Der Kinder– und Jugendsport befindet sich im Umbruch, so resümiert der „Dritte Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht“. Die frühere Zweiteilung von Schul- und Vereinssport spürt die Folgen der gesellschaftlichen Entwicklung. Und der Bericht alarmiert: Kinder und Jugendliche bewegen sich immer weniger. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung legte letzte Woche seinen „Dritten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht“ mit dem Schwerpunktthema „Kinder- und Jugendsport im Umbruch“ vor.
Wenn bis vor gut zehn Jahren die Aufteilung mit vormittags Schul- und nachmittags Vereinssport noch eindeutig war, so zeigen sich heute mehrere Tendenzen im Bereich Bewegung von Kindern und Jugendlichen.
Der Sport ändert sich
Einerseits hat die zunehmende Verbreitung von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungen, aber auch die Einführung von G8 zur Folge, dass Kita-Kinder, Schülerinnen und Schüler immer mehr Zeit in Bildungsinstitutionen und weniger in Sportvereinen verbringen. Gleichzeitig gibt es vermehrt für Jugendliche attraktive Trendsportarten und kommerzielle Angebote wie Fitnessstudios, die in Konkurrenz zu den Vereinen stehen. Die Vielfalt der Angebote führt jedoch nicht dazu, dass die Kinder und Jugendlichen sich mehr bewegen. Das Gegenteil ist der Fall. Und das, obwohl Sport das Lieblingsfach vieler Kinder ist und Heranwachsende sich in der Regel gerne bewegen.
Ganztagsschulen bieten anderen Sport
Ganztagsschulen versuchen Bewegung in den Schultag zu integrieren und kooperieren dafür mit Sportvereinen. Laut der Studie ist jedes dritte Ganztagsangebot ein Sportangebot. Die Schulen bringen dabei ihre Ressourcen wie zum Beispiel Sportplätze und –hallen ein, die Vereine übernehmen die Durchführung und können die Angebote nutzen, um Mitglieder zu gewinnen. Aus der Kooperation entsteht laut Studie ein neuer Angebotstyp im Schnittfeld von Sport- und Sozialpädagogik, bei dem es eher um die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder geht als um Wettkampf und Leistung.
Trendsportarten nehmen zu
Eine neue Entwicklung zeigen die Trendsportarten auf. Diese Sportarten, die sich von den traditionellen Sportarten abheben, aber nicht dem Breitensport zugeordnet werden können, werden von Jugendlichen gerne zur Selbstinszenierung genutzt. Dabei stehen sie im multimedialen Austausch mit der hierzugehörigen Szene.
Trotz dieser ganzen Entwicklungen bleibt die Aufgabe, Heranwachsenden mehr Chancen zu bieten, sich entsprechend ihres Alters und ihrer Bedürfnisse bewegen zu können. Die Autoren des „Dritten Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts“ empfehlen daher, dass Kommunen, Bildungsinstitutionen und außerschulische Partner ihre Zusammenarbeit intensivieren.
Studie öffnen
19.08.2015