Workshop 12
Im eigenen Tempo! Welchen Rhythmus heterogene Gruppen brauchen.
Referentinnen und Referenten:
Workshop beim 10. Ganztagsschulkongress
Samstag, 07.12.2013, 10:00–12:00 Uhr, Raum A 04
Ingrid Schwendel und Liane Frassek, Oberschule Niederwiesa; Daniela Schinke, Melanie Trebing und Dr. Elke Reuting, Friedrich-Wöhler-Schule, Kassel
Ein neues Rhythmisierungskonzept zu erstellen, ist eine große Herausforderung für eine Schule, denn dies beeinflusst die Organisation des Tagesablaufs, der Woche und des Schuljahres – und damit auch die Nutzung der Räume und den Personaleinsatz.
Welche Methoden helfen Pädagoginnen und Pädagogen dabei, die individuellen Lernvoraussetzungen der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen?
Wie können Lehrkräfte leistungsstarke oder -schwache Schülerinnen und Schüler im „Regelunterricht“ gleichermaßen berücksichtigen?
Wie trägt individuelles Lernen zur Rhythmisierung bei?
Daniela Schinke, Melanie Trebing und Dr. Elke Reuting, Friedrich-Wöhler-Schule, Kassel. Die stellvertretende Leiterin, die Ganztagskoordinatorin und die Mitarbeiterin der schulbezogenen Sozialarbeit berichteten von möglichen Rhythmisierungskonzepten.
Ingrid Schwendel und Liane Frassek, Oberschule Niederwiesa. Die Schulleiterin und ihre Kollegin brachten die Erfahrungen aus ihrer Schule in Sachsen mit.
Moderation: Judith Strohm, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Zentrale Themen und Ergebnisse
Wie kann sich die Schule auf jedes Kind individuell einstellen und zugleich den Zusammenhalt und das „soziale Lernen“ im Blick halten?
- Jede Schule muss ihr eigenes Konzept finden, es gibt kein Rezept für alle
- Die Gestaltung/Verbindlichkeit/Optimierung der Lernzeit sind die wesentlichen Elemente
- Schülerbeteiligung muss man ernst nehmen
- Offene Unterrichtsangebote mit verschiedenen Sozialformen und kooperativem Lernen statt Frontalunterricht
- Schülerinnen und Schüler im eigenen Tempo lernen zu lassen setzt Vertrauen in die Kinder voraus
Inwiefern erfordert eine veränderte Rhythmisierung die Partizipation der Schulgemeinde und die Öffnung der Schule?
- G4-Konferenz (Lehrer-Schüler-Eltern-Partner) als Anregung guter Praxis; orientiert sich nicht an offiziellen Vorgaben und wird von den Beteiligten stark angenommen
- Partizipation gelingt in dem Maße, in dem die Schulleitung sie zuläßt
Welchen Mehrwert bietet die individuelle Lernzeit an Stelle von Hausaufgaben?
- Positive Erfahrungen mit Hausaufgaben in Form individualisierter Aufgaben und/oder mit selbstorganisiertem Lernen (SOL)
- Organisatorische Erkenntnisse durch den kollegialen Austausch: Von den Mitteln aus dem Bildungs- und Teilhabepaket können ggf. auch zusätzliche Sozialpädagogenstellen finanziert werden
- Die Teilnehmenden nehmen Anregungen für eine Veränderung des Stundenplans mit
Wie binden wir alle mit dem Kind Beschäftigten ein und welche Austausch- und Beratungsformate haben sich bewährt?
- Konsens: Zeit und Strukturen zur gemeinsamen Kommunikation sind extrem wichtig, gemeinsame Reflexion und Vereinbarungen erforderlich
- Nicht alle können immer mitgenommen werden, aber niemand darf überrannt werden, der Prozess braucht Zeit
- Die Begeisterungsfähigkeit/Freude am Ganzen muss erhalten und gestärkt werden
Welche pädagogischen Anforderungen gibt es an die Lernumgebung und wie können diese ausgestaltet werden?
- Ressourcenorientierte Raumnutzung bedeutet Kreativität, ggf. auch Räume umzugestalten, aus einem Abstellraum einen Funktionsraum zu machen etc.
- Die Einstellung unter den Kolleginnen und Kollegen muss sich mitunter ändern, damit alle an einem Strang ziehen
- Wichtig: fließender Übergang der verschiedenen Bereiche, auch Außenbereich als Ressource nutzen, das gesamte Schulgelände mitdenken
- Räume werden genutzt, wenn sie einen „Aufforderungscharakter“ haben – Kinder bestimmen auch selbst über ihre Räume und deren Nutzung
Statements und Zitate
Frau Schinke:
- “Am Anfang waren wir gehetzt und gestresst. Daher wollten wir miteinander in einen guten Rhythmus kommen.”
- “Wir haben ein multiprofessionelles, buntes Team und begleiten die Kinder gemeinsam durch den Tag.”
- “Man macht mehr als eine Strukturierung der Zeit. Je mehr Rhythmus man miteinander gestaltet, umso besser; auch die Rituale über das ganze Jahr und Regeln sind entscheidend.”
- “Wir reden ganz viel miteinander, das geht auch nicht anders in einer funktionierenden Ganztagsschule. Je offener, desto mehr Struktur ist nötig!”
Frau Schwendel:
- “Wir haben unseren Tagesrhythmus geändert, um uns für kooperatives Lernen und Projektlernen zu öffnen.”
- “Wir haben die G4-Konferenz (Lehrer-Schüler-Eltern-Partner) – wie in der Politik, nur bei uns kommt mehr raus.”
- “Wir wollen, dass jeder Schüler zählt und jeder einen Abschluss erreicht, aber auch die Schiene des Wohlfühlens, der gemeinsamen Gestaltung fahren. Gemeinsam mit den Beteiligten zu agieren ist das Entscheidende (z.B. in Schulkonferenzen).”
Teilnehmer:
- “Wichtig ist die Arbeit an der Haltung!”
- “Die Freude an der gemeinsamen Arbeit muss im Mittelpunkt stehen.”
- “Es gibt keine Patentrezepte, jede Schule muss ihren eigenen Weg gehen.”