Eine strukturschwache ländliche Region mit wenigen Gelegenheiten für Kinder und Jugendliche sich kulturell oder sportlich auszuprobieren – diesen Umstand wollte der Schulcampus Stavenhagen ändern. Den Schülerinnen und Schülern der kooperativen Gesamtschule sollten, unabhängig von ihrer individuellen Lernvoraussetzung und sozialen Herkunft, Angebote aus den Bereichen Sport, Musik, Kunst und Theater erfahrbar gemacht werden. Bisher unentdeckte Stärken sollten aufgedeckt und Räume für individuelle Lernwege eröffnet werden. Zu diesem Zweck richtete die Schule Profilklassen ein, deren Fundament ein aktives Kooperationsnetzwerk darstellt.
Lernen mit Profil
An der kooperativen Gesamtschule lernen die Kinder der fünften und sechsten Klassen gemeinsam. Danach entscheiden sie sich zwischen den Bildungsgängen regionale Schule oder Gymnasium. Für die beiden gemeinsamen Jahre wählen die Kinder eine von vier Profilklassen: Es gibt die Sportklasse, die Orchesterklasse, die Theaterklasse und die Kunstklasse. Die Profilklassen treffen sich zwei Jahre lang wöchentlich für insgesamt zwei Schulstunden. An der Konzeption und der Durchführung des Angebots sind insgesamt zehn Lehrkräfte und fünf externe Partner beteiligt. So wird die Sportklasse u. a. von Sportvereinen der Region und von engagierten Eltern durch das Zugänglichmachen von Räumlichkeiten und sportivem Know-how unterstützt. In der Orchesterklasse lernen die Schülerinnen und Schüler das Zusammenspiel unterschiedlicher Instrumente, unterstützt von der regionalen Musikschule, der evangelisch-lutherischen Gemeinde Stavenhagen und eines Mitglieds des ortsansässigen Posaunenchors. In die Arbeit mit der Theaterklasse sind Schauspielerinnen und Schauspieler der Region und Eltern involviert. Ähnlich die Kunstklasse: Dort sind neben Künstlern und Künstlerinnen der Region und Eltern die Stadtbibliothek und das Fritz-Reuter-Literaturmuseum involviert.
Öffnung von Schule – ein Gewinn für Schule und Region
Das Besondere am Kooperationsnetzwerk des Schulcampus Stavenhagen ist, dass dort die externen Kooperationspartner direkt in Unterrichtsprozesse eingebunden sind. Sie bringen ihre jeweilige Expertise aus den Bereichen Kultur und Sport als fachlichen Input und praktische Fertigkeiten direkt in ihre Arbeit in den Profilklassen ein. Die individuellen Kompetenzen und fachlichen Fähigkeiten der Lehrkräfte und externen Partner ergänzen sich und tragen in ihrem multiprofessionellen Zusammenspiel maßgeblich zum positiven Gelingen der Profilklassen bei. Hierzu sind klare Absprachen und regelmäßige Evaluation unabdingbar. Die involvierten Lehrkräfte und die externen Partner stehen in ständigem Austausch bezüglich des Konzepts und dessen Umsetzung. Hinzu kommt das jährliche „Kooperationspartnertreffen“, auf dem die gemeinsame Arbeit reflektiert wird, Ziele formuliert werden und deren Umsetzung diskutiert wird. Das schafft eine Atmosphäre wertschätzender Kommunikation und leistet einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsentwicklung der Angebote.
Die Schülerinnen und Schüler können in den Profilklassen in die Bereiche Kultur und Sport hineinschnuppern, verborgene Talente erkennen, Neues entdecken und Bekanntes ausbauen. Neben neuen Fähigkeiten lernen sie dabei auch andere Professionen und deren Arbeitsweisen kennen.
Was die Schule von ihren Kooperationspartnern erhält, gibt sie auch gerne zurück. In unterschiedlichen Veranstaltungsformaten wie Konzerten, Musicalvorführungen, Kunstausstellungen und ähnlichem präsentieren die Schülerinnen und Schüler der Profilklassen ihre Ergebnisse einem interessierten Publikum aus der ganzen Region. Veranstaltungsorte sind die Schule oder Einrichtungen der Stadt Stavenhagen.
Die Tragweite des Kooperationsnetzwerkes fasst Schulleiter Trautmann zusammen: „Wenn es die Schule nicht gäbe, wäre Stavenhagen, die Region, ärmer.“