„Die Frage nach dem „Ob“ ist in der Praxis abgehakt und realitätsfremd. Kinder bewegen sich bereits autark in der digitalen Welt. Rund 1,2 Millionen 3- bis 8-Jährige sind regelmäßig online.“, resümiert das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) die Ergebnisse ihrer kürzlich vorgestellte Grundlagenstudie „DIVSI U9-Studie – Kinder in der digitalen Welt“.
Die Studie, in der nicht die Eltern, Erzieher oder Lehrkräfte, sondern die Kinder selbst befragt wurden, wurde vom Heidelberger SINUS-Instituts durchgeführt.
Ein weitverbreiteter Mythos
Doch welche Konsequenzen hat das für die Ganztagsschule? Gilt noch der „Traum der frühen Internet-Jahre“ – die allgemeine Verbesserung der Chancengleichheit durch Digitalisierung? Das Netz verspricht mehr Kooperation, Transparenz und Mitbestimmung. Tatsächlich aber können nicht alle gleichermaßen partizipieren, selbst wenn sie die gleichen Geräte und technischen Zugänge haben. Wie so oft hängt es von den Eltern ab, was Kinder im Internet und mit den technischen Geräten machen. Dabei spielt weniger die Finanzkraft der Familien eine Rolle, als viel mehr, wie stark die Kinder bei ihren ersten Schritten in der digitalen Welt begleitet werden.
Der Mythos, alle Kinder seien „ambitionierte Internet-Profis“ ist verschwunden. Bereits andere DIVSI-Studien haben gezeigt, dass die Zuschreibung digitaler Kompetenzen qua Geburtsdatum (z.B.: Alle nach 1980 Geborenen sind „Digital Natives“) empirisch nicht haltbar ist. öffnen
Schon in der Grundschule Ungleichheit entgegenwirken
Unterschiedliche Voraussetzungen zwischen den Kindern im Umgang mit digitalen Medien werden durch das Aufwachsen in unterschiedlichen „Internetmilieus“ forciert. Umso mehr ist die Ganztagsschule gefragt, dieser Ungleichheit entgegenzuwirken. Die Begeisterung für Tablets & Co. ist schon bei kleinen Kindern groß – bei Mädchen und Jungen gleichermaßen. Die verwendeten Bilder und Symbole ermöglichen es selbst Kindern, die noch nicht lesen und schreiben können, sich im Internet zu bewegen oder mit digitalen Geräten zu spielen.
Wie muss Schule nun darauf reagieren? Müssen Kinder schon in der Grundschule am Computern arbeiten? Die Anwort darauf lautet meist „ja“. Denn als neue Kulturtechnik sind der Umgang mit PCs, Tablets und Smartphones nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Sukzessive und begleitet werden Kinder an die Nutzung der Medien herangeführt, um ihnen den Umgang mit diesen abseits von Spielen nahezubrigen.
Wenn sich Lehrer mit dieser neuen Aufgabe häufig schwer tun, dann weil sie entweder selbst unsicher im Umgang mit neuen Technologien sind oder weil die Vermittlung dieses Lernstoffs bzw. die Integration in den Unterricht nicht Gegenstand ihrer Ausbildung waren. Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hat eine Untersuchung zur Medienintegration in Grundschulen durchführt und Empfehlungen abgeleitet. öffnen
Wie Medienbildung konkret im Unterricht aussehen kann, dafür bietet das Landesinstitut für Schule in Bremen (LIS) eine Handreichung „Medienbildung in der Grundschule“ an. öffnen.
Datum: 08.07.2014