An der vierzügigen Heinrich-Heine-Grundschule in Jena lernen Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis vier. Die ersten beiden Jahrgänge werden altersgemischt in der Schuleingangsphase (SEP), die dritten und vierten Jahrgänge altershomogen unterrichtet.
In den SEP-Klassen wird größtenteils mit offenen Unterrichtsformen, wie z.B. dem Werkstatt- oder Stationslernen, gearbeitet. Im Unterricht der dritten und vierten Klassen werden diese Methoden fortgeführt und ergänzt. Gleichzeitig wird durch die Benotung ab Klasse 3 zunehmend leistungsorientiert gearbeitet. Unterschiedliche Schwerpunktsetzung und Methodenwahl führten in der Vergangenheit öfter zu Diskussionen im Kollegium. So bemängelten die Lehrkräfte der dritten und vierten Klassen die nicht optimale Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die dritte Klasse. Viele Eltern fordern gegen Ende der Grundschulzeit vermehrt Leistung, damit ihre Kinder den Übergang aufs Gymnasium schaffen. Den SEP-Lehrkräften erschien unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder die Begleitung beim Übergang von der Kita in die Institution Schule vorrangig. Der schwelende Konflikt barg die Gefahr eines sich spaltenden Kollegiums.
Um dem entgegen zu wirken, sollte eine engere Zusammenarbeit der Lehrkräfte unterschiedlicher Klassenstufen erreicht werden, flankiert von klaren, überschaubaren Strukturen und zusätzlicher Zeit für Absprachen und Kommunikation. Den Grundstein dafür legte das Kollegium mit der Neustrukturierung in Form von Lernhäusern.
Lernen in guter Nachbarschaft
Insgesamt gibt es vier Lernhäuser. Jedes Lernhaus wird „bewohnt“ von zwei SEP-Klassen, einer dritten und einer vierten Klasse. Die Klassenräume befinden sich in räumlicher Nachbarschaft zueinander. Die Kinder verbleiben ihre gesamte Grundschulzeit im selben Lernhaus. Viele gemeinsame Aktivitäten, wie Projekte, Lesenächte, Exkursionen, … werden gemeinsam geplant und durchgeführt.
Lehrkräfte, Sonderpädagoginnen und -pädagogen und Erzieherinnen und Erzieher arbeiten als Team im Lernhaus eng zusammen und stimmen die Lern- und Erziehungsprozesse aufeinander ab. Es gibt feste Präsenzzeiten, die für organisatorische und themenspezifische Absprachen genutzt werden. Das Thema Übergänge spielt dabei eine große Rolle.
Auch die Vernetzung der Kolleginnen und Kollegen aus den vier Lernhäusern folgt festen Regeln. Jedes Lernhaus bestimmt einen „Chef“. Die vier Chefs treffen sich regelmäßig zu vorab abgestimmten Themen, z.B. Hausaufgaben oder Bewertung. Die Ergebnisse werden sodann auf der nächsten Fachkonferenz im großen Plenum besprochen und auf dieser Basis ein für alle gültiger Beschluss formuliert.
Aus Hausgemeinschaft wird Schulgemeinschaft
Mit der Einführung der vier Lernhäuser wurden neue Kommunikationsstrukturen geschaffen. Durch die konstante personelle Besetzung der einzelnen Häuser wuchs das wechselseitige Verständnis der unterschiedlichen Sichtweisen und der Gestaltungsanforderungen der Übergänge von Kita zu Grundschule einerseits und Grundschule zu weiterführender Schule andererseits. Klare Absprachen und die Zusammenarbeit in kleineren Teams ermöglichen passgenaue Lösungen und vermeiden Missverständnisse. Zusätzlich dazu leisten die „Hausgemeinschaften“ ihren Beitrag zur Schulgemeinschaft. Erfahrungen und Ergebnisse der pädagogischen Arbeit in den Lernhäusern fließen in Gesamt- und Fachkonferenzen ein und beleben so die Schulentwicklung.
Für die Kinder bedeuten die Lernhäuser ein verlässliches Lernumfeld. Ab der ersten Jahrgangsstufe lernen sie die beteiligten Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher ihres Lernhauses kennen. Das schafft Vertrauen, Zugehörigkeitsgefühl und eine positive Lernatmosphäre.
Mit den Lernhäusern wird das Miteinander im Kleinen wie im Großen unterstützt. Klare Strukturen vermitteln Sicherheit bei allen Beteiligten und bieten Gestaltungsspielräume, die über die Lernhäuser hinaus das Schulklima stimulieren.