Mythos Medea – Schülerproduktionen zu Tom Lanoyes „Mamma Medea“

„Vergangenheit in der Gegenwart“ für den 12. Jahrgang

Projektdaten

Klassenstufen:
12

Anzahl der Schüler/innen:
12. Klassen

Anzahl der Lehrer/innen:
2

Fachbereiche:
Deutsch, Kunst

Wochenstunden:
5

Das Projekt

Die Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen sehen „Vergangenheit in der Gegenwart“ als ein mögliches Halbjahresthema für den 12. Jahrgang vor. Dabei können in einem Unterrichtsvorhaben „mythische Muster in Dramen, Erzähl- und Medientexten“ bearbeitet werden. „Mit antiken und neuzeitlichen Autoren, die auf mythische Muster der Antike zugreifen, bezieht die vergleichende Arbeit im Sinne der Obligatorik auch nicht-deutsche Literatur mit ein. Dieses Unterrichtsvorhaben eignet sich für fachübergreifendes oder fächerverbindendes Arbeiten.“ (Richtlinien, 1999, S.61) Ausgehend von diesen Vorgaben, war das Angebot des theater Aachen ein wahrer Glücksfall für die Planung, Durchführung und Auswertung der Unterrichtsreihe im Deutsch-Leistungskurs der Gesamtschule Herzogenrath, da sowohl Interessen der Schülergruppe an produktionsorientierten Verfahren, das Interesse des Lehrers an einer Kooperation mit anderen Fächern und der außerschulischen Einrichtung Theater verbunden werden konnten mit den Anforderungen der Richtlinien. Durch die Inszenierung eines flämischen Schriftstellers konnte auch noch die Behandlung nicht-deutscher Literatur ermöglicht werden. Das gesamte Projekt hat dazu geführt, dass die Fähigkeit der Schüler/innen, in Gruppen zu arbeiten, deutlich verbessert worden ist. Für sie bedeutete die Arbeit eine gelungene Möglichkeit, sich selbst und die anderen in der Welt der Erwachsenen zu erfahren und auch ein Stück weit zu beweisen.

Der Auslöser

Um Jugendliche nicht nur an einzelne Inszenierungen, sondern auch an zeitgenössische Theaterstücke insgesamt heranzuführen, wurde vor ca. zweieinhalb Jahren das „Referat theater und Schule“ am theater Aachen eingerichtet. Die Premiere von „Mamma Medea“ des flämischen Autors Tom Lanoye in der Spielzeit 2003/2004 war Anlass, das große Jugendprojekt „Zuhause in der Fremde“ zu starten. Antike Mythen wurden schon immer von verschiedenen Autoren festgehalten, aufgegriffen und unterschiedlich gestaltet. Im Kern jedoch bleiben sie, was sie sind: Erzählungen über zentrale menschliche Erfahrungen und gesellschaftliche Phänomene. Und sie dienen der Bewältigung der Welt: Immer sind es Geschichten über Beziehungen zwischen den Geschlechtern, zwischen Eltern und Kindern, über Liebe und Hass, Leben und Tod, Heimat und Fremde – sie können nach hunderten oder sogar tausenden von Jahren aktuell und in ihrer Dramatik spannender sein als mancher moderne Actionthriller. Frau Eickholt (Theatherpädagogin Aachen) hat die Schulen des Kreises Aachen angeschrieben, an einer Aufführung des Stücks teilzunehmen, und machte dabei den Vorschlag, mit interessierten Kursen einen Abend im mÖrgens-Theater in Aachen zu gestalten. Die bereitgestellten Materialien zu Vor- und Nachbreitung waren so ansprechend, dass sich die Kurse entschieden mitzumachen.

Der Weg

Zu der komplexen Projektstruktur schien „Lernen an Stationen“ als geeignete Unterrichtsstruktur zu passen: Ausgehend von vier Pflicht-, vier Wahlpflicht- und zwei Zusatzstationen, erarbeiteten die Schüler/innen Merkmale von Mythen, lernten Medea und die Argonauten in unterschiedlichen literarischen Bearbeitungen kennen, machten sich mit Tom Lanoyes „Mamma Medea“ vertraut und produzierten eigene Texte, Bilder und Collagen zum Thema „Heimat und Fremde“. Die Schüler/innen benutzten Lexika und das Internet für Recherchezwecke und mussten zum Ende allein oder in einer Gruppe ein ganz eigenständiges Produkt herstellen. Insbesondere der letzte Schritt wurde mit großem Engagement auch in der Freizeit geleistet. Ähnliches gilt auch für die Arbeit der anderen beteiligten Fächer und Kurse. Als Glücksfall stellte sich bei der konkreten Planung des Probentages und des Präsentationsabends im Theater heraus, dass gleich drei Schulen der Stadt Herzogenrath beteiligt sein und den größten Teil des Programms gestalten würden. Der Abend wurde so zu einem Punkt, an dem gezeigt wurde, dass erfolgreich schulformübergreifend und fächerübergreifend zusammengearbeitet werden kann. Der Probentag wurde für alle Schüler/innen zu einem erfahrungsreichen Erlebnis: Statt ein Theater nur zu besichtigen, durften die einzelnen Abteilungen um Unterstützung gebeten werden. Requisiten wurden herbeigeschafft, die Maske wurde aufgesucht, um am Abend entsprechend geschminkt und hergerichtet zu sein. Das Einleuchten und die Toneinrichtung stellten sich dann vor allem für die Schüler/innen als wahre Geduldsprobe heraus. Aber alle waren zufrieden, als Aufführung und Präsentation der Exponate entsprechend geklappt hat. Für den Deutsch-Leistungskurs (Gesamtschule Herzogenrath) wurden die Materialien des theater Aachen gesichtet und daraus ein Lernzirkel entwickelt, der aus insgesamt zehn Stationen bestand. Es gab Aufgaben zum Mythos allgemein und zu Medea und den Argonatuen im Besonderen, zur modernen Bearbeitung von Tom Lanoyes „Mamma Medea“, zur Inszenierung des theater Aachen, aber auch zum Problemfeld „Heimat und Fremde“. Während des Lernzirkels fand an einem Sonntag der Theaterbesuch statt, im Anschluss kamen die Theaterpädagogin und die Dramturgin zu einem auswertenden Gespräch in unseren Kurs. Als letzte Station hatten die Schüler/innen die Aufgabe, eine eigene kleine Produktion zum Thema zu erarbeiten; sie waren frei in der Wahl des Mediums und des inhaltlichen Schwerpunkts. Im Ergebnis haben die Schüler/innen eigene kurze Spielszenen entwickelt, aber auch Veranstaltungsposter, eine Folienpräsentation etc. Diese Ergebnisse sind dann an einem Tag im mÖrgens Theater geprobt und am Abend der interessierten Öffentlichkeit präsentiert worden. Ergänzt wurden diese Materialien durch ausgewählte Briefe, die die Schüler/innen im Rahmen einer Deutsch-Klausur erstellt haben. Nach Absprache mit der Dramturgin, dem Regisseur und der Theaterpädagogin entstand aus ihnen eine Textcollage, die von Schuspieler/innen aus der „Medea“-Inszenierung vorgetragen wurde. Neben diesen Bühnendarbietungen waren im Aufführungsraum und den angrenzenden Räumen die übrigen Ergebnisse zu bestaunen: Bilder, Poster und Installationen des Kunst-Grundkurses des Städtischen Gymnasiums Herzogenrath; Veranstaltungsplakate des Berufskolleg Herzogenrath und eine Toncollage des Deutsch-Kurses der Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg, in der Zuschaueraussagen zur „Mamma Medea“-Inszenierung zusammengeschnitten waren.

Probleme und Lösungen

Problem 1: Die Schüler/innen immer bei der Stange zu halten und nicht aufzugeben. Die Unterstützung durch das Theater hat viele Ängste genommen; die Vorberichterstattung und Veranstaltungshinweise in Tageszeitungen waren Ansporn, engagiert weiterzuarbeiten. Problem 2: Die Schüler/innen mussten den Probentag organisieren (Hin- und Rückfahrt, Zeitplanung mit den Theaterprofis koordinieren etc.). Vermittelt wurden Ruhe und Gelassenheit, aber auch klare Rückmeldungen, dass nicht jede ständig dran ist seitens des Theaters und der Lehrer/innen.

Blitzlicht

Ein Auto mit Schüler/innen steckte am Präsentationsabend im Stau um Aachen. Während der Kurslehrer und die Theaterpädagogin immer hektischer mit ihren Handys rumfummelten, waren die Schüler/innen im Auto die Ruhe selbst und trafen mit einer kurzen Verspätung im Theater ein. Kommentar der drei Schülerinnen: „Wir haben doch gesagt, dass wir es pünktlich schaffen und Sie sehen doch, wir sind hier.“

Schule

Schulname
Städtische Gesamtschule Herzogenrath

Schulart
Gesamtschule

Schulangebote
gebundene und ungebundene Angebote

Schulanschrift
Städtische Gesamtschule, Am Langenpfahl 8, 52134 Herzogenrath

E-Mail
klein.jens@gmx.de

Anzahl der Schüler/innen
870

Anzahl der Lehrer/innen
76

Sonstiges pädogogisches Personal
-

Ansatz der Schule
Integration

Zeitstruktur
Vormittag und Nachmittag

Netzwerke der Schule

Programme der Schule

Wettbewerbe der Schule
Kulturstiftung der Länder

Sozialraum der Schule
städisch

Zusammensetzung
Migrationshintergrund

Besonderheiten
Zukunft des Unterrichts: Zukunftswerkstatt: Zukunft der Schule Eine (Klassen)Gemeinschaft gestalten Kunststoff – Werkstoff der Zukunft Englisch – Sprache der Zukunft Naturwissenschaftliche Experimente für kleine und große Forscher Wetter im handlungsorientierten Unterricht Zukunftswerkstatt Dekoration Schule International Internationale Kontakte in der gymnasialen Oberstufe Berufswahlvorbereitung in der gymnasialen Oberstufe Zukunftswelten: Von und mit der Trommel lernen Naturerlebniswoche Klassenraum der Zukunft Das fliegende Klassenzimmer Schülervertretung aktiv und modern Lies mal wieder – die Schulbibliothek als attraktiver Lernort Schöne Welten in Bildern gestaltet Meine Zukunft im Berufsleben Tiffany-Glasarbeiten Raumschiff Enterprise in fremden Galaxien Tierschutz – vom richtigen Umgang mit Tieren Schule und Gesundheit: Zukunft – Gesundheit – erste Hilfe Diabetes – die neue Volkskrankheit? Gesund in die Zukunft durch Bewegung und Entspannung Kiffen ist nicht harmlos Fit und gesund in die Zukunft Sport und Bewegung in der Schule der Zukunft Bleib gesund – Fahr Rad! Schulsport der Zukunft

Referenzen

Preisträger im Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ 2004/2005

Autoren

  • Jens Klein