Eine Heranführung von Jugendlichen an aktuelle Fragen der zeitgenössischen Kunstentwicklung
Eine Heranführung von Jugendlichen an aktuelle Fragen der zeitgenössischen Kunstentwicklung
Projektdaten
Klassenstufen:
11
Anzahl der Schüler/innen:
20
Anzahl der Lehrer/innen:
1
Fachbereiche:
Kunst
Wochenstunden:
2
Das Projekt
Die unkommerzielle Medienkunstgalerie „fluctuating images. contemporary media art“ präsentiert vorwiegend intermediale und medienreflexive Arbeiten. Das Programm verschränkt internationale und regionale Ausrichtung. Als Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Öffentlichkeit soll die Galerie Raum bieten für die Reflexion und Vermittlung medienkünstlerisch relevanter Sachverhalte (www.fluctuating-images.de). Das Projekt „Visual Music – Musik im Auge behalten“ ist spartenübergreifend konzipiert, es verbindet Musik mit Video, Design und Performance. Das Projekt, thematisch den Schüler/innen durch MTV nahe liegend und daher niedrigschwellig angelegt, soll ihnen eine Heranführung an aktuelle Fragen der zeitgenössischen Kunstentwicklung ermöglichen und Gelegenheit zu einer eigenständigen Auseinandersetzung mit diesen Fragen in einem praktischen Teil bieten.
Der Auslöser
Über arthist, eine E-Mail-Liste für Kunsthistoriker/innen, erging der Aufruf, sich am Projekt „Kinder zum Olymp“ zu beteiligen. Wissend um die Schwierigkeiten, die Schüler/innen mit dem Zugang zu zeitgenössischer Kunst haben können, sei’s Schwellenangst, sei’s intellektuelle Angst, nutzten die Galeristen und Kuratoren, Dr. Cornelia Lund und Dr. Holger Lund, den persönlichen Kontakt zum Kunstlehrer Michael Dürr, um mit ihm gemeinsam das Projekt „Visual Music – Musik im Auge behalten“ zu entwickeln. Die zweijährige Ausstellungsreihe „media flow. videoventure on electronic music“ gilt dem Phänomen der Visual Music, einer zeitgenössischen Praxis der visuellen Musik. Seit Mitte der 90er-Jahre werden verstärkt Live-Visualisierungen, so genannte visuals, zu meist elektronischer Musik projiziert, vor allem bei Raves und in Clubs. VJs (visual oder video jockeys) projizieren dabei mit Video-Beamern digitale Videosequenzen oder schalten diese auf Bildschirme. Visual Music kann daher auch als eine Art Live-Kino verstanden werden, mit oft mehreren, auf die räumlichen Verhältnisse abgestimmten Bildflächen. Die Visuals selbst können abstrakt oder figurativ sein, narrativ sind sie allerdings eher selten. Inzwischen gewinnen auch Studioproduktionen von Visual Music immer mehr an Gewicht, bedingt durch die wachsende Zahl von DVD-Beigaben zu CD-Releases und die Gründung von DVD-Visual-Labels. Mit den Studioproduktionen nähert sich die Visual Music den Musikvideos an, die Grenzen werden durchlässiger. Die Ausstellungsreihe soll aktuelle Entwicklungen im Bereich der Visual Music aufzeigen. Dazu wurden für die erste Ausstellung im November 2004 Film- und Videokünstler aus unterschiedlichen Bereichen (Kunst, Architektur oder Design) eingeladen, um unterschiedliche Arten des visuellen Umgangs mit Musik aufzuzeigen. Für die Schüler/innen gliedert sich das Projekt in drei Teile. Am Anfang steht ein ausstellungsbezogener und historischer Teil: Schüler/innen und Lehrer kommen zur Vernissage, lernen die Künster/innen kennen und erhalten in der Ausstellung dann historisch orientierte Lehreinheiten zu Musikvisualisierung seitens der Galeristen. Es folgt dann ein praktischer Teil mit dem Ziel, eigene Musikvisualisierungen zu gestalten unter Anleitung des Lehrers mit reflexiver Begleitung der Galeristen in der Schule. Die Hinführung zum praktischen Teil seitens des Lehrers beinhaltet experimentellen, handlungsorientierten Unterricht unter Berücksichtigung performativer und medialer Gestaltungsaspekte. Bei den Endprodukten haben die Schüler/innen Mitsprachemöglichkeit, was die Konzeption der Musikvisualisierungen, die Wahl der Mittel und Medien angeht. Der dritte Teil des Projekts besteht in der Präsentation der Endprodukte, zunächst im schulischen Zusammenhang und dann auch, materialabhängig und vermutlich mehr dokumentarisch, in der Galerie. Zielpublikum der Galerieausstellung sind dann weniger Schüler/innen als vielmehr Lehrkräfte und Kunstvermittler.
Der Weg
Der Besuch der Schüler/innen in der Galerie anlässlich der Vernissage der Ausstellung „media flow. videoventure on electronic music pt.1“ war geprägt von der Neuheit des Ortes, der Atmosphäre und des Ereignisses für die Schüler/innen. Sie haben die Gelegenheit genutzt, scharf zu beobachten und für ihre eigenen audiovisuellen Produktionen Ideen zu sammeln. Dies war in der darauf folgenden experimentellen Konzeptionsphase festzustellen, die der Lehrer als Ansatzpunkt vor den historischen Teil in der Galerie schob. Dabei wurden erste Praxisideen gesammelt, noch bevor sie historische Beispiele kennen lernen konnten. Diese Ideen wurden dann historisch fundiert mit den Vorträgen der Galeristen und in Diskussion mit den Schüler/innen. Die Praxisideen wurden anschließend in mehreren Doppelstunden Schritt für Schritt entwickelt. Nach der Realisierung erster Filmskizzen besuchten die Galeristen den Unterricht und besprachen zusammen mit dem Lehrer und den Schüler/innen die Skizzen. Daraus ergaben sich die weiteren Entwicklungsrichtungen, die dann zu den audiovisuellen Endprodukten geführt haben. Diese zeichnen sich, verglichen mit üblichen Musikvideos, durch eine überraschende, unkonventionelle Herangehensweise aus, die teilweise mehr den italienischen Futuristen als dem heutigen Musikfernsehen verpflichtet ist. Einige Arbeiten gingen in eine eher installative Richtung, andere eher in eine performative oder genuin filmische, allesamt teilen sie jedoch ein Interesse an der Verbindung von Visuellem und Musik bzw. Geräusch, die über den oft oberflächlichen Charakter audiovisueller Verbindungen im Musikfernsehen hinausgeht. Eine Präsentation der audiovisuellen Produktionen ist im Rahmen des nächsten Schulfestes zum Schuljahresende vorgesehen. Die Schüler/innen sind zudem zum zweiten Teil der Ausstellungsreihe in die Galerie eingeladen, die am 13.3.2005 eröffnet wird. Das Projekt fußt einerseits auf den Erfahrungen, welche die Galeristen im Rahmen des Bundesmodellprojektes „Kulturelle Bildung im Medienzeitalter“ in der Schülerarbeit gewinnen konnten (vgl. die Publikation zu „sense&cyber“). Es fußt andererseits auf den kunstpädagogischen und kunstdidaktischen Erfahrungen des Lehrers, welche er inner- und außerschulisch gemacht hat. Ziel des Projekts ist es, eine nachhaltige und kontinuierliche Auseinandersetzung der Schüler/innen mit zeitgenössischer Kunst in Gang zu setzen. Dem entspricht zunächst die mehrjährig angelegte Ausstellungsreihe, die sich 2005 mit weiteren Ausstellungen und einem Workshop fortsetzen wird. Im Anschluss an das Projekt vergibt die Galerie zudem Praktikumsplätze an interessierte Schüler. Ferner ist angedacht, mit dem Projekt einen multiplikatorischen Effekt in der Schule auszulösen, zum einen durch Kommunikation zwischen Schülern, zum anderen durch Folgeprojekte nach dem Kid-to-Kid-Education-Modell, bei dem Schüler/innen ihr Wissen anderen Schüler/innen weitergeben. Dies entspricht der Patenschaftsstruktur, die an der Schule gepflegt wird. Und nicht zuletzt sollen die Schüler auf dem Wege des Projekts auch mit anderen Kunstinstitutionen vertraut gemacht werden, Schwellenängste abgebaut und Interesse geweckt werden.
Probleme und Lösungen
Als schwierig erwies sich die Einbindung des relativ zeitintensiven Projekts in den schulischen Alltag mit seinem festen Stundenraster. Überwunden werden konnten diese Schwierigkeiten nur dank des außerunterrichtlichen Engagements der Schüler/innen, die teilweise viel Zeit für die Arbeiten zu Hause aufgewendet haben. Das bewusst ergebnisoffene Arbeiten verunsicherte die Schüler/innen anfangs. Die Tatsache, dass kein definierter Leistungshorizont vorgegeben wurde, entsprach nicht der gewohnten schulischen Struktur. Dass sie es nach einigen Anlaufschwierigkeiten gewagt haben, die Freiheit der Aufgabenstellung und der Organisation zu nutzen, kann als Erfolg gewertet werden. Dies belegt auch ihre teilweise sehr intensive Mitarbeit.
Blitzlicht
Besonders eindrücklich war uns die Verbindung aus Klang und quasi-filmischem Bild, die eine Gruppe der Klasse dadurch schuf, dass sie, einfach und verblüffend, gefärbtes Licht auf ein mit Wasser gefülltes Glas richtete und dessen Rand mit dem Finger in hörbare Schwingungen versetzte, was die Wasseroberfläche in Bewegung brachte, deren Schattenwurf dann mit einer Videokamera aufgenommen und über einen Beamer zum Klang des Glasrandes groß projiziert wurde – eine direkte, stringente Umsetzung von Klangbewegungen in visuelle Bewegungen, deren mediale Schleusung (Schatten, Kamera, Beamer) ein gelungenes ästhetisches Resultat hervorbrachte. Überraschend war bei der Präsentation dieser und anderer Arbeiten in der Schule, dass einige Schüler/innen so vertieft in die Vorgänge waren, dass sie den 90-Minuten-Rhythmus aufbrachen. Andere suchten während der Projektarbeit entlegene Winkel des Schulgebäudes auf, um die verschiedensten Objekte in ihre Arbeit einzugliedern. Begleitet wurde diese zeitliche und räumliche Intensivierung von einer persönlichen, die es den Beteiligten ermöglichte, individuelle Interessen und Fähigkeiten einzubringen.
Schule
Schulname
Friedrich-Schiller-Gymnasium
Schulart
Gymnasium
Schulangebote
gebundene und ungebundene Angebote
Schulanschrift
Friedrich-Schiller-Gymnasium Schulstr. 34 71672 Marbach am Neckar
E-Mail
info@fsg-marbach.de
Anzahl der Schüler/innen
1600
Anzahl der Lehrer/innen
120
Sonstiges pädogogisches Personal
-
Ansatz der Schule
alle Schülerinnen und Schüler erhalten von Klasse 5 bis Klasse 10 in allen Fächern die gleiche Grundbildung. Dies gilt auch und gerade für die naturwissenschaftliche Grundbildung in den Fächern Physik, Chemie und Biologie sowie das grundlegende Fach Naturphänomene in Klasse 5 und 6. In den Klassen 8, 9 und 10 kommt zur Grundbildung Unterricht im Profilbereich hinzu. Derzeit stehen allen Schüler/innen 2 Profile zur Auswahl: das sprachliche Profil mit Französisch, Italienisch oder Spanisch als 3. Fremdsprache, das mit 12 Wochenstunden in den 3 Jahren unterrichtet wird, das naturwissenschaftlich-technische Profil mit integriertem Praktikum im Umfang von 12 Wochenstunden in den 3 Jahren. Grundbildung und Profilbildung sind so aufeinander abgestimmt, dass mit Klasse 10 in allen Fächern ein Abschluss gesichert und gleichzeitig die uneingeschränkte Wählbarkeit aller Kurse in den Jahrgangstufen 11 und 12 gewährleistet ist, egal ob das sprachliche Profil oder das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil besucht wurde
Zeitstruktur
7.30–18.05 Uhr
Netzwerke der Schule
–
Programme der Schule
Das Friedrich-Schiller-Gymnasium ist ein allgemein bildendes Gymnasium. Nach 8 Jahren wird die allgemeine Hochschulreife erworben. Das Gymnasium führt zu einer breiten und vertieften Allgemeinbildung. Es bereitet seine Schülerinnen und Schüler auf Beruf oder Studium vor. Es gibt folgende gymnasiale Profile: das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil: Englisch ab Klasse 5 und Französisch ab Klasse 6 oder Englisch ab Klasse 5 und Latein ab Klasse 6; „Naturwissenschaft und Technik (NwT)“ von Klasse 8 bis 10; das sprachliche Profil: Englisch ab Klasse 5, Französisch ab Klasse 6, Italienisch ab Klasse 8; Englisch ab Klasse 5, Französisch ab Klasse 6, Spanisch ab Klasse 8; Englisch ab Klasse 5, Latein ab Klasse 6, Italienisch ab Klasse 8; Englisch ab Klasse 5, Latein ab Klasse 6, Spanisch ab Klasse 8; Englisch ab Klasse 5, Latein ab Klasse 6, Französisch ab Klasse 8; Fremdsprachen, die von allen Schülerinnen und Schülern im Wahlbereich belegt werden können; alle Schüler/innen können ab Klasse 9 zusätzlich eine der Fremdsprachen Spanisch, Italienisch, Chinesisch oder Arabisch als so genannte spät beginnende Fremdsprache wählen. Diese Fremdsprachen können in der reformierten Oberstufe als Kurse belegt werden. Da die Schule 3 dritte Fremdsprachen, nämlich Französisch, Italienisch und Spanisch führt, haben am Ende von Klasse 7 alle Schüler/innen die Möglichkeit, sich für eine der dritten Fremdsprachen zu entscheiden. Wählen sie in Klasse 8 eine dritte Fremdsprache, so besuchen sie ab dieser Klassenstufe das sprachliche Profil. Im anderen Fall befinden sie sich im mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil, in dem die zwei Fremdsprachen Englisch und die Fremdsprache, die in Klasse 6 gewählt wurde, fortgeführt werden
Wettbewerbe der Schule
Kulturstiftung der Länder
Sozialraum der Schule
randtädtisch
Besonderheiten
Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach ist eine der größten Schulen Baden-Württembergs und unterstützt freie, experimentelle Unterrichtsansätze, die kooperativ auch über die üblichen schulischen Partner hinausgehen können
Referenzen
Preisträger beim Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ 2004/2005