Michael Bennett / Piero Chiussi / DKJS

Ganztagsschulkongress 2013 – Wortwechsel 4: Alles im Wandel – von komplexen Krisen und Wegen der Veränderung

 

Wortwechsel 4

Alles im Wandel – von komplexen Krisen und Wegen der Veränderung

Expertinnen und Experten:

Diskussion beim 10. Ganztagsschulkongress

Freitag, 06.12.2013, 17:00–18:00 Uhr, Raum B 05

Dr. Dominik Schäfer, Leiter Querschnittsfunktionen der S-Bahn Berlin GmbH; Dr. Claudia Nicolai, Programmleiterin HPI School of Design Thinking

Moderation: Volker Wieprecht, Radioeins rbb, Berlin

Zentrale Themen und Ergebnisse

Dr. Schäfer

stellt die Veränderungsprozesse vor, die die Berliner S-Bahn in den letzten Jahren durchlaufen hat.

S-Bahn-Krise:

  1. Technik, Organisation, Kultur (fehlende Kommunikationskultur, große Distanz der Führungskräfte)
  2. Es gab keine Leitlinien, keinen Meilensteinplan
  3. Blick der Führung ausschließlich auf die Ergebnisse: Wie viele Züge/Wagen fahren heute? (Vorgabe: 131)
  4. Im Dezember 2017 läuft der Vertrag aus. Bis dahin sollen die Verbesserungen weit genugt umgesetzt werden, um wieder den Zuschlag zu bekommen

Grundlagen für den Änderungsprozess:

  1. Ein Zielbild entwickeln
  2. Führungsverständnis schaffen
  3. Kommunikationsinstrumente etablieren
  4. Dialogformate schaffen

Man muss Führungskräfte im Veränderungsprozess (auch in der Praxis) unterstützen, auch individuell – auch das untere Management und die Führungskräfte vor Ort (Schichtleiter).

Kurze Skizzierung des Veränderungsprozesses

Wo wollen wir hin, was ist unser Ziel, was sind unsere Etappen, haben wir ein gemeinsames Ziel? Dabei gibt es drei Leitlinien:

  1. Wir arbeiten miteinander
  2. Wir handeln verantwortungsbewusst
  3. Wir sind zukunftsorientiert

Vision: Wir wollen die S-Bahn sein, der man vertraut, weil wir das Vertrauen verloren haben.

Man muss immer wieder überprüfen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist, und immer wieder im Kontakt mit den Mitarbeitern sein.

Die Vermittlung von Wertschätzung über Präsenz der Führungskraft verliert nie an Bedeutung. Präsenz heißt nicht reine Anwesenheit, sondern ernst nehmen!

Haltung braucht Zeit. Veränderung braucht Zeit.

Frau Dr. Nicolai

stellt ihre Arbeit vor. Sie ist an der HPI School of Design Thinking zuständig für den Studiengang Innovationsdenken – Design Thinking. Dort sollen

  • Führungskräfte von morgen auf eine komplexe, dynamische Umwelt vorbereitet werden. Sie arbeiten zwischen Design, Technologie und Business. Die zenrale Frage ist: Wie kommen neue Ideen in die Welt – durch neue Organisationen? Dazu
  • Komplexität als Herausforderung begreifen!
  • Grenzen überschreiten!

Als Experten können wir uns gut in unserer Sprachwelt austauschen. Wir haben aber Schwierigkeiten, uns mit Experten aus anderen “Welten” zu verständigen

Herangehensweise
  • Geteiltes Verständnis über Probleme. Welches Problem wollen wir lösen? Wie kann das aussehen? Feedback von Leuten, die dies nutzen werden. Grenzgänger: Menschen zusammen zu bekommen, die gerne an diesen Problemen arbeiten
  • Teamkultur als Grundlage: positives und gemeinsames Arbeiten. Interdisziplinäre Teamarbeit als erster Schritt

Es steckt sehr viel Positives im Scheitern! In jeder Krise steckt eine Chance!

Wortwechsel

Moderator: Ein Astrophysiker kann nur beobachten, aber keine wirklichen Versuche durchführen. Wie schafft man eine Veränderung in der Organisation ohne externe Beratung?

Dr. Schäfer: In der S-Bahn – ihrer Selbsteinschätzung nach – nicht. Es ist einfach zu viel Arbeit. Viele Mitarbeiter leben in der Vergangenheit.

Dr. Schäfer: Man kann nicht mit jedem gut zusammen arbeiten. Was macht man dann? In Werkstätten und Meistereien neu sortieren. Aber es geht nicht jedes Mal. Es muss einfach funktionieren.

Stimme aus dem Publikum: Blick auf die Schule: Schulen arbeiten nicht wirtschaftlich und es gibt Beamte. Es läuft alles anderes. Die Kinder melden sich nicht. Wir können nicht einstellen oder entlassen. Wir müssen nehmen, was wir haben. Wie kann man da herangehen?

Dr. Nicolai: Bei Studenten aus unterschiedlichen Schulen und Universitäten, die dann in Teams zusammenarbeiten müssen (ähnlicher Rahmen wie an Schulen, denn auch hier kann man sich die Kollegen oftmals nicht aussuchen), sind die zentralen Momente Transparenz und viel reden. Es gibt Teamverantwortung und dadurch auch ein gewissen Commitment. Empfehlung: An andere Orte gehen, um den Veränderungsprozes anzustoßen.

Moderator: Ist der Prozess an Schulen vergleichbar mit den Vorstellungen der S-Bahn? Betreiben sie Veränderungsmanagement oder Innovationsprozesse in dieser Form? Oder reparieren Schulen eher?

Dr. Schäfer: Schulproblematik ist wohl die konstante Veränderung. Die Problematik liegt in der Lage, mit Unsicherheit und Veränderungen umzugehen.

Dr. Schäfer: Sind die Eltern heute Kunden der Schule? Eher als die Kinder?

Stimme aus dem Publikum: Die Schule braucht Hilfe von außen, Geld und Zeit. Lehrer sind nicht ausgebildet für die verschiedenen Anforderungen.

Dr. Schäfer: Externe Moderatoren können helfen.

Stimme aus dem Publikum: Die Schule sollte sich von innen heraus verändern: mit Zeit, von außen mit Zeitdruck und Refomen. Der Schule als System wird gar nicht die Chance gelassen, den eigenen Weg der Veränderung zu gehen.

Fazit Dr. Schäfer: Vom Reparieren zur Planung.
 

Statements und Zitate

  • “Es steckt sehr viel Positives im Scheitern!”
  • “In jeder Krise steckt eine Chance!”
  • “Haltung braucht Zeit. Veränderung braucht Zeit.”