Kollegiale Hospitation

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DKJS/D. Ibovnik

Die Schulglocke läutet, der Lehrer schließt die Tür. Lehrer verstehen sich vielerorts als „Einzelkämpfer“. Ihre Arbeit findet hinter verschlossenen Türen statt, wo dann unbemerkt entweder guter oder schlechter Unterricht gehalten wird. In etlichen Kollegien weiß man nur über den Umweg der Schüler, wie jeweils andere Kollegen pädagogisch arbeiten. Kollegiale Hospitationen als hauseigene Rückmeldeformen werden mit der Entwicklung der Ganztagsschulen zu einer weiteren Stellschraube für erfolgreiche Schulentwicklung.

Mit der Ganztagsschule wird immer mehr über deren Qualität und Management gesprochen. Qualität zu entwickeln, basiert auf einer eingehenden Bestandsaufnahme. Damit wird eine Öffnung von Unterrichtstüren notwendig. Koppeln sich Hospitationen mit einem anschließenden Feedback und sind Kollegen aus den eigenen Reihen damit betraut, dann ist das kollegiale Hospitation.

Für diese gibt es unterschiedliche Verfahren und Methoden. Diese haben sich seit einigen Jahren herauskristallisiert, vor allem die Wissenschaft hat sich damit beschäftigt. Heute ist klar, dass mit dieser Form des gemeinsamen Arbeitens die Qualitätsentwicklung Fahrt aufnimmt. Mittlerweile wird dieser Ansatz von Bestandsaufnahme und Fortschritt als das „Nonplusultra“ schulinterner Qualitätsentwicklung beschrieben.

Kritischer Freund

Auf den Punkt gebracht bedeutet dieses Verfahren, dass ein jeweils anderer Kollege zum „kritischen Freund“ wird. Dafür braucht dieser einen qualitativen Orientierungsrahmen. Dieser Rahmen kann „vorkonfektioniert“ aus einschlägiger Fachliteratur übernommen aber auch an der Schule selbst entwickelt werden. Auf der Grundlage eines eigenen Leitbildes können die schulinternen Verabredungen Grundlage für einen Hospitationskatalog werden. Die Robert-Bosch-Schule in Hildesheim zieht folgende Kriterien zu Rate:

  • Strukturierung des Unterrichts
  • Lernklima
  • Kommunikation
  • Fördern
  • Leistungserwartungen
  • Lernzeit
  • Inhaltliche Klarheit
  • Methodenvielfalt
  • Intelligentes Üben
  • Lernumgebung

Diese Kriterien stammen von einer Schule, die sich eine Haltung zum Schüler in das eigene Leitbild geschrieben hat. Die Kriterien beziehen sich auf einen schülerzentrierten Unterricht.

Unterricht ist ein komplexes Geschehen. Um dieses Geschehen zu verstehen und dann zu entwickeln, muss seine Komplexität über die Details präzise beobachtet und beschrieben werden. Ein sinnvoller Weg besteht darin, vor der Unterrichtsstunde einen Beobachtungsbogen festzulegen und sich auf die dort fixierten Kriterien zu beschränken.

Fazit aus der Beobachtung: Feedback

Die Beobachtungsergebnisse und deren Wirkung auf das Erleben des Beobachters sind die Grundlage für das Feedback nach der Hospitation. Dabei geht es nicht darum, die Beobachtungen zu bewerten. Das würde unweigerlich zu einer Verteidigung führen und Widerstände aufbauen. Stattdessen sollte man den Beobachteten bitten, eigene Fragen zu formulieren. Auf diese Weise kann der Beobachter und Feedbackgeber sehen, ob und wo der Beobachtete seine eigenen Problemzonen erkennt. Es ist bekannt, dass selbsterkannte Unzulänglichkeiten die Stellschrauben für einen Fortschritt sind. Werden ausschließlich diese aufgegriffen, überfordert das nicht und das Feedback wird positive Folgen zeigen.

Die Kriterien zur Beobachtung sind auch dem Lehrer bekannt, der hospitiert wird. Er kann und darf sich jedoch nur auf Teilbereiche einlassen, alles andere würde zu einer Überforderung führen. Somit ist die Basis erfolgreicher Hospitation ein geeigneter und auf das Leitbild der Schule abgestimmter Kriterienkatalog. Dieser ist ein entscheidendes Qualitätsinstrument. Und aus Einzelkämpfern werden in einem ganz neuen Sinne noch einmal Kollegen.

Kollegiale Hospitation

Die kollegiale Hospitation ist eine erfolgreiche Methode, den Unterricht nachhaltig zu verändern und kann zum erfolgreichen Aufbau einer Fachteamkultur führen. Durch Abbau vorhandener Ängste bei den Lehrkräften und Aufzeigen der Entwicklungschancen für hospitierte und hospitierende Lehrkräfte wird die Praxis der „Offenen Tür“ und des gegenseitigen Besuchs angeregt. öffnen

Ziele der kollegialen Hospitation
Beim kollegialen Hospitieren geht es um das Kerngeschäft, den Unterricht. Wir zeigen auf, wie sich ein Team auf das kollegiale Hospitieren vorbereiten kann, wie der Unterricht protokolliert wird und wie Rückmeldungen zum Unterricht formuliert werden können. öffnen

Datum: 02. 05. 2012
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