Methodenkompetenz – neues Bildungsziel?

(c) DKJS/ D. Ibovnik
DKJS/D. Ibovnik

„Methodenkompetenz“ ist die Werkzeugkiste lebenslangen Lernens. Sind die „Lernstrategien“ ein modernerer Begriff dafür? Lernstrategien sind die Schlüsselelemente der Lern- und Methodenkompetenz. Sie erleichtern die Aufnahme, Verarbeitung und die Speicherung von Lerninhalten.

Lernstrategien sind Verhaltensweisen, die zur Bewältigung von Lernaufgaben dienen können. Das Wissen über Lernstrategien ist der Kern einer Kompetenz. Kompetenz verwirklicht sich über die Strategiesicherheit. Ein deklariertes Lernziel heutiger Schule?
 

Warum ist das so wichtig? Der bewusste Umgang mit Lernstrategien eröffnet die Möglichkeit, das Lernen zu optimieren und nimmt Rücksicht auf unterschiedliche Veranlagungen. Darauf pädagogisch einzugehen, bedeutet, individuelles Lernen noch einmal ganz anders zu ermöglichen und Lernziele neu aufzuteilen.Lernstrategien  sind eine Komponente der Lerntätigkeit. Als Handlungspläne steuern Lernstrategien das eigene Lernen. Nicht alle bevorzugen jeweils die gleichen Lernstrategien, sondern setzen bewusst oder unbewusst ein bestimmtes Repertoire an Lernstrategien ein. Entscheidungshintergrund dafür ist der jeweilige Lerntyp und damit die Veranlagung. Mit dieser entscheidet der Einzelne für sich, auf welche Weise er sich den Lernstoff aneignet und diesen wiederum einsetzt, um andere Lernprobleme zu lösen.

Derzeit sind Lernstrategien nicht zentraler Kern allen Unterrichts. Gegenwärtige Lernkonzepte sind noch immer viel zu selten auf den Erwerb von Lernstrategien ausgerichtet bzw. beziehen sich meist ausschließlich auf kognitive Strategien zur Memorierung von Wissen. Es fehlt auch an Szenarien, in denen Schüler aus unterschiedlichsten Lernmethoden, die für sie geeignete herausfiltern und auf diese Wahl auch noch reflektieren. Denn: Kennt man seinen Lerntyp, lässt sich Lernen selbst leichter steuern. 

Stillsitzen, Lesen, Zuhören, Aufschreiben, Wiederholen.

Das galt lange als normaler Unterricht, als der beste Weg, Kindern „Stoff“ beizubringen, und ausgestorben ist diese Sichtweise noch lange nicht. Schon vor zehn Jahren hat PISA unter anderem dieser Art von Schule eine „Ohrfeige“ erteilt. Die Ergebnisse der Studie haben u.a. dazu geführt, dass Lerninhalte neu dekliniert und didaktisiert wurden. Der Einzug des Kompetenzlernens ging mit der Gründung zahlreicher Ganztagsschulen einher – die Notwendigkeit des schülerorientierten Lernens war gleichzeitig die notwendige Lernkultur ganztägigen Lernens.

Schülerorientiertes Lernen ist Lernen, bei dem der Schüler entscheidet, wie er den Lernproblemen auf den Grund geht und sich Wissen erobert. Aber es gilt zu lernen, wie das am besten gelingt und aus diesem Grunde wurden Methodenwochen und Lehrpläne für Methodenkompetenz entwickelt. Jahrgangsteams in Ganztagsschulen setzen sich an einen Tisch und entwickeln Lernpläne für fächerübergreifendes Strategiewissen. Lernstrategien sind mittlerweile klassifiziert.
 

Zwei relevante Cluster von Lernstrategien

  • kognitive Lernstrategien
    Zu diesem Pool gehören Lernaktivitäten, die der unmittelbaren Informationsaufnahme, -verarbeitung und –speicherung dienen. Organisieren, Elaborieren, kritisches Prüfen und Einprägen gehören dazu.
  • Metakognitive Lernstrategien
    Lernende können ihr Lernen reflektieren und damit kontrollieren. Mit den Strategien sind diese befähigt, Lernschritte und deren Erfolg zu reflektieren. Schülerinnen und Schüler sind in der Lage Lernschritte zu planen, die Umsetzung selbst zu überwachen, die erzielten Lernergebnisse vor dem Hintergrund der individuellen Gestaltung des Lernens einzuschätzen und dieser bei erneuten Lernprozessen zu optimieren. Bei Projektarbeit und Freiarbeit, offenem Unterricht oder Checklisten lernen (Wochenplan) werden diese Strategien erlernt.
     

Wege zum „Strategien lernen lassen“

Lernstrategien können unbewusst gelernt werden oder eben ganz bewusst. Die spontane Aneignung ist die, die sich ungelenkt an den eigenen Ressourcen bzw. am eigenen Lerntyp orientiert. Spontan angeeignete Strategien sind die, welche der Einzelne „für sich entdeckt“, um des Lerngegenstands „Herr zu werden“. Darauf zu reflektieren, führt den Einzelnen sehr schnell zum eigenen Lerntyp und zur eigenen Lernauffassung und es lohnt sich, in der Schule darauf zu drängen. Für diesen Weg ist Freiarbeit im wahrsten Sinne des Wortes die beste Lernkonzeption. Das Beziehungsangebot zum Lehrer und das Führen eines Lerntagebuches machen dem Schüler die eigenen Potentiale bewusst.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Lernen einheitlich zu didaktisieren. Methoden und Strategieeinheiten zeigen den Schülern einen vielfältigen Horizont auf und dann kann jeder Einzelne entscheiden, welche Strategien ihm am besten liegen. Der Lehrer bewegt sich bei beiden Wegen zwischen den Polen des Begleitens und Instruierens.
 

Ganztagsschule?

Mit der Einführung der Ganztagsschule sind jetzt die Voraussetzungen für Konzepte gegeben, die das „Lernen lernen“. Ein Mehr an Zeit erlaubt im Rahmen individueller Lernzeit eine Suche nach Präferenzen zu Lernstrategien und zur Entdeckung von Lerntypen. Darauf aufbauend lassen sich diese auch im gebundenen Unterricht entfalten.
 

Datum
03.02.2011

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