raumstück

„raumstück“ für die im Aufbau begriffene Schulbibliothek

Projektdaten

Klassenstufen:
jahrgangsgemischt

Anzahl der Schüler/innen:
49

Anzahl der Lehrer/innen:
3

Fachbereiche:
Deutsch, Kunst, Mathematik, Werken

Wochenstunden:
ca. 23 Stunden über einen Zeitraum von 4 Wochen

Das Projekt

Der Leipziger Künstler Ulf Puder gestaltete mit zwei Klassen der Laagbergschule Wolfsburg ein „raumstück“ für die im Aufbau begriffene Schulbibliothek. Das Projekt raumstück umfasst die aktive Zusammenarbeit mit diesem Künstler und die Auseinandersetzung mit seiner zeitgenössischen künstlerischen Position. Der Künstler Ulf Puder – 1958 in Leipzig geboren und Absolvent der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst – entführt die Betrachter/innen mit seinen Arbeiten (Gemälde, Zeichnungen, Objekte und Installationen) in eine Welt, in der gewohnte Pfade der Erfahrung und Wahrnehmung verlassen werden. Wirkungsgrad und Wirkungsrichtung sind bei ihm keine starren Parameter und weichen häufig vom gewohnten Maß ab. So weht der Wind in manchen Bildern Puders in zwei verschiedene Richtungen, oder die Schwerkraft ist aufgehoben. Die Welt kann durchaus auch auf dem Kopf stehen. Seiner Auffassung nach beeinflussen Erfahrungen des Raums, des realen Erlebnisraums und des Denkraums sich gegenseitig, Denken und Schauen sind von Barrieren umgeben. Diese gilt es zu erfassen und zu überschreiten, auch in diesem Projekt.

Der Auslöser

Seinen Beginn nahm das Projekt im Herbst 2004, als die sechs- bis zehnjährigen Kinder im umliegenden Wald der Schule Naturmaterialen für die geplante Ausstellung „raumstück“ in der Städtischen Galerie Wolfsburg sammelten. Im Januar 2005 begann der Künstler Ulf Puder seine Ausstellung in einem Flügel des Wolfsburger Schlosses aufzubauen. Neben Gemälden zum Thema Raum und einem verfremdeten Hochsitz holte er ein Stück Wald ins Schloss. Die Bäume stammten aus einem Waldstück des Grafen von der Schulenburg. Der komplette Waldboden wurde von den Schülerinnen und Schülern eimerweise in das zweite Geschoss des Schlosses geschleppt. Bei der Ausgestaltung des Waldstücks ließ der Künstler den Kindern vollständige Freiheit. In der Woche darauf besuchten beide Schulklassen die fertige Ausstellung, an der sie tatkräftig mitgearbeitet hatten. Bei diesem Besuch setzten sie sich mit der künstlerischen Position Ulf Puders und dem Thema Raum gedanklich auseinander. Noch im Schloss entwarfen die Kinder eigene, ungewöhnliche Räume, wie z.B. einen „Verkehrt-herum-Raum“, einen „Tomaten-Raum“ und einen „Welt-Raum“.

Der Weg

Am 8. und 9. Februar 2005 folgten der Künstler Ulf Puder und Frau Digel von der Städtischen Galerie Wolfsburg einer Einladung in die Schule. Am ersten Tag einigten sich alle Beteiligten darauf, ein „raumstück“ für die Schulbibliothek zu entwerfen. In kleinen altersübergreifenden Gruppen entwickelten die Kinder konkrete Vorstellungen, die sie auf vorbereiteten Grundrissen skizzierten und miteinander diskutierten. Am zweiten Tag fasste Ulf Puder gemeinsam mit den Kindern alle Ideen zu einem Gesamtkonzept zusammen und skizzierte es auf einem großen Plakat. Entstehen soll ein „Raum im Raum“, ein nur für Kinder begehbarer Bücherraum: Umgeben von Lieblingsbüchern können die jungen Leserinnen und Leser allein oder in Gruppen auf kuscheligen Sitzgelegenheiten in Büchern schmökern. Weitere Ideen sind eine Bücherinsel mit verschiedenen Sitzhöhen, Palmen, in die ein Beleuchtungssystem integriert ist, sowie runde Sitzgelegenheiten und dreieckige, rollbare Bücherkisten. Im Anschluss an diese gemeinsame Planung bildeten sich einzelne Gruppen, die arbeitsteilig an einzelnen Elementen des Modells bauten. Eine Gruppe vermaß den Bibliotheksraum und fertigte eine Grundplatte im Maßstab 1:10 an. Eine zweite Gruppe baute mit Ulf Puder das Modell für den Bücherraum und die Leseinsel. Eine dritte Gruppe nähte kleine Kissen. Eine vierte Gruppe arbeitete an einem Beleuchtungskonzept. Eine fünfte Gruppe entwarf Farbmuster für Gestaltung der Wände und des Bodens. Eine sechste Gruppe konstruierte rollbare, maßstabsgerecht verkleinerte Bücherkisten. Und die siebte Gruppe gestaltete in liebevoller Kleinarbeit und Detailtreue Miniaturbücher für das Modell. In Fortführung der Arbeit entstanden noch maßstabsgerechte Figuren zur Belebung des Raums, und es wurde die Farbgestaltung gemeinschaftlich diskutiert. Anfang März stellen die Kinder ihr raumstück im Schülerrat und in der Gesamtkonferenz vor. Anschließend wird Kontakt aufgenommen zu den infrage kommenden Sponsoren, damit möglichst bald mit der konkreten Umsetzung des raumstücks begonnen werden kann. Hierbei wollen die Kinder tatkräftig mitarbeiten und sind bereits dabei, Eltern, Verwandte und Bekannte verschiedener beruflicher Sparten (Maler, Elektriker, Schreiner, Architekten) zur Mitarbeit zu gewinnen.

Probleme und Lösungen

Es sind nur niedrigschwellige, gut zu überwindende Hindernisse aufgetreten: Um den Kindern beim Projekt möglichst viel Gestaltungsfreiraum zu lassen, konnte im Vorfeld nicht sehr präzise geplant werden. Durch Flexibilität, Gelassenheit und Vertrauen in die Kooperationspartner konnte dieses ausgeglichen werden. Die Gelder für solche Projekte aufzutreiben ist zeitaufwändig und arbeitsintensiv. Bisher wurde das Projekt durch die Städtische Galerie Wolfsburg mit Unterstützung ihres Fördervereins getragen. Die Fahrtkosten übernahmen die Eltern der Schülerinnen und Schüler. Für die Realisierung des entstandenen Modells ist die Unterstützung durch Sponsoren geplant. Die räumliche Trennung (Leipzig – Wolfsburg) erschwerte die Vorabplanung. Dank E-Mail und Frau Digel in der Städtischen Galerie als zentraler Ansprechpartnerin gelang die Organisation gut. Bei der Suche nach Tannenzapfen mussten die Schülerinnen und Schüler feststellen, dass der nahe Wald ein reiner Laubwald ist. Deshalb wichen sie in Vorgärten und weiter entfernte Wälder aus. Die Unzulänglichkeiten des Computers und des Internets wurden durch Ausdauer und Willenskraft besiegt.

Blitzlicht

Die Kinder kannten die Städtische Galerie Wolfsburg bereits aus früheren Besuchen, bei denen sie Ausstellungen angeschaut und bildnerisch dazu gearbeitet hatten. Deshalb waren sie zunächst erstaunt, dass sie einen 10-Liter-Eimer in die Hand bekamen und Rindenmulch in das zweite Stockwerk des Wolfsburger Schlosses schleppen sollten. Doch sofort machten sie sich tatkräftig an die Arbeit und bewiesen dabei Einfallsreichtum und Organisationstalent. Nach zweistündiger schweißtreibender Arbeit mit dem „Rindermulch“ (Kinderzitat) aßen sie erschöpft, aber sehr zufrieden ihr Pausenbrot. Eine Zweitklässlerin erklärte kategorisch: „Künstler werde ich nicht, das ist viel zu anstrengend!“

Schule

Schulname
Laagbergschule

Schulart
Grundschule

Schulangebote
gebundene und ungebundene Angebote

Schulanschrift
Laagbergschule Masurenweg 9 38440 Wolfsburg

E-Mail
christine.walkling@kunstwerk-online.de

Anzahl der Schüler/innen
245

Anzahl der Lehrer/innen
21

Ansatz der Schule
Die Laagbergschule hat 10 altersgemischte Lerngruppen, in denen jeweils 25 Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren gemeinsam lernen. Der Unterricht findet für alle Kinder zuverlässig jeden Tag von 8 bis 13 Uhr statt. Im Schulkonzept ist festgeschrieben, dass jedes Kind in seinem individuellen Tempo arbeiten und den Lernstoff der 4 Grundschuljahre in der ihm gemäßen Zeit erledigen kann (im Regelfall zwischen 3 und 5 Jahren). Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind geöffnete Unterrichtsformen, alternative Leistungsbeurteilungen, eine umfangreiche Diagnostik, Aufhebung des 45-Minuten-Rhythmus und demokratische Formen der Konfliktbewältigung fester Bestandteil der Unterrichtspraxis

Zeitstruktur
Aufhebung des 45-Minuten-Takts

Netzwerke der Schule
Mitglied im „Internationalen Netzwerk innovativer Schulen“ der Bertelsmann-Stiftung; Mitglied im niedersächsischen „Qualitätsnetzwerk“; Mitglied eines „Kooperationsverbundes allgemein bildender Schulen zur Hochbegabtenförderung“ und Institutsschule der TU Braunschweig

Programme der Schule

Modellversuche der Schule
Schulversuch „Neustrukturierung des Schulanfangs“ 1997–2002

Wettbewerbe der Schule
Kinder zum Olymp bei der Kulturstiftung der Länder

Sozialraum der Schule
Die Schülerinnen und Schüler kommen aus dem gesamten Wolfsburger Stadtgebiet

Zusammensetzung
Der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache beträgt 14 Prozent; die Kinder kommen aus folgenden Ländern: Türkei, Italien, Syrien, Irak, Afghanistan, Südafrika, Indonesien, Tunesien, Bosnien, Albanien und Polen. Erhöhter Förderbedarf besteht nicht allein für Kinder ausländischer Herkunft, sondern in fast gleichem Umfang für Kinder mit sozialen Auffälligkeiten

Besonderheiten
durchgehende Altersmischung (6 bis 10 Jahre) in allen Lerngruppen der Schule und in allen Fächern und damit einhergehende veränderte Unterrichtspraxis

Referenzen

Preisträger im Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ 2004/2005

Autoren

  • Christine Walkling