Auf in die Wissensgesellschaft!

Profil einer Medienschule: Schüler/innen und Lehrkräfte haben freien Zugang zu allen digitalen Medien nicht nur in speziellen Räumen, sondern sogar im Klassenzimmer

Projektdaten

Klassenstufen:
alle

Anzahl der Schüler/innen:
alle

Anzahl der Lehrer/innen:
alle

Fachbereiche:
alle

Wochenstunden:
alle

Das Projekt

Wir integrieren digitale Technologien in unseren Unterricht und verstehen die digitalen Medien sowohl als Mittel des Lernens als auch als bedeutsames Element der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen. Mit unserer konzeptionellen Arbeit haben wir räumliche, didaktisch-methodische und organisatorische Neuerungen begonnen. Da digitale Medien verstärkt wesentliche Bereiche unseres individuellen und gesellschaftlichen Lebens beeinflussen, müssen sie zu einem wichtigen Bestandteil der Bildungsprozesse unserer Schule werden. Im Zentrum steht dabei der freie Zugang – sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für uns Lehrkräfte, weil wir in wachsendem Maße mit unseren Schüler/innen und Kolleg/innen sowohl schulintern als auch über das Netz kooperieren. Eckpunkte der PC-Infrastruktur sind Medienecken und mobile Notebooks, eine Medienwerkstatt und ein Medienlabor. Außerdem können die Fachkolleg/innen im Lehrerzimmer und in den Vorbereitungsräumen jederzeit auf einen PC zugreifen. Damit werden Planungsprozesse, die Kooperation sowie außerschulische und internationale Kontakte unterstützt. Unsere Schule legt den Schwerpunkt auf eine insgesamt verbesserte Lernkultur. Diese impliziert unter anderem innovative Lehr- und Lernmethoden, offene Gruppenarbeitsformen, projekt-, problem- und ergebnisorientiertes Arbeiten (auch mit außerschulischen Partnern), um so leistungsdifferenziert zu arbeiten und individuelle Qualifikationen zu fördern, die über den zukünftigen persönlichen und beruflichen Erfolg unserer Schüler entscheiden. Alle Kinder und Jugendlichen erwerben Kompetenzen, die ihnen ein sachgerechtes, selbstbestimmtes, kreatives und selbstverantwortliches Handeln in einer von Medien sowie von Informations- und Kommunikationstechnologien geprägten Lebenswelt ermöglichen. Wichtige Bedingungen sind die jeweilige Lebenssituation, die Bedürfnislage, der Kenntnis- und Erfahrungsstand und der Stand der intellektuellen und wertebezogenen Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen.

Der Auslöser

Die Arbeit in Medienprojekten braucht Zeit, die in der Ganztagsschule – anders als im 45-Minuten-Lehrplan – zur Verfügung steht. Die neuen Medien können nur dann eine nachhaltige Wirkung entfalten, wenn didaktisch angemessene Mediennutzungskonzepte in ein pädagogisch innovatives Grundkonzept integriert werden. Mit digitalen Medien, so zeigen es unsere Erfahrungen, ist ein traditioneller Unterricht kaum möglich. Angelpunkt und Motor effektiver Mediennutzung sind die Lehrer/innen, die in Zukunft verstärkt vom pädagogischen Potenzial der neuen Medien überzeugt werden müssen. Es geht vor allem um eine didaktisch-methodisch ausgerichtete (schulinterne) Fortbildung im Lehrerkollegium. Der Umgang mit digitalen Medien soll zu einem selbstbestimmten, verantwortungsvollen Gebrauch bei Schülerinnen und Schülern führen. Die Einbindung in ein schulisches Medienkonzept liefert uns Chancen für die sinnvolle Verknüpfung von unterrichtlichen Inhalten und außerunterrichtlichem Lernen. Daraus haben wir uns zu handeln entschlossen!

Der Weg

Dem Medienkonzept unserer Schule wurde das Prinzip der integrativen Medienerziehung zu Grunde gelegt. Durch dieses Prinzip sollen sinnvolle Mediennutzung und aktive Medienarbeit realisiert werden. Dabei wird der Gestaltungsspielraum der Ganztagsschule berücksichtigt. Neben der Produktion und dem Einsatz der Medien soll auch die Kooperation unter den Lehrkräften verbessert werden. Dazu werden häufiger schüleraktivierende und kooperative Arbeitsformen gewählt. Für unsere Ziele haben wir zuerst unsere technische Infrastruktur auf einen integrativen Medieneinsatz ausgerichtet. Alle Rechner sind durch ein Intranet verknüpft. Das Intranet ist eine Grundvoraussetzung für eine ganztägig lernende Schule, denn nur so kann gesichert werden, dass Lernergebnisse, Lernsoftware, Informationen usw. unabhängig von Zeit und Raum abgerufen werden können. Die Lehrerkooperation, die wir in einigen fächerverbindenden und fächerbegleitenden Lernvorhaben praktizieren, basiert auf dem Prinzip der Vernetzung. In den Räumen der Klassen 5 und 6 haben wir Medienecken eingerichtet. Auf diese Weise werden die Zugriffschancen auf digitale Medien für alle Kinder gesichert, da in diesen Altersstufen die Nachmittagsangebote im Rahmen der Ganztagsschule begrenzt sind. Unterrichtsbeispiele sind elektronische Austauschprojekte, der Gebrauch von Lernsoftware und kooperatives Lernen in virtuellen Klassenzimmern. Der naturwissenschaftliche Unterricht kann durch einen permanenten Zugriff auf den PC und damit das Internet und Lernsoftware genutzt werden, um binnendifferenziert zu arbeiten, den Erkenntnisprozess durch zusätzliche Informationen zu unterstützen, Simulationen und Experimente durchzuführen. Darüber hinaus kann der Kontakt zu Forschungsinstituten und Universitäten unkompliziert hergestellt werden. Zu Präsentationszwecken wird der Medienecke je nach Bedarf ein Projektor zugeschaltet. Sie ist mit dem Schulnetzwerk verbunden, sodass nachmittags und in anderen Unterrichtsfächern ein Zugriff auf Ergebnisse und Informationen möglich ist. Kolleg/innen und Schüler/innen können Notebooks ausleihen und sie im Fachunterricht, auf Studienreisen und Erkundungsgängen einsetzen. Das fördert den fachspezifischen Einsatz der digitalen Medien. Offene und projektorientierte Unterrichtsformen werden unterstützt. Durch das Einspeisen in das Schulnetz werden die gesammelten Ergebnisse einfach übertragen und damit weiterverwendet. In der Medienwerkstatt sind acht PCs so angeordnet, dass noch viel Platz für Kommunikation von Angesicht zu Angesicht stattfinden kann. Im Rahmen der Ganztagsschule hat sich die Raumeinrichtung mit Werkstattcharakter bewährt. Da es bei der Nutzung des Raums nicht um die informatorische Grundbildung, sondern um den kreativen Einsatz digitaler Medien geht, finden dort die Projektkurse statt bzw. können die Kurse auf diesen Raum zugreifen. Die Zeitplanung zur Belegung der Werkstatt ist offen und erlaubt eine flexible Anpassung der Belegung an die aktuellen Erfordernisse in fächerverbindenden Lernvorhaben, Forschungsprojekten und anderen Lernprozessen. Im Medienlabor befinden sich 18 Rechner. Hier kann im Klassenverband gleichschrittig mit den digitalen Medien gearbeitet werden. Am Nachmittag steht das Labor den Schüler/innen unserer Schule frei zur Verfügung. So wollen wir die Chancengleichheit sichern. Hier können am Nachmittag Hausarbeiten, Hausaufgaben, Fachpräsentationen selbstständig erstellt werden. Am Vormittag findet hier die informatorische Grundbildung statt. Ein Projektor und ein Notebook können von Kolleg/innen entliehen werden. Lernsoftware, das Internet, Präsentationen und andere Medienprodukte können so unkompliziert eingesetzt werden. Im Lehrerzimmer und in den Vorbereitungsräumen können die Fachkollegen jederzeit auf einen PC zugreifen. Damit werden pädagogische Planungsprozesse und die Kooperation der Lehrer sowie außerschulische und internationale Kontakte unterstützt. Damit die Lernenden selbst ihre Kompetenzentwicklung verfolgen können und die Entwicklung bewusst mitgestalten, werden Medienkompetenzen nachgewiesen. Dafür werden folgende Kompetenzkriterien abgefordert: Angebote wählen und nutzen, Beiträge gestalten und verbreiten, „Sprache der Medien“ verstehen und bewerten, Wirkungen erkennen und aufarbeiten, Bedingungen durchschauen und beurteilen. Medienkompetenz zeigt sich nicht allein in praktischer Medienarbeit, sondern auch in der Fähigkeit zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit Medienfragen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Probleme und Lösungen

Unsere Profilierung bedingt, dass die erreichten fach- und kompetenzübergreifenden Qualifikationen, die sich aus dem Einsatz der digitalen Medien für Lehrkräfte zwangsläufig ergeben, im Rahmen von Fortbildung durch speziell geeignete Moderationsprozesse auf die Startlinie gebracht werden müssen. Die Bewältigung dieser komplexen und mehrdimensionalen Aufgaben bedeutet für Lehrkräfte, die geeigneten Kompetenzen zu erwerben. Dabei wird unterstellt, dass letztlich nur unsere Lehrer durch ihre Einlassung auf diese besondere Situation entscheiden, ob sie die Zielstellungen mittragen. Die Veränderung der Unterrichtsprozesse durch den Einsatz von digitalen Medien verändert die Rolle der Lernenden und die der Kollegen. Die neuen Chancen für neue Lernformen ziehen nach sich, dass neue Kompetenzen bei unseren Kindern und Jugendlichen herangebildet werden. Aus diesem Grunde beschränkt sich der Nachweis von Kompetenzen nicht nur auf die Qualifikation „Medienkompetenz“, sondern auch auf andere Fähigkeiten im Rahmen einer Lern- und Handlungskompetenz. Diese anderen Kompetenzen werden je nach Projektzusammenhang und Lernfeld den Kindern und Jugendlichen durch Lernentwicklungsberichte zugeschrieben. Wir benötigen einen Mehrbedarf an diagnostischen Fähigkeiten; die ausschließliche Beschreibung von Medienkompetenz reicht längst nicht aus, wenn man im Feld einer Ganztagsschule die digitalen Medien in den Unterricht integriert. Es gilt, die Vermittlung eines Verständnisses von integrativer Medienerziehung aufzubauen und damit professionell umzugehen. Es geht uns um ein kontinuierliches Abtragen der erheblichen Mehrbelastung der Lehrerschaft. Die Medienerziehung soll in alle Unterrichtsfächer integriert und der Aufbau von medienpädagogischen Kompetenzen bei den Lehrkräften durch Teamteaching und schulinterne Fortbildung gesichert werden.

Blitzlicht

„Das Profil einer Schule ist die Nase in einem Gesicht.“ In Umanz auf Rügen fand unsere erste schulinterne Auseinandersetzung im Herbst 2003 zum Schulprofil statt. Bei diesem zweitägigen Treffen haben wir diskutiert, was eine „gute Nase“ für unsere Schule sein könnte. „Im Fall, dass wir das Profil unserer Schule mit einer Nase vergleichen, so wird es in Schulentwicklungsseminaren tatsächlich besprochen, haben wir doch eigentlich keine Wahl. Eine Nase ist eine genetisch bedingte Konstruktion und damit determiniert, und an Chirurgie wollen wir doch weniger denken – das scheint schmerzhaft und wirkt am Ende eitel. Somit hinkt dieser Vergleich, denn man kann wohl davon ausgehen, dass das Profil einer Schule wandelbar ist, ohne dass wir wirklich schmerzliche Eingriffe hinnehmen müssen.“ Die Antwort: „Das Profil einer Schule ist schon mit einer Nase zu vergleichen, denn wenn ein Profil angelegt ist, dann lässt sich nur schwer ein neues Profil anlegen, ohne dass nicht tief greifende Veränderungen vorgenommen werden.“ Dieser Dialog hat uns sehr nachdenklich gestimmt. Unser Profil, „Wir sind eine Ganztagsschule in der Wissensgesellschaft!“ – „Wir sind eine Medienschule!“, zeigt uns jedoch weite Spielräume und Entwicklungswege für unsere pädagogische Arbeit, denn für uns sind die digitalen und genauso (auch) die herkömmlichen Medien die Träger und Übermittler von Wissen schlechthin. Was sind Pädagog/innen? Menschen, die eine positive Sozialisation, das heißt eine Einordnung des Menschen in die vorherrschende Gesellschaft, begleiten und zur Mündigkeit und Selbstbestimmung erziehen. Wir fanden, dass dieser Auftrag mit einem Medienkonzept (Medienprofil) besser zu verwirklichen ist. Der erweiterte Organisationsrahmen hilft.

Schule

Schulname
Hansa-Gymnasium Hansestadt Stralsund

Schulart
Gymnasium

Schulangebote
teilgebunden

Schulanschrift
Hansa-Gymnasium Hansestadt Stralsund Fährwall 19 18439 Stralsund

E-Mail
post@hansagymnasium-stralsund.de

Anzahl der Schüler/innen
628

Anzahl der Lehrer/innen
41

Sonstiges pädogogisches Personal
1 freizeitpädagogische Betreuerin (ABM), 3 Referendar/innen, 1 französische Sprachassistentin

Ansatz der Schule
Leitbild der integrativen Medienerziehung

Zeitstruktur
Mo–Do: 7.30–16 Uhr Fr: 7.30–14.30 Uhr

Netzwerke der Schule
Arbeitskreis „Lernen mit PC“ am Staatlichen Schulamt Greifswald

Programme der Schule
„Gemeinsam handeln, voneinander lernen, zusammenwachsen“ (Robert Bosch Stiftung)

Modellversuche der Schule
„Selbstständige Schule“; „Multimedia-Schule“

Wettbewerbe der Schule
Schola-21 und „Zeigt her eure Schule“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung; „Jugend übernimmt Verantwortung“ der Stiftung Brandenburger Tor; „Kinder zum Olymp“ der Kulturstiftung der Länder; Wettbewerb der Ausstattungsinitiative des Kultusministeriums Mecklenburg-Vorpommern

Sozialraum der Schule
städtisch

Zusammensetzung
geringer Migrationshintergrund

Referenzen

Das Projekt ist Preisträger des 1. Ganztagsschulwettbewerbs „Zeigt her eure Schule“ und gehört zu den 10 besten Beiträgen.<?xml:namespace prefix = o ns = „urn:schemas-microsoft-com:office:office“ />

Autoren

  • Thomas Jahnke