Wie sieht das in der Praxis aus?
In Klasse 6 werden den Schülerinnen und Schülern im Physikunterricht Tabletts mit Gegenständen angeboten, die das Forschen ermöglichen. Dabei handelt es sich um Experimente, die Phänomene der Alltagswelt erfahrbar machen. Die Jugendlichen, die sich in festen Teams jede Woche auf diese Weise durch die Physikzeit bewegen, halten in jeder dritten Woche ihre Ergebnisse, aber vor allem ihre Vorgehensweise fest. Da sie keine vorgegebenen Forschungspläne haben, sind sie herausgefordert, selbst die Experimente zu erfinden. Auf sehr unterschiedliche Weise entstehen dann „Lernwege“, die zeigen, dass nicht alle auf die gleiche Weise vorgehen.
In einem Team nimmt man sich zunächst den Laptop und schaut nach, ob es nicht bereits Erfahrungen gibt. Andere nehmen sich dafür keine Zeit, sondern legen gleich los. In anderen Teams wird versucht, beide Ansätze zu kombinieren, indem der eine die Bücher durchsucht und der andere schon mal experimentiert. Am Ende eines Physikblocks gilt: Erkläre es deinen Mitschülern. Da immer zwei Teams dieselbe Lernumgebung vorfinden, erkennen die Mitschüler gut, dass es verschiedene Forschungsstrategien gibt. Die Lehrerin erkennt, wie wichtig es ist, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Wege und Strategien reflektieren. Denn das Wissen um die fachlichen Zusammenhänge, also die Sachkompetenz, lässt sich auf den vernetzten Notebooks schnell finden. Der eigene Weg zur Erklärung und zum Verständnis der Phänomene wird dann zur Lernlektion.
Nachdem die verantwortliche Lehrerin das festgehalten hatte, entschied sie sich, die Schülerinnen und Schüler dazu anzuhalten, den Forschungsweg akribisch zu notieren. Nur mit diesem „Zeugnis“ wird das Fachergebnis bewertet.
In der 7. Klasse wird es im Physikunterricht ruhiger. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in diesem Schuljahr auf einer kognitiveren Ebene und vertiefen bewusst die Phänomene, die in jedem Physikblock erlebt wurden. Auch hier gilt es zu lernen, dass unterschiedliche Strategien des Recherchierens und Ausarbeitens zu Ergebnissen führen, die in gleicher Weise gültig sind. Die Schüler steigen jetzt ein zweites Mal in die Welt der Mechanik und Wärmelehre ein, aber diesmal mit Erfahrungswissen, auf das sie aufbauen können.
Diese kurze Beschreibung ist die erlebte Praxis an einer Ganztagsschule.
Datum: 30.05.2012
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