzbar“, bedauert Marcel Schwarz.
Sich zu kennen und zu wissen, was den anderen beschäftigt, das hat Priorität an der Realschule Lahnstein. Deshalb führen Lehrerkräfte mit den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern viele Beratungsgespräche, etwa dann, wenn Kinder im Unterricht stören oder auffällig sind. „Probleme werden bei uns eben nicht nur durch Noten gelöst“, sagt Marcel Schwarz. Lernen, so glaubt er, funktioniere dann am besten, wenn die Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen stimmt. Diese Chance bietet ein ganztägiger Unterricht, der es den Klassenlehrern möglich macht, viele Stunden in seiner Klasse zu sein. Die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer arbeitet immer mit einer zweiten Lehrkraft zusammen, als ein Klassenteam können sie so gemeinsam leichter sehen, welche Bedingung sich innerhalb der Gruppe stellen.