Die tragenden Säulen der pädagogischen Arbeit an der Europaschule Rheinberg, einer Gemeinschaftsschule der Sekundarstufen I und II, sind die individuelle Förderung und Forderung, selbstgesteuertes und kompetenzorientiertes Lernen, kooperative Lernformen und Projektunterricht. Hierfür wurden schuleigene Arbeitsformen konzipiert, die fest im Schulprogramm verankert sind. So wurden unter anderem Lernzeiten eingeführt, in denen mit der eigens dafür entwickelten Methode IGL – Individuell Gesteuertes Lernen – gearbeitet wird.
Mit dem IGL-Führerschein fit fürs selbstgesteuerte Lernen
Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 8 haben wöchentlich zwei Doppelstunden IGL-Unterricht. Beteiligt sind die Hauptfächer Mathematik, Englisch und Deutsch, die in jeweils eigenen IGL-Räumen von Fachlehrkräften betreut werden.
Zu Beginn der Stunde wählen sich die Schülerinnen und Schüler eines der Fächer aus und begeben sich zum entsprechenden IGL-Raum. Der Ablauf ist klar geregelt. Bevor sie mit der Arbeit loslegen, machen sie einen Kompetenzcheck zu dem aktuell im Fachunterricht behandelten Thema. Über den Kompetenzcheck bringen die Kinder die einzelnen Kompetenzbereiche des Inhaltsfeldes in Erfahrung, in denen sie möglicherweise Übungsbedarf haben. In Englisch kann das Thema sein: „Mich und andere vorstellen“. Die aufeinander aufbauenden Kompetenzen sind „Ich stelle mich kurz vor“, „Ich stelle anderen Fragen“, „Ich stelle eine andere Person vor“. Sie entscheiden sich daraufhin für einen dieser Bereiche und nehmen sich ein dafür vorgesehenes Arbeitsblatt.
Die IGL-Arbeit kann beginnen. Jedes Kind arbeitet für sich konzentriert und leise an seinen Aufgaben. Bei Bedarf geben die anwesenden Fachlehrer und -lehrerinnen Hilfestellung. Sind die Kinder mit ihren Aufgaben fertig, gleichen sie selbstständig ihre Lösungen über Lösungsblätter ab und schätzen ihren individuellen Lernfortschritt über ein Smileysystem in ihrer Kompetenzcheckliste ein. Fühlen sie sich fit genug im geübten Bereich, können sie freiwillig einen Test zur Leistungsüberprüfung absolvieren, um ihren Lernfortschritt auch schriftlich zu überprüfen. Der Test soll zeigen, ob das Thema verstanden wurde.
Die Aufgabe der IGL-Lehrkräfte ist neben der Hilfestellung auch die Dokumentation der IGL-Stunden. Sie tragen die erledigten Arbeiten der Kinder in das sogenannte blaue Buch ein. Darin wird auch ein Vermerk über die Arbeitshaltung der Schülerinnen und Schüler notiert. Mit einem Smiley werden Lautstärke, Pünktlichkeit und ob das benötigte Material vorhanden war, bewertet. Neben dem blauen Buch gibt es die LuL-Liste (Lehrerinnen- und Lehrer-Liste), ein Informationsmedium von IGL-Fachlehrkraft zu Klassenleitungsteam. Darin wird die Einschätzung der Arbeit der Schülerinnen und Schüler eingetragen. Die Liste wird in regelmäßigen Abständen an die Klassenleiter übergeben und von diesen u.a. als Grundlage für Elterngespräche herangezogen.
Die Kinder der fünften Klassen machen zunächst einen IGL-Führerschein, der ihnen bescheinigt, dass sie sich an die Lern- und Verhaltensregeln des IGL-Unterrichts halten können und in der Lage sind, ihre Inhalte selbst auszuwählen. Das Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler des fünften Schuljahrs bis zu den Herbstferien diesen ersten Schritt zum selbstständigen Lernen gegangen sind. Die IGL-Fachlehrkräfte geben ihre diesbezügliche Einschätzung an das Klassenleitungsteam weiter und beratschlagen über das weitere Vorgehen. Hält sich das betreffende Kind an die geltenden Regeln und Anforderungen im Bereich Material, Arbeitshaltung, Pünktlichkeit und Selbstkontrolle, erhält der Schüler oder die Schülerin einen IGL-Führerschein. Das Kind ist nun ein „kleiner IGL-Experte“ und darf selbstständig nach der IGL-Methode arbeiten. Manches Kind ist noch nicht so weit und bekommt noch weiter Unterstützung.
IGL – Unterricht – mehr als nur Hausaufgabenersatz
Das klar strukturierte Konzept ist fortlaufend bis Klasse acht in den Stundenplänen verankert. Das schafft Verlässlichkeit und Sicherheit. Der Rahmen des eigenverantwortlichen Lernens ist klar gesteckt.
Im IGL-Unterricht erledigen die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben, die sie sonst als Hausaufgaben von der Schule mitgenommen hätten: Sie wiederholen und vertiefen das Gelernte und lösen Übungs- und Transferaufgaben. Allerdings ist der IGL-Unterricht mehr als nur Hausaufgabenersatz. Denn neben den fachlichen Kompetenzen lernen die Kinder mit IGL ihr Lernen selbst in die Hand zu nehmen, individuell und nachhaltig.