Aus den Erfahrungen mit Service Learning in Deutschland lässt sich ein typischer Projektablauf wie folgt zusammenfassen (vgl. Sliwka 2004a; Sliwka 2004b; Wagner/Krieg 2006):
Aus den Erfahrungen mit Service Learning in Deutschland lässt sich ein typischer Projektablauf wie folgt zusammenfassen (vgl. Sliwka 2004a; Sliwka 2004b; Wagner/Krieg 2006):
Eine wichtige Vorbedingung ist, dass eine ausdrückliche Entscheidung der Schule vorliegt, Ansätze des Service Learning erproben zu wollen (vgl. Sliwka 2004b). Empfohlen wird die Bildung von so genannten Innovationsteams, d.h. Beratungsgremien, die sich aus mindestens zwei Lehrer/innen (davon möglichst einem Mitglied der Schulleitung), zwei Schüler/innen sowie einem Elternvertreter und möglichst auch einem Vertreter einer lokalen Partnerorganisation zusammensetzen, um die Umsetzung von Service Learning begleiten zu können.
„Ein Service-Learning-Projekt beginnt typischerweise mit einer Phase der Recherche. Schüler erforschen ihr Umfeld und identifizieren dabei die wichtigsten Herausforderungen und Probleme ihrer Gemeinde. Sie führen Interviews mit unterschiedlichen Menschen in der Gemeinde und erstellen eine Analyse der vorhandenen Probleme und Bedürfnisse“ (Sliwka 2004b: 33). Diese Phase wird als sehr wichtig für den Erfolg von Service Learning charakterisiert, um Schüler/innen bereits im Planungsprozess Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen zu können (vgl. BLK 2001; Sliwka 2004a).
Daran schließt die Phase der Ideensammlung und Projektentwicklung an, in der „Teams Ideen für mögliche Lösungsansätze für eines oder mehrere [der vorab identifizierten] Probleme [entwickeln]. Dabei arbeiten sie eng mit Partnern in der Gemeinde, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen“ (Sliwka 2004b: 33). In einem partizipativen Aushandlungsprozess wird dann die Entscheidung darüber gefällt, welche Projekte zuerst verwirklicht werden sollen.
Je nach Altersstufe der Teilnehmenden und schulspezifischem Bezug soll Service Learning vor allem über den Praxisbezug realisiert werden. Wichtig dabei ist, die Verbindung zum Schulunterricht herzustellen. Die Rolle der Lehrer/innen besteht darin, Verknüpfungen zwischen den praktischen Erfahrungen der Schüler und dem theoretischen Schulstoff zu vermitteln sowie den Lernprozess moderierend und ermöglichend zu begleiten.
Bei Service Learning hat Reflexion eine große Bedeutung, um Lernprozesse nachhaltig zu unterstützen und abzusichern. Es sollte Möglichkeiten geben, dass die Schüler regelmäßig Rückmeldungen über den Stand der Projektarbeit abgeben und bedarfsgerecht diskutieren können. Nach bestimmten Arbeitsabschnitten und in jedem Fall am Ende des Projektzyklus wird die Arbeit gründlich ausgewertet. Dazu zählen Selbsteinschätzung, Gruppenauswertung und die Reflexion über den Verlauf des Projekteinsatzes.
Um eine Kultur der Wertschätzung von Service Learning zu befördern, werden unter anderem schulinterne und pressewirksame Veröffentlichungen, öffentliche Würdigungen (z.B. Tage der Offenen Tür, Dankesfeiern) sowie die Zertifizierung von Engagementleistungen vorgeschlagen. Jede Aufzählung trägt jedoch einen selektiven Charakter, was auch von den Autoren berücksichtigt wird, wenn sie feststellen, dass dies von Schule zu Schule, Klasse zu Klasse, Schüler/in zu Schüler/in und Projekt zu Projekt bestimmt werden muss.
Service Learning ist ein in Deutschland relativ neues Konzept der Engagementförderung von Kindern und Jugendlichen. Derzeit lässt sich beobachten, dass es eine gewisse Dynamik gibt, um diesen Ansatz an Schulen und Universitäten fruchtbar zu machen. Angesichts institutioneller Engagementdefizite bedarf es – zumindest in der Anfangsphase – sowohl der Unterstützung durch professionelles Freiwilligenmanagement als auch wissenschaftlicher Begleitforschung.
Quelle
Ergebnisbericht
Wissenschaftliche Evaluation des Programms
„Service Learning – Schule gestaltet Gemeinwesen“
im Land Sachsen-Anhalt
Im Auftrag der
Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Berlin
Dr. Karsten Speck
Universität Potsdam
Holger Backhaus-Maul
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Jan Reichenau
Wissenschaftlicher Mitarbeit
Datum: 24.09.2008
© www.ganztaegig-lernen.de