Workshop 10

Soziales Lernen! Wie Ganztagsschule es fördern kann.

Referentinnen und Referenten:

Workshop beim 10. Ganztagsschulkongress

Freitag, 06.12.2013, 16:00–18:00 Uhr, Raum A 06
Michael Strehler und Dr. Christa Horn vom Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Bamberg; Carola Gorke und Herr Blume von der Regelschule „Ludwig Bechstein“ in Arnstadt

Was sind konkrete Ziele des sozialen Lernens und welche Erfolge können Schulen dadurch erreichen?
Wie gelingt es, eine anregende Lernatmosphäre zu schaffen, in der Feedback und soziales Lernen einen festen Platz haben?
Wie kann ein Konzept für soziales Lernen aussehen, das alle tragen und miteinander umsetzen?

Michael Strehler und Dr. Christa Horn, Kaiser-Heinrich-Gymnasium, Bamberg.
Der Schulleiter und die Direktoratsmitarbeiterin schilderten, was die Ziele Werteerziehung, soziale Verantwortung und eigenständiges Lernen für die tägliche Arbeit an der Schule bedeuten.
Carola Gorke und Robin Blume, Regelschule „Ludwig Bechstein“ Arnstadt.
Die Schulleiterin und der Ganztagskoordinator berichteten, weshalb sie besonderen Wert auf die Ausbildung sozialer Fähigkeiten und einen respektvollen Umgang miteinander legen. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, im Unterricht und am Nachmittag Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Moderation: Annika Ochner, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

Zentrale Themen und Ergebnisse

Zwei Schulen, das Kaiser-Heinrich-Gymnasium im bayrischen Bamberg und die Regelschule „Ludwig Bechstein“ im thüringischen Arnstadt, stellten ihre Konzepte vor.

Als Schlagworte zu sozialem Lernen wurden genannt:

  • respektvoller Umgang
  • Verantwortung für Andere übernehmen
  • voneinander Lernen (Lehrer-Schüler, Schüler-Schüler)
  • friedliche Konfliktlösung
  • gemeinsames (Weiter)entwickeln von Regeln
  • Vielfalt/Toleranz
  • Empathiefähigkeit
  • Grenzen und Gefühle anderer erkennen und achten
  • jahrgangsübergreifender Unterricht als Rahmen
  • Inklusion
  • Hilfe zum Erwachsenwerden
  • Lernen am Menschen
  • demokratische Entscheidungsfindung
  • Kommunikationsfähigkeit

Staatliche Regelschule Ludwig-Bechstein-Schule Arnstadt

  • Heterogene Schulgemeinschaft nach Auflösung der Förderschule
  • 5. bis 10.Klasse
  • 210 Schüler
  • Verschiedene Schulabschlüsse
  • Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus sozial schwachen Familien
  • Soziales Lernen in allen Lernbereichen und -formaten, wie Begegnungszeiten, fachliche Zeiten, Werkstatttage
  • Einigung über Werte und Normen mit Eltern, Lehrern, Schülern, Kooperationspartnern: verhandelbarer Wertekonsens von aktuell 10 Regeln, bewusstes Lernen der Werte
  • Monatliche Reflektion und Lob auf der Homepage, Rückmeldesystem und Auswertung durch das Schülerparlament
  • Kompetenzeinschätzungsblatt für Schülerinnen und Schüler
  • Lehrer und Schüler reflektieren gemeinsam
  • Rückmeldung in der Anlage zum Zeugnis (Betriebe legen Wert auf diese Softskills)
  • Ziel: neue Lernkultur, soll durch die Universität evaluiert werden
  • Ideen/Aufgaben werden in Schulkonferenz und Schülerparlament diskutiert
  • Externe (Uni) und interne Evaluation (mit Eltern) und dann Weiterentwicklung der Konzepte
  • Offene Angebote im Nachmittag
  • Individuelle Lernzeiten
  • Größere sind Lernbegleiter und wissen vorher, was gelernt wird, und bereiten mit dem Lehrer alles gemeinsam vor (Deutsch, Mathe, Englisch)
  • Werdegang zum Lernbegleiter: Begleiter in Lernstätten, Bewegungsangebot und dann Auswahl nach individuellen Fähigkeiten
  • Schülermitwirkung: Mittagsfreizeit, Bibliothek etc.

Kaiser-Heinrich-Gymnasium Bamberg

  • Ganztagsklasse vor 10 Jahren eingeführt
  • Projektarbeit als Schlüssel
  • Kooperation mit Studenten, die gemeinsam Theaterstücke entwickeln
  • Fähigkeit, Kooperationen zu nutzen, um Ziele zu erreichen, die sonst nicht zu verwirklichen wären (Kontakte zur Uni, Verknüpfung mit dem Erlangen von Scheinen)
  • Unterstützung von Eltern notwendig
  • Lion’s Quest
  • Klassenleiterstunde (Erarbeitung von Regeln)
  • Gemeinsamer Wochenbeginn mit Klasse und Klassenleiter am Montagmorgen (5.Klassen)
  • Partnerarbeit, Gruppenarbeit
  • Lerninseln
  • Betreutes Arbeiten statt Hausaufgaben
  • Teamsitzungen
  • Direkte Rückmeldung an Eltern ist elementar
  • Kontrolliertes Raufen als Anti-Aggressionstraining wurde eine der beliebtesten AGs (5.Klasse verpflichtend, halbe Klassenstärke)
  • Besuche im Altersheim (8.Klasse)
  • 5.Klassen in den Kindergarten: Vorlesetätigkeit → Wertschätzung
  • Kooperation mit Maltesern zu Weihnachten (Was ist Armut?)
  • Theaterspielen

Erfolgsfaktoren?

  • Soziales Lernen als Priorität festlegen: Identifikation mit sozialem Lernen
  • Kooperation der Beteiligten: institutionalisiertes Medium zur Beteiligung
  • Keine Kollegen in das Konzept hineinzwingen: Kollegium muss sich ergänzen, kommunizieren → funktionierende Teamarbeit
  • Gute Vorbilder
  • Flexibilität, funktionierende Konzepte weiterführen, Kontinuität, Bedürfnisorientierung
  • Selbstwirksamkeit: Ausstellen von Zertifikaten, Belohnung, transparente Elterninformationen
  • Bewusstsein darüber, weshalb soziales Lernen wichtig ist → Warum will ich mich fair und sozial verhalten? Dann ist es auch nachhaltig.

Statements und Zitate

  • Schulleiterin der Ludwig-Bechstein-Schule: “Lernen im Gleichschritt war bei uns nicht mehr möglich.”
  • Vertreterin des Kaiser-Heinrich-Gymnasium: “Wir sind hingefallen, dann wieder aufgestanden!”
  • Vertreter des Kaiser-Heinrich-Gymnasium: “Der Ganztagsvirus – also dass man durch Teamteaching gemeinsam arbeitet.”
  • Vertreterin des Kaiser-Heinrich-Gymnasium: “Über die Ganztagsklasse haben wir neue soziale Einblicke bekommen. Das Klientel in Ganztagsklassen hat sich bei uns verändert. Das war eine neue Herausforderung. Deshalb mussten wir kreativ werden.”
  • Vertreterin des Kaiser-Heinrich-Gymnasium: „Was krieg ich dafür? Nix. Wir machen das, weil wir eine Gemeinschaft sind, weil wir eine Gesellschaft sind!”
  • Vertreterin des Kaiser-Heinrich-Gymnasium: “Die Konflikte haben sich durch Lion’s Quest und die Klassenleiterstunde deutlich verringert”
  • Teilnehmer: “Ein Ganztagsschulkonzept kann helfen, kann aber nie eine mangelnde Einsatzbereitschaft beim Schüler ersetzen.”