Jedes Kind lernt anders

Differenzierung wird dabei als notwendiger, aber lediglich zeitweiliger Schritt angesehen und realisiert, mit dem auf das unterschiedliche Leistungsniveau der Lernenden reagiert wird, um möglichst schnell wieder zum einheitlich gestalteten Lernprozess zurückzukehren, der sich am „durchschnittlich“ Lernenden orientiert. Die alltägliche Unterrichtspraxis bestätigt, dass es den „durchschnittlich“ Lernenden nicht gibt, dass aber in der Heterogenität der Lernenden ein enormes Anregungspotenzial für vielfältige unterschiedliche Lernprozesse liegt, das noch besser genutzt werden sollte.

Es wird davon ausgegangen, dass eine erfolgreiche individuelle Förderung beim schulischen Lernen die motivierende Akzeptanz dieser Forderung voraussetzt und vor allem eine entsprechende Lern- und Unterrichtskultur braucht. Das schließt den dringend notwendigen Paradigmenwechsel von einer defizitorientierten Förderung einzelner Schüler und Schülerinnen zur systematischen Förderung aller Lernenden ein. Als eine wichtige Voraussetzung dafür wird die Forderung nach systematischer Entwicklung und Förderung selbst gesteuerten, eigenverantwortlichen und motivierten Lernens erläutert, d. h. die Lernenden sollten zunehmend befähigt werden, ihre individuelle Förderung selbstbestimmt in die eigenen „Hände“ zu nehmen. Die systematische Förderung der Lernkompetenz in Verbindung mit der Reflexion und Analyse der Lernprozesse und Lernstandsüberprüfungen durch die Lehrkraft und vor allem die Schüler selbst erweisen sich in der Unterrichtspraxis als Hauptweg individueller Förderung. Die Potenziale jedes einzelnen Schülers werden erkannt, entwickelt, gefördert und der Bildungsverlauf wird durch systematische individuelle Beratung begleitet. Was sind die Aufgaben für Lehrkräfte und Schule:

  • Lehrerinnen und Lehrer

Die Lehrerinnen und Lehrer organisieren und begleiten das Lernen im Kontext der Lerngruppen. Für die Gestaltung der Lernprozesse sind Hinweise zu Kompetenz- und Leistungsprofilen in der Lerngruppe und zu Motivations- und Interessenslagen von besonderer Bedeutung.

  • Schule

Es werden Rahmenbedingungen für die Förderung einzelner Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Kontexten gesetzt. Hierzu zählen z.B. strukturierte Angebote zur inneren und äußeren Differenzierung, Patenschaften und die innerschulische Konkretisierung der individuellen Förderung unter Berücksichtigung der individuellen Interessenlagen und der Potenziale des schulischen Umfeldes.

Was kann die Ganztagsschule leisten?

Die Förderung eines jeden einzelnen Kindes in den Mittelpunkt von Ganztagsschule zu rücken, bedeutet, die Stärken und Schwächen von Kindern erkennen zu können, ihre Begabungen und Interessensschwerpunkte zu entdecken, aber auch ihre Fehlentwicklungen oder Blockaden frühzeitig zu diagnostizieren.
Die Förderung eines jeden einzelnen Kindes in den Mittelpunkt von
Ganztagsschule zu rücken, bedeutet,

  • die Stärken und Schwächen von Kindern erkennen zu können, 
  • ihre Begabungen und Interessensschwerpunkte zu entdecken,
  • ihre Fehlentwicklungen oder Blockaden frühzeitig zu diagnostizieren.

Stationen des individuellen Förderns

Ermitteln von Vorkenntnissen

  • Individuelle Gespräche
  • Vorlagen zur Selbstauskunft (z.B. Lerntyp, Lernstil, motivationalen Lernbedingungen, Vorkenntnisse)
  • Diagnostik

Ermitteln des individuellen Lernstandes

  • Vorlagen zur Selbstreflexion (z.B. Checklisten)
  • Lernbeobachtung
  • Portfolio
  • Lernjournal
  • Lerntagebücher
  • Kompetenzraster

Ableiten  von Lernbedarfen

  • Individuelle Zielvereinbarungen
  • Individuelles Förderkonzept
  • Lernvertrag
  • Transparente Leistungsanforderungen

Begleitung des individuellen Lernprozesses

  • Angebote äußerer Differenzierung (z.B. Lernstudios, Selbstlernzentren oder Drehtürmodelle)
  • Angebote der inneren Differenzierung (z.B. Wochenplan, Lernen an Stationen, Freiarbeit oder Projektunterricht)
  • Lernentwicklung dokumentieren
    Lernbeobachtung
    Arbeitsschrittlisten
    Lerntagebücher
  • Lernentwicklung beraten
    Rückmeldungen
    Empfehlungen
    Anpassen der Lernumgebung

Auswerten des individuellen Lernprozesses

  • Vorlagen zur Selbstreflexion (z.B. Checklisten)
  • Portfolio
  • Individuelle Gespräche
  • Lernentwicklungsbericht
  • Peer-Feedback
  • Empfehlungen zur weiteren Lernentwicklung (Grundlage für den Übergang in ein neues Lernangebot)

 

Datum: 27.04.2011
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