Auch wenn die Eine oder der Andere noch in der „Verschiedenheit der Köpfe“ (Johann Friedrich Herbart) das größte Hemmnis schulischer Bildung ausmacht, sehen immer mehr Schulen heute dort eher ein Entwicklungspotenzial: Unterschiede können zu einem Mehr an gegenseitiger Unterstützung in den individuellen Bildungsprozessen führen.
Die Grundschule Bergfidel in Münster – anders als der heiter klingende Namen vermuten lässt in einem sozialen Brennpunkt gelegen – versucht diese Chance wahrzunehmen, indem sie die Vielfalt in einer Lerngruppe bewusst noch vergrößert: Schulleitung und Kollegium empfinden den konsequenten Abschied von der traditionellen Jahrgangsklasse als einen Weg, Verschiedenheit zum Normalfall werden zu lassen.
Die Altersmischung aus der flexiblen Eingangsphase über zwei Schuljahre hinweg, die viele Grundschulen bereits praktizieren, hat die GS Bergfidel auf die Klassenstufen eins bis vier ausgedehnt und macht damit sehr gute Erfahrungen: Jährlich ergibt sich ein Zu- bzw. Abgang von nur ca. sieben Kindern pro Klasse – das kann eine stabile, langfristig bestehende Gruppe leicht auffangen. Wie in Familien- oder Freundschaftbeziehungen wirkt das Verhalten älterer Kinder als Vorbild und Anregung für die Jüngeren. Für die Kinder wie für die multiprofessionellen pädagogischen Teams der Lerngruppen ist selbstverständlich, dass jedes Kind unterschiedliche Bedürfnisse hat, anders lernt und verschiedene Bezugspersonen braucht – das schließt auch Kinder mit speziellen Förderbedarfen mit ein. Lebendige Einblicke in die Alltagspraxis dieser Schule ermöglicht ein bereits preisgekrönter Dokumentarfilm der Regisseurin Hella Wenders, der zurzeit in den Kinos startet.