Ganz im Rhythmus

In der Staatlichen Grundschule Rudolstadt-West lernen Kinder bei Werkstattarbeiten in klassenstufenübergreifendem Unterricht. So sind die Aktivitäten in der Ganztagsschule miteinander verflochten

Projektdaten

Klassenstufen:
1-4

Anzahl der Schüler/innen:
173

Wochenstunden:
26-27

Das Projekt

Die besondere Rhythmisierung über den ganzen Tag ermöglicht das Unterrichten in Blöcken von ca. 90 Minuten. Eine große Spiel- und Bewegungspause am Vormittag von 40 Minuten bringt genügend Entspannung. Mittagessen, Mittagsruhe, kreative oder sportliche Angebote sowie spezielle Fördermaßnahmen finden in der Mittagszeit ausreichend Raum. Der Nachmittagsunterricht findet vorwiegend in den kreativen, musischen, handwerklichen und sportlichen Bereichen statt. Hausaufgaben und zusätzliche Förderangebote sind integrierte Bestandteile und über die gesamte Woche verteilt. In enger Kooperation mit den staatlich anerkannten Erzieherinnen und mit außerschulischen Partnern konnten vielfältige Angebote geschaffen werden, die das schulische Lernen ergänzen und bereichern.

Der Auslöser

Das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern mit Teilleistungsschwächen beziehungsweise mit besonderen Begabungen, ohne vorzeitige Selektierung, war uns besonders wichtig. Die Struktur Schule plus Hort (additive Form der Ganztagsbetreuung) erschien uns dafür nicht optimal. Der Ganztagsrhythmus entspricht besser der Leistungskurve eines Grundschulkindes.

Der Weg

Mit Unterstützung des Staatlichen Schulamtes Rudolstadt und dem Schulträger, der Stadt Rudolstadt, erarbeiteten wir ein Konzept zur Umgestaltung der traditionellen Grundschule plus Hort in eine gebundene Ganztagsgrundschule. Wir rhythmisierten den Schultag, hoben den 45-Minuten-Takt auf und verlagerten Unterricht auch an drei Wochentagen in den Nachmittag. Im Bereich der 1. und 2. Klassen wurden vier altersgemischte Stammgruppen gebildet. Stammgruppenunterricht findet verteilt über die ganze Woche in Form von Werkstattunterricht und anderen offenen Lernformen statt. Im Bereich der 3. und 4. Klassen, die überwiegend homogen eingerichtet sind, wird an einem Wochentag der klassenstufenübergreifende Unterricht in altersgemischten Lerngruppen fortgeführt. Da nicht alle Eltern diese verpflichtende Ganztagsform wollten, liefen seit dem Schuljahr 1999/2000 beide Schulteile parallel. Die Schülerzahlen entwickelten sich in dem gebundenen Ganztagsschulteil stetig steigend, während der traditionelle Schulteil stark zurückging. Mit Beginn des Schuljahres 2003/2004 wurde im Halbtagsteil keine 1. Klasse mehr gebildet. Auf Beschluss des Schulträgers erfolgt die schrittweise Umgestaltung in eine reine Ganztagsschule in gebundener Form. Der Schulträger hat für die Stadt Rudolstadt keine abgegrenzten Schuleinzugsgebiete festgelegt, somit können alle Eltern die Schule frei wählen.

Probleme und Lösungen

Der Begriff Ganztagsschule war zu Beginn unseres Schulentwicklungsprozesses nicht gerade positiv besetzt. Die Überzeugung, dass Kinder unter einer ganztägigen Schulform eher leiden, war stark verbreitet. Und nicht alle Eltern wollten eine gebundene Ganztagsgrundschule mit verpflichtender Teilnahme. Auch konnten sich nicht alle Pädagog/innen mit dem Ganztagsrhythmus identifizieren, da der veränderte Stundenrhythmus, die kooperativen Lernformen und die Teamberatungen eine verstärkte Verlagerung von Lehrerarbeitszeit in die Schule bedingen. Anerkennung und zunehmende Akzeptanz im Prozess der Schulentwicklung brachten jedoch einen großen Motivationsschub für alle Beteiligten. Hilfreich waren die so genannten Elternwerkstätten, in denen Eltern mit ihren Kindern lernen konnten.

Schule

Schulname
Staatliche Grundschule Rudolstadt-West

Schulart
Grundschule

Schulangebote
gebunden

Schulanschrift
Staatliche Grundschule Rudolstadt-West Gustav-Freytag-Str. 4 07407 Rudolstadt

E-Mail
gsru_west@t-online.de

Anzahl der Schüler/innen
173

Anzahl der Lehrer/innen
15

Sonstiges pädogogisches Personal
7 Erzieherinnen, 1 Praktikantin, je 1 Integrationshilfe für Kinder von Spätaussiedlern und mit sonde

Ansatz der Schule
veränderte Schuleingangsphase mit klassenstufenübergreifendem Unterricht; Altersmischung in der 1. und 2. Klasse; teilweise Altersmischung in der 3. und 4. Klasse; in Einzelfällen gemeinsamer Unterricht von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf; Unterricht mit Werkstattcharakter

Zeitstruktur
6–17 Uhr Uhr: beginnend mit Frühhort; Gleitzeit 8–9.40 Uhr: 1. Unterrichtsblock mit Frühstückspause 9.40–10.20 Uhr: Spiel- und Bewegungspause 10.20–12 Uhr: 2. Unterrichtsblock 12–13.45 Uhr: Mittagessen, Ruhe, Entspannung, kreative Angebote, Spiel, Bewegung, Förderangebote, Angebote freier Träger, integrierte Hausaufgaben 13.45–15.15 Uhr: 3. Unterrichtsblock, Arbeitsgemeinschaften (Di, Mi, Do) Ferienbetreuung

Sozialraum der Schule
städtisch; keine abgegrenzten Einzugsgebiete; Angebotsschule; Anmeldung auf Elternwunsch

Zusammensetzung
geringer Migrationshintergrund; sonderpädagogischer Förderbedarf

Besonderheiten
„gute Beispiele“ unter www.ganztagschulen.org

Referenzen

Das Projekt gehört zu den besten 20 Beiträgen des Ganztagsschulwettbewerbs „Zeigt her eure Schule“ des Begleitprogramms der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“

Autoren

  • Bärbel Schiebold