Workshop 7
Gemeinsam lernen! Was Vernetzung in der Kommune Schulen bringt.
Referentinnen und Referenten:
Workshop beim 10. Ganztagsschulkongress
Freitag, 06.12.2013, 16:00–18:00 Uhr, Raum A 04
Sabine Prinz (Schulleiterin, Stadtschule Bad Oldesloe, gebundene Ganztagsgrundschule), Karin Heinzen (Sachbereichsleiterin Kinder und Jugend, Stadt Bald Oldesloe)
Wie kann Schule externe Partner sinnvoll einbinden und Synergieeffekte nutzen?
Wie können Schule und Kommune sich im Alltag gut austauschen, vor allem zum Lernstand der Kinder und Jugendlichen?
An welchen Stellen entlastet die Zusammenarbeit in der Bildungslandschaft die Schule?
Gemeinsame Projekte von Schule und außerschulischen Partnern und regelmäßiger Austausch der Beteiligten – in der Bildungslandschaft Bad Oldesloe arbeiten die Kommune und die Stadtteilschule eng zusammen.
Sabine Prinz, Stadtschule Bad Oldesloe. Die Schulleiterin weiß, welche Bedeutung funktionierende Partnerschaften in der Bildungslandschaft haben.
Karin Heinzen, Stadt Bad Oldesloe. Die Leiterin des Sachgebiets „Kinder und Jugend“ schildert die Zusammenarbeit aus Sicht der Stadt.
Moderation: Melanie Helm-Becker, Landesinstitut für Pädagogik und Medien Saarland, und Marion Nagel, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Sachsen
Zentrale Themen und Ergebnisse
Vorstellung des Modells in Bad Oldesloe:
- Umwandlung von offener in eine gebundene Ganztagsschule (37 Stunden Anwesenheit der Kinder/Woche) mit Rhythmisierungskonzept der Verzahnung
- Prinzip der Anspannung und Entspannung: Angebote und Unterricht verknüpfen
- Pflichtangebote
Vernetzung innerhalb der Stadt
Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit einem Sportverein (freier Träger der Jugendhilfe), der ein Waldprojekt und Bewegungsangebote an der Schule anbietet (FSJler des Sportvereins machen morgens 20 Minuten Lauf und weitere FSJler bieten eine Stunde zusätzliche Bewegungsangebote an).
Entwicklungsprozess der Schule in Zusammenarbeit mit der Kommune
Schule und Stadt entwickelten anfangs jeder für sich – ohne darüber groß nachzudenken – ein Konzept der Schule. Beide Konzepte wurden dann bei Treffen von der jeweils anderen Seite befragt, diskutiert und überarbeitet, um dann die Ergebnisse in einem gemeinsamen Papier festzuhalten.
Während des Prozesses hat sich die Rolle der Verwaltung in Bezug auf Schule verändert: Früher war sie auf Gebäude- und Personalverwaltung (z.B. Hausmeister und Sekretärin) konzentriert. Nachdem aber der Schulträger in Bad Oldesloe erkannte, dass es auch in der Verwaltung pädagogisches Personal braucht, um Prozesse zu begleiten und transparent in Richtung Verwaltung zu machen, wurden Personen mit entsprechender Qualifikation eingestellt. Nicht immer haben es die Pädagoginnen und Pädagogen in der Verwaltung als Mittlerinnen und Mittler zwischen Schule und Verwaltung leicht, zumal sie auch an Strukturveränderungen arbeiten.
Die Jugendhilfe der Stadt liegt – getragen von einer Kooperationsvereinbarung – in der Hand freier Träger. Die Stadtverwaltung trägt deren Vernetzungsarbeit und bringt diesen Unterstützerkreis in die Arbeit am Ausbau der Bildungslandschaft an der und um die Schule herum mit ein. Hiervon profitieren alle Beteiligten: Verwaltung und freie Träger können jeweils verschiedene finanzielle Mittel akquirieren und damit das Gesamtvolumen für die Arbeit an der Schule verdoppeln bis verdreifachen.
Um ein gutes multiprofessionelles Team zu sein, das eine Ganztagsschule braucht, sollten die Beteiligten zum Beginn der Zusammenarbeit das gemeinsame Ziel und ihr Verständnis klären, was Schule sein soll. In Bad Oldesloe heißt das Ziel, Lernen mit Freude für die Kinder zu ermöglichen. Auf dieser Grundlage kann die Frage beantwortet werden, warum man die verschiedenen Professionen an Schulen braucht und was sie im Einzelnen zur Zielerreichung beitragen können. Wichtig ist ein gemeinsames Verständnis von Haltung, Schule, Lernen und Bildung. Dazu gehört auch, das Arbeitsfeld der anderen Professionen zu verstehen und Begrifflichkeiten zu klären. Die Erfahrung zeigt, dass Grundsatzfragen sonst oft im Alltag aufkommen, wenn eigentlich ansteht, ein konkretes Problem zu lösen.
Wichtiges Feld: Kommunikation an der Schule
Gelenkte Kommunikationsstrukturen sind Gelingensbedingung für den Informationsfluss innerhalb der Professionen an Schule.
Struktur: Vie Klassen werden zu einer Stufe zusammengefasst, für die es eine Stufenleitung gibt, die möglichst auch nur in dieser Stufe unterrichtet. Die Stufengruppe trifft sich für eine halbe Stunde pro Woche während der Pausenzeit zum Austausch und macht dort – wenn nötig – auch weitere Verabredungen aus.
Für weitere Kommunikation, über Stufentreffen und Konferenz hinaus, hat sich ein fortlaufendes Mitteilungsbuch bewährt. Dem vorausgegangen waren verschiedene Versuche, anderweitig, z.B. über Wände, zu kommunizieren. Außerdem gibt es ein Intranet. Besonders erfolgreich ist der schulinterne Gruppenchat über Smartphones, der nicht verordnet wurde, über den sich aber alle Beteiligten, oft bis in den späten Abend hinein, austauschen können. Es gibt viel Kommunikation außerhalb der Treffen, trotzdem braucht es an der Schule feste Zeiten zum Austausch. Hier wird viel Zeit investiert, aber auch viel Entlastung erreicht. Jede Schule muss ihren eigenen Weg im Feld der Kommunikation finden.
Das Arbeitszeitmodell der Erzieherinnen und Erzieher sieht feste Kommunikationszeiten in der Schule vor, gibt aber auch Raum für Kommunikationszeiten außerhalb der Schule im Team: Abends wird von zu Hause telefoniert bzw. noch etwas vorbereitet. Trotz der vielfältigen Ansätze kommt eine Gesamtkonferenz mit allen Beteiligten nicht zustande, aber bei Stufentreffen sind alle vertreten. Viele gute Vorabsprachen und die Vertrauensbasis helfen, Optimales im Rahmen der Möglichkeiten zu erreichen.
Nachgefragt seitens der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Frage: Wie wird das pädagogische Personal (Erzieherinnen und Erzieher usw.) finanziert?
Antwort: Das Wichtigste ist, die Verantwortlichen zu überzeugen, dass ein Konzept einer gut gebundenen Ganztagsschule nicht aufgeht, wenn nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen. In Bad Oldesloe haben das die Verantwortlichen – unterstützt von einer entsprechenden Verordnung – verstanden.
Frage: Gibt es gemeinsame Aufgaben der Schulentwicklung, z.B. zusammen mit dem Bauamt?
Antwort: Es ist geplant, ein Beteiligungsprojekt zur Schulhofgestaltung in naher Zukunft durchzuführen.
Frage: Gelingt die Einbeziehung der Eltern bei Veränderungsprozessen, wie z.B. Übergang vom offenen Ganztag hin zum gebundenen Ganztag?
Antwort: Hier konnte der Prozess aufgrund der Beantragungsfristen nicht optimal gestaltet werden.
Ergebnisse und Erkenntnisse der Gruppenarbeit (World Café) sind auf den Metaplanwänden zu sehen (s. Fotos).
Statements und Zitate
- “Beteiligung und Partizipation ist gut und wichtig, aber manchmal muss man auch für sich entscheiden.”
- “Was die wirklichen Probleme sind: Aussagen wie ‘Das ist jetzt aber nicht meine Aufgabe’.”
- “Man muss viel voneinander wissen, um als multiprofessionelles Team zu arbeiten.”
- “Ich würde mir wünschen, dass Kinder unabhängig von Kommune oder Bundesland eine gute Ganztagsschule erleben können.”
- “Bei solchen Veranstaltungen gibt es immer viele gute Ideen: Das müsste mal nach oben gedrückt werden.”