Neue Chancen für Projektlernen

 

 

Vorwort zur Arbeitshilfe 12

Aber Projektwochen bleiben meistens isoliert, unverbunden mit dem übrigen Unterricht, haben kaum inhaltliche Bezüge und werden nur wenig einer fachlichen Auswertung und Reflexion unterzogen. Auch unterliegen sie leicht einem (Miss-)Verständnis als „nicht richtiger Unterricht“ („Der Unterricht fällt aus, wir haben Projektwoche!“). Aus der Projektwoche folgen wenige Konsequenzen für Projektarbeit im Gesamtkonzept des Unterrichts.

Die (an sich erfreuliche) Verbreitung der Projektwochen zeigt aber auch ganz klar: Die traditionelle Halbtagsschule bietet außerordentlich schlechte Rahmenbedingungen für das Arbeiten und Lernen in Projekten, ja sie unterbindet geradezu ein forschendes, aktives, erfahrungsorientiertes Lernen: Enger Stundenplan, 45-Minuten-Takt, rigide Verkettung von Fach, Lerngruppe und Fachlehrer, auf den Vormittag begrenzte Verweildauer der Schüler und Schülerinnen in der Schule, Zeitknappheit durch zu volle Lehrpläne, Zwänge durch Tests, Klassenarbeiten, Klausuren u. a. m.

Überwiegend Pannen erfahren

So ist es kein Wunder, dass Fehlentwicklungen und Missverständnisse des Projektkonzeptes entstanden sind: Einerseits eine starke Verbreitung der Idee, andererseits eine Verwässerung und Begriffsinflation – jeder Bio-Kochkurs wird schon Projekt genannt. Nach John Dewey, dem „Vater des Projektgedankens“, war die ursprüngliche, politische Intention eine Demokratisierung von Schule und Gesellschaft, doch diese wird allzu oft zugunsten eines sozialtechnologisch verkürzten Verständnisses beiseite geschoben. Bisweilen wird die Projektidee auch auf handwerklich- praktisches Tun beschränkt, manchmal geht sie auch einseitig von den „natürlichen“ Interessen der Kinder und Jugendlichen aus, ohne Eingriff durch die Lehrkraft – das führt dann oft dazu, dass die Schülerinnen und Schüler überwiegend Pannen erfahren und nach einigen Versuchen die Nase voll von Projekten haben.

Ganz anders die Ganztagsschule

Natürlich gibt es unterschiedliche Konzepte ihrer Gestaltung. Aber eines ist sicher: Die Ganztagsschule kann die hinderlichen Bedingungen für den Projektunterricht weitgehend kompensieren. Sie gibt dem Projektlernen eine durchbrechende Chance: Man kann in größeren Zeiträumen planen, arbeiten und reflektieren, außerschulische Partner und Kontakte sind viel besser in den Unterricht zu integrieren als im engen Zeitkorsett der Halbtagsschule, die vermehrte Zeit dient nicht nur der Hobbypflege in Neigungskursen oder degeneriert zur Betreuungszeit, sondern kann als Arbeits- und Lernzeit für Projekte genutzt werden. Es gibt inzwischen zahlreiche Schulen, die neben dem Fachunterricht innerhalb des Ganztagskonzeptes den Projektunterricht als eine tragende Säule des Unterrichts und des Schullebens etabliert haben.

Trotzdem

Wenn der Projektunterricht nicht zu einer reibungslos in den Schulbetrieb einzuverleibenden Unterrichtsform degenerieren soll, ist es nötig, sich immer wieder auf seine Essentials zu besinnen. Projektunterricht ist einerseits eine bleibende Kritik des herkömmlichen Verständnisses von Unterricht („Einfüllen von Wissen in Schülerköpfe“). Projektunterricht ist andererseits ein inzwischen ausgereiftes, in seinen Lernerfolgen empirisch bestätigtes Konzept für schulisches Lernen.

Ein Projekt verläuft in der Regel in vier Schritten, die durch typische Merkmale differenziert werden können. Mit diesem methodischen Gerüst erhält man brauchbare Kriterien, um Projekte von anderen Unterrichtsformen abzugrenzen.

  • Eine für den Erwerb von Erfahrungen geeignete, problemhaltige Sachlage auswählen.
  • Gemeinsam einen Plan zur Problemlösung entwickeln.
  • Sich mit der Aufgabe handlungsorientiert auseinandersetzen.
  • Die erarbeitete Problemlösung auswerten, überprüfen und reflektieren.

Folgende typische Merkmale gehören damit zum Projektunterricht:

  • Situationsbezug d. h. eine Aufgabe aus der Lebenswelt, nicht eingeengt auf einen fachlichen Aspekt
  • Orientierung an den Interessen der Beteiligten Lernende wie Lehrende
  • gesellschaftliche Praxisrelevanz keine Hobbypflege oder beliebige Themen • zielgerichtete Projektplanung Herzstück und Motor eines Projektes
  • zunehmende Selbstorganisation und Selbstverantwortung der Schülerinnen und Schüler
  • Einbeziehen vieler Sinne und Medien
  • soziales Lernen
  • Produktorientierung Produkte haben einen Gebrauchswert oder einen Mitteilungswert
  • fächerübergreifendes Arbeiten
  • Beachtung der Grenzen des Projektunterrichts

Integration in andere Unterrichtsformen.

SCHOLA–21 ist eine völlig neue Chance

… den Projektunterricht als unverwässertes Konzept des Lernens in einer modernen Schule und Gesellschaft endlich zur Geltung zu bringen. Didaktisch hat dies für die Schule weit reichende Konsequenzen: Der traditionell lehrerdominierte, frontal abgehaltene, auf kognitive „Wissensvorräte“ angelegte Unterricht wird (ohne seine eingeschränkten Vorteile zu übersehen) durch das Programm SCHOLA– 21 aufgehoben: Lernorte und Lernzeiten können neu organisiert werden, die Überforderung der einzelnen Lehrkraft durch individuelle logistische (Über-)Anstrengung für die Projektarbeit wird abgelöst durch das Angebot wirksamer Instrumente kollegialer Kooperation. Die bisher systembedingten Einschränkungen eines innovativen, Schülerinnen und Schüler aktivierenden Unterrichtskonzeptes (wie es der Projektunterricht darstellt) werden durch eine neue, mediengestützte Praxis überwunden. SCHOLA-21 hat den unschätzbaren Vorteil eines Programms, das ohne mühsamen Erwerb technischer oder wissenschaftlicher Qualifikationen unkompliziert im Unterrichtsalltag eingesetzt werden kann. Das dürfte ein Meilenstein in der Schul- und Unterrichtsentwicklung sein.

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Datum: 15.07.2009
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