Service Learning: Aktion Holzbrücke im Naturschutzgebiet

Hauptschüler entdecken im Umfeld ihrer Gemeinde ein Problem

Projektdaten

Klassenstufen:
9

Anzahl der Schüler/innen:
20

Anzahl der Lehrer/innen:
1

Fachbereiche:
Service Learning

Wochenstunden:
flexibel

Das Projekt

Die Schülerinnen und Schüler entdecken im Umfeld ihrer Gemeinde ein Problem! Handwerkliche Fähigkeiten werden an einem sinnvollen Vorhaben mit direktem Nutzen für die umliegende Bevölkerung entwickelt. Im Naturschutzgebiet „Schwaigfurter Weiher“ befand sich eine baufällige Brücke, die vom Forstamt gesperrt wurde. Somit konnte der einzige Wanderweg zu einem Weiher nicht mehr genutzt werden. Also haben es sich die Hauptschüler/innen unter Leitung ihres Klassenlehrers zur Aufgabe gemacht, eine neue Brücke zu bauen. Nun steht seit einem Jahr eine funktionale und optisch gelungene Brücke an besagter Stelle. Die Schüler sind unheimlich stolz auf ihre geleistete Arbeit, und die Wanderer sind begeistert, dass sie diesen Weg durch das wunderschöne Naturschutzgebiet wieder nutzen können.

Der Auslöser

Bei einem Wandertag mit der betreffenden Klasse stellten wir den baufälligen Zustand der Brücke fest und entschlossen uns, dies der Stadtverwaltung zu melden, damit hier eine neue Brücke von der Stadt gebaut werden sollte. Die Stadt (der Bürgermeister) hatte für derartige Projekte aber kein Geld und versprach die Sanierung in etwa zehn Jahren. Damit gab sich die Klasse nicht zufrieden, und es wurden Lösungen angedacht.

Der Weg

Die Schule stellte sich auf das geplante Vorhaben organisatorisch ein. Alle beteiligten waren aufgefordert, Ideen zu finden, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Für die Schülerinnen und Schüler war es interessant, sich mit der Vorbereitung des Baus einer neuen Brücke auseinander zu setzen. Folgende Aufgaben galt es zu meistern: Beschaffung finanzieller Mittel und Baumaterials, konstruktive Planung zum Bau der Brücke, Berücksichtigung der Auflagen in einem Naturschutzgebiet, Projektmanagement, Teamarbeit, Koordination und Kommunikation zwischen Gemeindevertretern (Förster, Ausbildungsleiter des Zimmererzentrums, Vertretern des Bauhofs), Ausführung des Bauvorhabens.

Probleme und Lösungen

Finanzielle Verhandlungen mit der Stadt ergaben einen maximalen Zuschuss von 150 Euro. Somit war den Schülern auch klar, dass man auf Sponsoring zurückgreifen musste. Nach sehr intensiven Gesprächen mit dem Forstamt war es dem zuständigen Förster erlaubt, zwei Eichen im Naturschutzgebiet zu fällen, um das Material für die Brücke zu erhalten. Ein Sägewerk in der Umgebung schnitt das Holz kostenlos zu. Erst nach anfänglichen Schwierigkeiten und Schildbürgerstreichen stellte der Bauhof die Transportmöglichkeit für die großen Balken zur Verfügung. Obwohl der Klassenlehrer von der Schwäbischen Alb Kalksteine für die Uferbefestigung hätte besorgen können, durften diese nicht verwendet werden, da in einem Naturschutzgebiet nur heimisches Gestein eingebaut werden darf. Durch Zufall hat der Klassenlehrer bei einem Wasserleitungsbau der Stadt geeignete Steine entdeckt. Allerdings wurde die Erlaubnis zum Abtransport vom Tiefbauamt verweigert (ungeklärte Besitzverhältnisse). Ein Baggerfahrer hatte ein Herz, erkannte die behindernde Bürokratie und schenkte uns die notwendigen Steine. Aus der Verwandtschaft des Klassenlehrers konnten ein alter Traktor und ein Autohänger beschafft werden, um die Steine an die Baustelle zu befördern. Im Naturschutzgebiet darf kein Holzschutzmittel eingesetzt werden. Somit stand das Team vor dem Problem, wie man Holzkonstruktionen fertigt, damit sie möglichst lange der Witterung standhalten können. Mit Hilfe eines Fachmanns wurden fünf Möglichkeiten für den konstruktiven Holzschutz gefunden, die auch alle bei der technischen Zeichnung der Brücke von den Schülern umgesetzt wurden. Bei den Maurerarbeiten stellte sich heraus, dass so manches Arbeitsmaterial nicht zur Verfügung stand. Keiner hatte z.B. mit Blasen an den Händen gerechnet. Hier wären natürlich Arbeitshandschuhe von Vorteil gewesen. Im „Sumpfgebiet“ sollte man natürlich auch Vorkehrungen treffen, damit die Moskitos abgeschreckt werden. Schnell wurde ca. ein Liter „Autan“ besorgt, um die Stechmücken abzuwehren. Im Juni 2004 war dann der Wasserstand so niedrig, dass die Brücke endgültig gebaut werden konnte. Mit Gummistiefeln, Spitzhacke und Schaufel bewaffnet, machten sich die Schüler/innen und ihr Klassenlehrer ans Werk. Teile, die von den Schülern gefertigt wurden, und die langen Balken und Handläufe, die im Zimmererzentrum hergestellt wurden, passten bei der Montage leider nicht so richtig zusammen. Beim Mauern der unförmigen Natursteine änderte sich der geplante Auflagerabstand, und es mussten neue Löcher gebohrt werden. Besser wäre sicherlich gewesen, wenn man alle Teile zuerst einmal im Technikraum zusammengebaut hätte. Da kein Strom an der Baustelle vorhanden war, mussten Akkubohrer eingesetzt werden, die immer durch einen Fahrradkurierdienst im Haus des Lehrers aufgeladen werden mussten. Dadurch ergaben sich mehrere arbeitsfreie Wartezeiten, die allerdings als angenehme Pausen empfunden wurden. Während der Montage fielen immer wieder Schrauben und Unterlegscheiben in den Fluss und wurden weggespült, sodass wichtige fehlende Teile nur unter Mühe wieder beschafft werden konnten. Hierzu empfehlen wir, genügend Material bereitzustellen, sodass ein Schwund problemlos verkraftet werden kann. Ebenso sollte sichergestellt werden, dass die diversen Handys der Schüler Guthaben aufweisen, wenn jemand dringend telefonisch erreicht werden muss. Schlussbemerkung: Am Ende hat die Brücke die Stadt Bad Schussenried nur 86 Euro gekostet. Der Rest wurde aus Mitteln der Schule, der Klassenkasse oder Spenden finanziert. Eine Brücke dieser Ausführung hätte Schätzungen nach ca. 10 000 Euro gekostet.

Blitzlicht

Einmal konnte eine Transportfahrt mit dem Traktor nicht stattfinden, da der Schulleiter die Genehmigung für die „außerunterrichtliche Veranstaltung“ (Beachtung des Unfallschutzes) aus Zeitmangel nicht unterschrieben hatte. Die Schüler wollten auch ohne diese Genehmigung die Steine holen und hatten keinerlei Verständnis für so einen sinnlosen bürokratischen Akt.

Schule

Schulname
Drümmelberg-Schule

Schulart
Grund- und Hauptschule

Schulangebote
ja

Schulanschrift
Am Drümmelberg 22 88427 Bad Schussenried

E-Mail
Rudi HaulerE-Mail privat: Quickly2@gmx.de

Anzahl der Schüler/innen
560

Anzahl der Lehrer/innen
35

Sonstiges pädogogisches Personal
-

Ansatz der Schule
Lese- und Lernschule

Zeitstruktur
Vormittags- und Nachmittagsunterricht mit gebundenen Angeboten am Nachmittag

Netzwerke der Schule

Programme der Schule

Wettbewerbe der Schule
Stiftung Brandenburger Tor der Bankgesellschaft Berlin im Wettbewerb „Jugend übernimmt Verantwortung“ 2004/2005

Sozialraum der Schule
sozialer Brennpunkt

Zusammensetzung
Grund- und Hauptschule

Besonderheiten
Die Ausbildung von Kompetenzen im Lesen und Lernen zielt darauf ab, dass die Schüler Methoden erlernen, die diese Fähigkeiten ausbilden. Die Angebote der Schule zielen darauf konkret ab.

Referenzen

3. Platz im Wettbewerb „Jugend übernimmt Verantwortung“ 2004/2005Service-Learning-Projekt

Autoren

  • Rudi Hauler