Personal- und Zeitorganisation von Ganztagsschulen

 

Im Hinblick auf Akzente von Förderung beschränken sich die folgenden Ausführungen auf die Personalorganisation und die Zeitorganisation.

Personalorganisation: Offene Rollenstruktur und Teambildung

In Ganztagsschulen arbeiten somit nicht nur Lehrer/innen sondern auch anderes pädagogisches Fachpersonal: Sozialpädagogen und Erzieher/innen, Fachkräfte aus Jugendarbeit, Sport, Musik und Kulturarbeit, Künstler und Experten aus verschiedenen Fachgebieten. Sie bringen Fachwissen, praktische Erfahrungen und vielfältige Methoden des Lernens in die Schule. Dies erfordert aber die Entwicklung eines gemeinsamen pädagogischen Konzepts und enge Kooperation von Lehr- und Erziehungspersonal.
In erzieherisch qualifizierten und konsequent sozialpädagogisch orientierten Ganztagsschulen treffen wir auf eine notwendigerweise veränderte personale Rollenstruktur. Sie wird weniger beherrscht von fachlichen Abgrenzungen und Spezialisierungen, sondern ganzheitlichen Orientierungen. Die traditionellen Rollenbilder der Pädagog/innen verändern sich insbesondere durch die andere Ak-zentsetzung der Ganztagsschule zugunsten von Erziehungsaufgaben und der Gestaltung des Schullebens. Lehrer/innen nehmen nicht mehr allein nur die Rolle eines fachbezogen Unterrichtenden ein, sie gewinnen auch die Rolle der Erziehenden zurück. Ihre Rollen weisen also notwendigerweise andere Segmente auf als in traditionellen Unterrichtsanstalten (vgl. auch HOMFELDT u.a. 1997).
In solchen Schulen, die oft Ganztagsschulen sind, erhalten Lehrer/innen neue Lehr- und Erziehungsgelegenheiten; ihre Aufgaben und Rollenanforderungen sind differenzierter und komplexer. Das professionelle Qualifikationsprofil von Lehrer/innen erfordert neben den Grundqualifikationen der fachdidaktischen Fertigkeiten im Unterricht und im Schulleben von Ganztagsschulen offensicht-lich vor allem folgende sozialpädagogische Kompetenzen:

  1. Analytisches Fallverstehen und Diagnosekompetenz hinsichtlich der Lernfortschritte und -probleme,
  2. Förderkompetenz als methodische Fähigkeiten zur individuellen Förderung und Binnendifferenzierung,
  3. sozialerzieherisches Handlungsrepertoire,
  4. Beratungskompetenz für Schülerlernen und Elternberatung
  5. ausgeprägte Kooperations- und Teamfähigkeit,
  6. Schulentwicklungskompetenz: Gestaltungsfähigkeit für die Entwicklung ganztägiger Schullebensgestaltung.

Die Beschäftigung von Lehrer/innen und sozialpädagogischen Fachkräften liegt nahe. Wünschenswert wäre eine enge Kooperation beider Gruppen im Sinne einer verstärkten Integration unterrichtlichen und sozialpädagogischen Handelns und einer intensiven Kooperation durch die Bildung von festen Teams.

Konzepte und Modelle für die Organisation von ganztägigen Schulen

 

In Betreuungsschulen des additiven Modells entstehen für verschiedene Schülergruppen unterschiedliche Tagesstrukturen entstehen, die bestimmten Zwängen unterliegen: Einerseits muss der Unterricht nach Stundenplan in bestimmten Kernzeiten für alle Kinder verbindlich platziert werden, andererseits wird in den darüber hinaus gestalteten Phasen kein gemeinsames Schulleben möglich, denn in den Randzeiten hat ein Teil der Schüler/innen (vor allem der oberen Klassen) schon bzw. noch Unterricht, während die nicht betreuten Kinder noch nicht in der Schule sind oder bereits nach Hause gehen, betreute Kinder dagegen ein Sonderprogramm erhalten. Im Gegensatz dazu kann in Halbtagsgrundschulen und Ganztagsschulen im gebundenen Modell der Schultag für alle Schüler/innen pädagogisch gestaltet und rhythmisiert werden.

In Schulen, die für alle Schüler/innen ganztägig verpflichtend sind, zeigen sich Vorteile:

  • Der Schultag kann anders zeitlich organisiert und lern- und kindgemäß rhythmisiert werden, weg von dem starren Stundentakt werden, im Wechsel von Anspannung und Entspannung, Ruhe und Bewegung, Lernarbeit und Spiel.
  • Für eine effektive Lernförderung sind ein Mix aus unterschiedlich lernenden Schüler/innen und auch unterschiedliche Niveaus erforderlich; auch für soziales Lernen ist eine gewisse soziale Mischung der Schülerschaft notwendig.
  • Schulen können ihre Lernkultur im Unterricht und im Schulleben ebenso weiter entwickeln wie das Schulklima mit Eltern und Schüler/innen entfalten; Lehrkräfte gewinnen ein umfassenderes Verhältnis zu den Schüler/innen, ihren Lernbedürfnissen und ihrer Entwicklung, und handeln auch erzieherisch.

 

Auszug aus dem Vortrag zum 2. Ganztagsschulkongress in Berlin am 22. September 2005 „Ganztagsschule – ein Beitrag zur Förderung und Chancengleichheit“

 

Der Vortrag wurde für eine bessere Nutzung in einzelne Kapitel untergliedert und steht Ihnen in folgenden Themen auszugsweise zur Verfügung!

 

Mehr Zeit für Kinder – öffnen
Bildungsnotstand- öffnen
Erweiterte Lernzeit- öffnen
Bestandsaufnahme in Ganztagsschule- öffnen
Personaleinsatz in der Ganztagsschule- öffnen
Pädagogische Gestaltungsfelder- öffnen
Personal- und Zeitorganisation- öffnen
Perspektiven- öffnen

Zusammengestellt: Sabine Schweder
Datum: 11.12.2005
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