Die Team der Grundschule Nalbach möchte seine Lernkultur voranbringen und Unterricht und Ganztagsangebote enger verzahnen. So zum Beispiel beim Thema Lesen: Die Angebote des Vor- und Nachmittags werden aufeinander abgestimmt, um eine gemeinsame Lesekultur zu schaffen. Die Schüler können die Bücherei auch vormittags nutzen und übernachten in der Lesenacht sogar in der Schule.
Von Judith Rachel
Das Team der offenen Ganztagsgrundschule Nalbach, das sich im länderübergreifenden Netzwerk Ganztagsschule engagiert, hat sich als Ziel gesetzt, die Lernkultur der Schule voranzutreiben. Dafür sollen Lehrkräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der offenen Ganztagsschule, Eltern und Schüler intensiv zusammenarbeiten.Um dies zu erreichen, wurden mehrere Teilziele anvisiert:
Zum einen soll der Vor- und Nachmittagsbereich enger verzahnt werden. An der noch jungen Grundschule Nalbach werden alle Lehrerstunden für die Hausaufgabenbetreuung genutzt und so eingesetzt, dass in der Regel Lehrkräfte, die in den jeweiligen Klassen unterrichten, diese auch betreuen. Die Zusammenarbeit zwischen Lehr- und Fachpersonal funktioniert in den Lernzeiten schon sehr gut. Nun möchte das Netzwerkteam die Kooperation zwischen dem Kollegium und den Mitarbeiterinnen des freiwilligen Ganztagsangebots stärken – über die Lernzeit hinaus, erläutert die Schulleiterin Tanja Thewes. Eine gute Voraussetzung dafür bieten kurze Wege – räumlich und personell: An der Schule gehen die Räume von des freiwilligen Ganztagsangebote und die Grundschule ineinander über. Mit Susanne Flore-Otho hat die Schule eine Kooperationslehrerin für den Vor- und Nachmittagsbereich, die zugleich im Netzwerk mitarbeitet.
Intensiver Austausch zwischen den Akteuren
Um den Austausch zwischen Lehr- und Fachkräften noch weiter zu verbessern, möchten die Kolleginnen und Kollegen von Grundschule und FGTS künftig gemeinsame Pädagogische Tage und Teamsitzungen umsetzen. Der erste Schritt in diese Richtung war der erste Pädagogische Tag: Mit Unterstützung der Serviceagentur „Ganztägig lernen.“ wurde ein Erlebnispädagoge engagiert, dessen Teamübungen den roten Faden des Tages bildeten. Seine Rückmeldung an das Kollegium und das FGTS-Team zeigt, dass die Nalbacher auf einem guten Weg sind – er attestierte ihnen ein gutes Gruppengefühl, denn auch recht anspruchsvolle Übungen, die viel Vertrauen und ein gutes Zusammenspiel voraussetzen, wurden bewältigt.
Inhaltlich war der dicht getaktete Tag ebenfalls ein Erfolg und ein weiteres Teilziel – die team- und projektorientierte Zusammenarbeit von OGS-Team und Kollegium – wurde angegangen: Vormittags bearbeiteten Kleingruppen, die nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt wurden, das Thema Hausaufgaben anhand von zwei Fragestellungen: Welche Angebote schaffen wir für Kinder die in der Lernzeit früher als andere fertig werden? Welches Rückmeldesystem etablieren wir für die Kommunikation zwischen Lehrerkräften, Eltern und pädagogischem Fachpersonal bezüglich Hausaufgaben beziehungsweise Lernzeit?
Zu beiden Fragestellungen wurden Lösungen gefunden, erste konkrete Umsetzungsschritte geplant und festgelegt, wer an welchem Bereich weiterarbeitet.
Lernzeit gestalten
Als Angebot für die Lernzeit wird nun eine Bücherkiste eingerichtet, um damit eine gemeinsame Lesekultur im Vor- und Nachmittag zu etablieren. Rund um die Kiste wird es verschiedene gemeinsame Aktionen geben, zum Beispiel das Schreiben von Buchkritiken. Die Bücherkiste wird eine Ergänzung zur Lese- und Schreibwerkstatt und der sehr gut ausgestatteten Kinder- und Jugendbücherei sein. „Seit diesem Schuljahr wird die Bücherei nun auch als Schulbücherei genutzt. Durch die Hilfe engagierter Eltern kann der Raum jetzt auch am Vormittag von den Kindern besucht werden“, erklärt Christine Sinnwell-Backes die neue Verzahnung. Die Aktionswoche „Nalbach liest – erste Kinder- und Jugendbuchwoche“ hat Ende Oktober stattgefunden – mit insgesamt 12 Lesungen für die Klassen innerhalb einer Woche und einer Lesenacht, bei der 25 Kinder in der Schulmensa übernachtet haben.
Lernerfolge systematisch rückmelden
Für ein Rückmeldesystem bezüglich der Lernzeit, haben die Pädagoginnen und Pädagogen sich darauf geeinigt, einen gemeinsamen Leitfaden zu erstellen, auf dessen Grundlage eine Art „Vertrag“ mit den Eltern abgeschlossen wird. Das bereits in allen Klassen eingeführte Hausaufgabenheft soll ergänzt werden durch einheitliche Symbole, mit denen einzelne Aufgaben gekennzeichnet werden, zum Beispiel danach, ob sie zu schwer oder zu viel waren. Zudem wird als Kommunikationssystem zwischen Lehr- und Fachkräften für jede Klassenstufe ein Heft angelegt, das an einem festen Ort liegt und in das bei Bedarf Anmerkungen oder Rückmeldungen eingetragen werden.
Die Teams, die sich zu den einzelnen Bereichen gefunden haben, werden sich eigenverantwortlich treffen und planen. Ziel ist es, dass jede Gruppe bei der nächsten gemeinsamen Dienstbesprechung konkrete Ergebnisse präsentieren kann.
Pädagogischer Tag
Der Nachmittag des Pädagogischen Tages stand im Zeichen des Zirkusprojektes, das im Schuljahr 2011/2012 mit allen Klassen sowie in der Nachmittagsbetreuung bearbeitet wird. Hierzu trafen sich Lehrkräfte und Erziehrinnen und Erzieher in Jahrgangsteams und planten Unterprojekte, die sie am Ende des Tages im Plenum vorstellten.
Das Zirkusprojekt soll Schülerinnen und Schüler zum selbstorganisierten Lernen befähigen. Im Laufe des Schuljahres werden sich während eines festgelegten Zeitraums von etwa zwei Wochen alle Klassen mit dem Thema Zirkus in altersgemischten Themengruppen anstatt im Klassenverband beschäftigen. Damit soll das jahrgangsübergreifende Lernen an der Schule gestärkt werden.
Hospitationsfahrt
Zusätzlichen Schwung bekam die Zusammenarbeit der beiden Teams Ende September durch eine zweitägige Hospitationsfahrt nach Sachsen, zur Grundschule Liebertwolkwitz und der Grundschule Mügeln, ihren Partnerschulen im länderübergreifenden Netzwerk.
Die gemeinsame Zugfahrt nutzten die Schulleiterin Tanja Thewes, der stellvertretende Schulleiter Oliver Schlauch, die stellvertretende Leiterin der Nachmittagsbetreuung, Silke Freitag und die pädagogische Mitarbeiterin Christa Massing nicht nur für den informellen Austausch – auf der Rückfahrt wurde schon über konkrete Ideen gesprochen, wie sich einige der Anregungen für die eigene Arbeit nutzen lassen: Tanja Thewes denkt nun darüber nach wie die Schule allen Kindern die Möglichkeit bieten könnte ein Instrument zu lernen – wie an der Grundschule Liebertwolkwitz. An der Grundschule Mügeln haben insbesondere die Raum- und Umfeldgestaltung des Hortes fasziniert, was Christa Massing und Silke Freitag zum Anlass nehmen wollen, die ohnehin schon sehr freundlichen Räume der offenen Ganztagsschule noch kindgerechter zu gestalten.
Für November bereiten die beiden Teams nun die Hospitation der beiden sächsischen Grundschulen in Nalbach vor. An zwei Tagen werden die Partnerschulen den Unterricht und die Nachmittagsbetreuung im Kontext des Zirkusprojektes miterleben.