Vertreterinnen und Vertreter aus Schulen, Bildungsverwaltung und Wissenschaft trafen sich im Malkasten Düsseldorf. Auf dem vierten Transferforum wurde über Hausaufgaben und individuelle Lernzeiten an Ganztagsschulen beraten. Auf dieser Seite finden Sie Informationen und Materialien aus den Fachforen und Workshops.
A1: Hausaufgaben in der offenen Ganztagsschule – wie die Kinder- und Jugendhilfe unterstützen kann
Welchen Bildungsauftrag haben Hausaufgaben? Die gesteigerten Kompetenzerwartungen an Heranwachsende entwickeln sich nicht in häuslicher Einzelarbeit, sondern durch handlungsorientiertes Lernen in Teams. Der ursprüngliche Zweck von Hausaufgaben ergab sich aus dem Anspruch, Gelerntes zu vertiefen und individuell auf andere Kontexte anzuwenden oder sich auf die nächste Stunde vorzubereiten. Nicht alle Kinder finden in ihren Elternhäusern adäquate Voraussetzungen vor, um den hohen Anforderungen von Hausaufgaben gerecht zu werden. An der Ganztagsschule bewegt Pädagogen immer wieder die Frage: „Was wird aus den Hausaufgaben, wenn Kinder den ganzen Tag in der Schule sind?“ Das Kinderwerk Baronsky zeigte übertragbare Strategien und Konzepte, um Angebote zu gestalten, die den Kompetenzansprüchen entgegenkommen und als sinnvolle Alternative zu Hausaufgaben gelten können. Die Leiterin des Kinderwerks, Dr. Petra Baronsky, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Schulentwicklung und leitet außerunterrichtliche Betreuungssysteme.
Referentin: Dr. Petra Baronsky, Kinderwerk Baronsky
Moderation: Dr. Sabine Schweder, Schulentwicklerin
A2: Streitthema Hausaufgaben – Wie kann die Ganztagsschule Familien entlasten?
Eltern haben unterschiedliche Möglichkeiten, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Solche Unterschiede wirken sich auf die Hausaufgaben und damit auf die Lernerfolge von Schülerinnen und Schülern aus. Welche Funktionen haben Hausaufgaben für Eltern? Welchen Einfluss haben Eltern auf den Bildungserfolg ihrer Kinder, wenn die Ganztagsschule die Hausaufgaben abgeschafft hat? Wie kann Schule Eltern sinnvoll in ihre Arbeit einbinden? Nach einem Impulsvortrag von Rudolf Merod, Sprecher des Landeselternbeirats Rheinland-Pfalz, diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit Experten, welche Chancen und Herausforderungen sich für alle Beteiligten ergeben, wenn die Ganztagsschule die Hausaufgaben abschafft.
Referenten: Rudolf Merod, Landeselternbeirat Rheinland-Pfalz und Johannes Trulsen, LandesschülerInnenvertretung Nordrhein-Westfalen
Moderation: Kati Helm, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
A3: Individuelle Lernzeiten statt Hausaufgaben in der Ganztagsschule
An der Grundschule Comeniusstraße in Braunschweig haben Lernzeiten einen festen Platz im Stundenplan. Kinder einer Jahrgangsstufe arbeiten hier gemeinsam an fächerübergreifenden Aufgaben und organisieren sich mithilfe ihres Arbeitsplans und ihres Lerntagebuchs selbstständig. Welche Schritte müssen auf dem Weg von Hausaufgaben zu individuellen Lernzeiten im rhythmisierten Ganztag gegangen werden? Wie werden individuelle Lernzeiten konkret umgesetzt? Schulleiterin Brigitte Rössing stellte zusammen mit Ute Wasserbauer, Leiterin des Kooperationspartners Kinderhaus Brunsviga, das Konzept ihrer Schule vor. Sie erklärten die Funktionsweise ihres Wochenstrukturplans und untersuchten mit den Workshopteilnehmenden die Wirksamkeit von Hausaufgaben bezogen auf die Themen Leistung, Fertigkeiten, Gefühle und Motivation.
Referentinnen und Moderation: Brigitte Rössing und Ute Wasserbauer, Grundschule Comeniusstraße Braunschweig
A4: Integrierte Lernzeiten und selbstorganisiertes Lernen – Teamarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Im Team zu lernen will gelernt sein: Wie sollte man Aufgaben in einem Team gerecht verteilen? Wie begeistert man andere von den eigenen Ideen und ist offen für neue Vorschläge? Wie lernen Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Lernniveaus gut zusammen? Die Schülerinnen und Schüler der Südschule in Lemgo und der Ganztagsschule Johannes Gutenberg in Wolmirstedt wissen darüber Bescheid. Selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten in Gruppen ist fest in ihren Schulalltag integriert. An der Südschule bekommen die Erstklässler am ersten Schultag ältere Kinder als Patinnen und Paten zur Seite gestellt und im Unterricht wechseln sich Einzelarbeit, Kooperation und Teamwork miteinander ab. An der Ganztagsschule Johannes Gutenberg arbeiten die Schülerinnen und Schüler regelmäßig eigenverantwortlich an ihren Aufgaben. Die Kinder und Jugendlichen eignen sich dabei nicht nur fachliches Wissen an, sondern stärken auch ihre sozialen Kompetenzen. Die Schulleiter Torsten Buncher (Südschule Lemgo) und Helmut Thiel (Ganztagsschule Johannes Gutenberg) gaben im Workshop Einblicke in die Praxis ihres Schulalltags und beantworteten als Experten die Fragen der Teilnehmenden.
Referenten: Torsten Buncher, Südschule Lemgo und Helmut Thiel, Ganztagsschule Johannes Gutenberg Wolmirstedt
Moderation: Hans Peter Bergmann, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Nordrhein-Westfalen
Ein Bericht über die Südschule Lemgo finden Sie hier.
A5: Ganztägig lernen – Von Hausaufgaben zu Schulaufgaben
Welche Schritte gibt es auf dem Weg von Hausaufgaben zu Schulaufgaben im rhythmisierten Ganztag? Wie müssen Aufgaben aussehen, damit sie individuelle Lernprozesse fördern? Welche Schritte führen zum rhythmisierten Ganztag? Sind Hausaufgaben ein Machtinstrument von Lehrkräften? Wo endet der Gestaltungsspielraum von Lehrkräften? Die Tage und Wochen sind an der Ganztagsgrundschule Liebertwolkwitz in Leipzig durchgängig rhythmisiert, Unterricht und Ganztagsangebote wechseln sich ab: Neben Sport und Bewegung wurde als ein grundlegendes Organisationsprinzip die „Lerntheke“ eingeführt. Gemeinsam mit Christoph Edgar Arnold, dem Leiter der Schule Liebertwolkwitz, beschäftigten sich die Workshopteilnehmenden in Kleingruppen mit der Einführung und Umsetzung eigenverantwortlicher Lernzeiten an der Ganztagsschule.
Referent: Christoph Edgar Arnold, Schule Liebertwolkwitz
Moderation: Birgit Schröder und Herbert Boßhammer, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Nordrhein-Westfalen
B1: Kooperation von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern bei Hausaufgaben im Ganztagsangebot
Hausaufgaben sind an vielen Ganztagsschulen ein Anlass zur Zusammenarbeit von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern. Dabei sehen sie sich mit vielen Fragen konfrontiert: Welche Aufgaben übernehmen eigentlich Erzieherinnen und Erzieher bei der Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag? Wie finden Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen gemeinsamen pädagogischen Ansatz? Wie sieht ein Kooperationsvertrag zu Hausaufgaben aus und wer sollte an seiner Erstellung beteiligt werden? Dr. Thomas Markert von der Technischen Universität Dresden widmet sich in seinen Studien den traditionellen Hausaufgaben. Er zeigte im Fachforum auf, wie Hausaufgaben in Schulordnungen und Regelungen aufgegriffen werden, und stellte praxisnah die verschiedenen Umgangsweisen mit Hausaufgaben vor. Dabei ging er auch der Frage nach, welchen Blick Erzieherinnen und Erzieher im Hort und in der Ganztagsschule auf Hausaufgaben haben und wie sie die sozialen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördern können.
Referent: Dr. Thomas Markert, Technische Universität Dresden
Moderation: Tanja Klockmann, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Schleswig-Holstein
B2: Hausaufgaben aus der Perspektive von Kindern, Jugendlichen und Eltern
Hausaufgaben bedeuten für viele Schülerinnen und Schüler eine lästige Pflicht. Andere Schülerinnen und Schüler vertiefen sich dagegen gerne zu Hause in ihre Lerninhalte. Da jeder Mensch anders ist, werden Hausaufgaben von jedem Einzelnen auch sehr unterschiedlich empfunden. In einem kurzen Gespräch erzählen Daniel Robaniuk und Ketie Saner vom SV-Bildungswerk von ihren persönlichen Erfahrungen mit Hausaufgaben. Welche Arten von Aufgaben machen ihnen Spaß und fördern sie wirklich? Wie wichtig sind Hausaufgaben für die Eltern? Worauf legen Eltern bei Übungsaufgaben Wert? Gemeinsam mit Dr. Elke Kaufmann von der Universität Hildesheim beleuchteten die Teilnehmenden das Thema Hausaufgaben aus verschiedenen Perspektiven.
Referenten: Dr. Elke Kaufmann, Universität Hildesheim und Daniel Robaniuk und Ketie Saner, SV-Bildungswerk
Moderation: Dirk Kollhoff, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Mecklenburg-Vorpommern
B3: Schulaufgaben und individuelle Lernzeiten in der Ganztagsschule
Wie kann individuelles Lernen aussehen? Ein Beispiel: Maria und Jeremy arbeiten seit zwei Tagen zusammen. Als Forscherteam haben sie Kresse gesät und beobachten nun, was passiert. Haargenau dokumentieren sie die Entwicklungen in ihren Heften. Denn bald wollen sie den anderen ihre Untersuchungen vorstellen. Die Lehrerin steht den Schülerinnen und Schülern als Lerncoach zwar beratend zur Seite, lässt sie aber ansonsten eigenständig forschen. Schon die Jüngsten können bei geeigneter Aufgabenstellung lernen, selbstorganisiert und eigenverantwortlich zu arbeiten. Gemeinsam mit Jutta Vogel, Fortbildnerin und Expertin für Themen der Ganztagsschulentwicklung, beschäftigten sich die Teilnehmenden des Workshops mit dem Thema individuelles Lernen. Folgende Fragen standen dabei im Mittelpunkt: Was bedeutet Lernkompetenz? Wann kann von selbstständigem Lernen gesprochen werden? Wie müssen Aufgabenstellungen gestaltet werden, um Schülerinnen und Schüler individuell herauszufordern? Und wo können in Schulen mit Ganztagsangeboten individuelle Lernzeiten in den Ablauf integriert werden?
Referentin: Jutta Vogel, LISUM Berlin-Brandenburg
Moderation: Ute Krümmel, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Brandenburg
Interview mit Jutta Vogel
B4: Schritte zu neuen Lernkonzepten in weiterführenden Schulen
Wie lassen sich die verschiedenen Talente und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Schulalltag berücksichtigen? Die Regionale Schule „Am Burgwall“ in Garz begreift Unterschiedlichkeit und Vielfalt als Stärke. Auch am Vormittag wechseln sich hier Fachunterricht mit außerschulischen Angeboten, Projektarbeit und individuellen Lernzeiten ab – immer ist für jede und jeden etwas dabei. Kerstin Bohn und Andreas Steinbeiß von der Schule „Am Burgwall“ berichteten aus ihrer Praxis und arbeiteten mit den Teilnehmenden zu Fragen rund um die Umsetzung neuer Lernkonzepte an Schulen. Wie können individuelle Lernzeiten konkret eingeführt werden? Wie viel Zeit muss zur Vorbereitung auf Tests und Prüfungen eingeplant werden? Welche Aufgaben nehmen Schülerinnen und Schüler mit nach Hause, obwohl sie alle Hausaufgaben in der Schule erledigen? Und welche Rolle spielen die Eltern noch, wenn ihre Kinder keine Übungen mehr mit nach Hause bringen?
Referenten: Kerstin Bohn und Andreas Steinbeiß, Regionale Schule „Am Burgwall“ Garz/Rügen
Moderation: Cathrin Michael-Koser, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Baden-Württemberg
B5: Individuelle Lernzeiten statt Hausaufgaben – auch an Gymnasien?
Zum Abitur ohne klassische Hausaufgaben? An Ganztagsschulen werden die Aufgaben immer öfter in den Schulalltag integriert. Es gibt Phasen der Gruppen- und Einzelarbeit, feste Übungszeiten am Nachmittag oder individuelle Lernzeiten im rhythmisierten Ganztag – die Palette der Möglichkeiten ist groß. Die Schülerinnen und Schüler des Frauenlob-Gymnasiums in Mainz und des Gymnasiums Am Stoppenberg in Essen vertiefen und wiederholen das Material aus dem Regelunterricht selbstständig und lernen so eigenverantwortlich zu arbeiten. Vertreterinnen und Vertreter der beiden Schulen berichteten aus ihrem Unterrichtsalltag und diskutierten gemeinsam mit den Teilnehmenden über verschiedene Möglichkeiten sowie Vor- und Nachteile von „integrierten Hausaufgaben“. Außerdem standen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wann und wie lernen die Schülerinnen und Schüler? Wie bereiten sie sich auf Prüfungen vor? Wie haben sich die Arbeitsweisen und Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler verändert?
Referenten: Thomas Bungarten und Christine Nolte, Gymnasium Am Stoppenberg Essen, und Ulf Neumann-Welkenbach und Susanne Steeg, Frauenlob-Gymnasium Mainz
Moderation: Andreas Leipelt, Dompteur – Agentur für Kommunikation und Wandel