Die RDZ – Orte des Lernens und der Inspiration
Die Regionalen Didaktischen Zentren des Kantons St. Gallen haben den Auftrag, die Schulqualität zu erhöhen, und verstehen sich als Dienstleister für alle pädagogischen Bereiche vom Kindergarten bis zur Volksschule. Diese umfasst in der Schweiz die Primarschule und die Sekundarschule bis zum neunten Schuljahr.
Das erste RDZ entstand 2003 in Rorschach. Werner Hangartner, Mann der ersten Stunde, hat dort Pionier- und Lobbyarbeit geleistet. In einem Land, in dem Schulrat bzw. Schulrätin ein politisches Mandat ist und in der Regel von Fachfremden ausgeübt wird, ist das herausfordernd. Schon vor 20 Jahren reiste Hangartner zusammen mit seinem Prorektor für Ausbildung in eine der ersten Lernwerkstätten in Kassel. In den Jahren nach 2003 entstanden die anderen RDZ, 2006 wurde das jüngste in Gossau eröffnet.
Der Kanton St. Gallen hat 450.000 Einwohner und verfügt über fünf RDZ, die in der Struktur, nicht aber in der Ausgestaltung gleich sind. Neben den vier RDZ, denen die Exkursion einen Besuch abstattet, arbeitet ein weiteres in Sargans. Jedes Zentrum hat ein eigenes didaktisches Profil entwickelt. Wattwil und Rapperswil-Jona, geleitet von Beatrice Straub und Armin Konrad, bilden als sogenannte Land-RDZ in erster Linie Lehrkräfte fort, während die RDZ in Gossau und Rorschach (Leitung: Johannes Gunzenreiner, bzw. Werner Hangartner) Pädagogischen Hochschulen angeschlossen und auch in der Ausbildung von Studierenden tätig sind.
Dass angehende Lehrkräfte bereits im Studium mit der neuen Lernkultur der Lerngärten konfrontiert werden, bedeutet eine qualitative Veränderung ihrer Ausbildung. Studierende treten in der Schweiz früh in Kontakt mit der Praxis. Sie beginnen in der zweiten Studienwoche als Hospitanten im Unterricht, ab der vierten Woche unterrichten sie bereits einen Vormittag in der Woche, begleitet durch ihren Mentor. Der Mentor unterstützt die Studierenden auch bei der gegenseitigen Vernetzung und Zusammenarbeit, die nahtlos ins Berufsleben übergeht. Lerngärten sind die Möglichkeit, den angehenden Pädagogen eine „Zweifel-Kultur“, die reflexive Distanz zum Schulalltag, zu erlauben.
Die Lerngärten in den RDZ sind Teil eines Angebotes, dass eine Mediathek, Lernkisten, Seminarräume und teilweise eine Medienwerkstatt umfasst. Die Themen werden jeweils von einem RDZ für den eigenen Lerngarten realisiert. Danach wandern sie durch die anderen vier Einrichtungen, meist im halbjährlichen Rhythmus. Klappern gehört auch hier zum Handwerk. Breite Informationskanäle kommunizieren die Angebote der RDZ. Jede Lehrkraft des Kantons erhält einmal im Monat das „Amtliche Schulblatt“ mit aktuellen Informationen und Terminen, dazu wandern vierteljährlich ein Newsletter und ein Info-Plakat in die Schulen. Die Website, verschiedene Flyer und eine aktive Pressearbeit sind weitere Vehikel der Kommunikation.
Die Dichte des Angebotes im vergleichsweise kleinen Kanton St. Gallen, aber auch die materielle Ausstattung der RDZ sind für Berliner Besucher beachtenswert. Aus der Fülle der neuen Eindrücke und durch die offene Art der Schweizer Kollegen und Kolleginnen entsteht eine angeregte Diskussion.