Hier hat das Frühstück ein Gesicht

Zum Wohlfühlen gehört für die Tami-Oelfken-Schule auch eine ausgewogene Ernährung. Also bekommen die Schüler/innen jeden Morgen frisches Obst, Gemüse und leckere Brote – und finden es super!

Projektdaten

Klassenstufen:
5–6, plus Berufsbildende Schule

Anzahl der Schüler/innen:
ca. 45

Anzahl der Lehrer/innen:
4

Fachbereiche:
AWT, Hauswirtschaft

Wochenstunden:
10

Das Projekt

Schüler/innen der benachbarten Berufsbildenden Schule der Sekundarstufe II organisieren unter Beteiligung ihrer Hauswirtschaftsmeisterinnen ein gesundes und abwechslungsreiches Frühstücksangebot für unsere Schülerinnen und Schüler. Bei der Zubereitung werden auch Kinder der Jahrgangsstufen 5 und 6 mit einbezogen. Ziel ist es, eine Schülerfirma zu gründen. Die Frühstücksversorgung in unserer schuleigenen Küche ist als ganzheitliches Projekt der Gesundheitsförderung an unserer Schule entstanden. Sie ist sowohl Baustein für erweiterte Elternarbeit als auch Baustein für eine umfassende Gesundheitsförderung, die wir als OPUS-Schule in unserem Schulprogramm verankert haben. Die Gesundheitsförderung beinhaltet Projekte aus den Bereichen Ernährung, Bewegung, Wohlfühlen und Gewaltprävention. Die Küche dient nicht ausschließlich der Frühstückszubereitung, sondern kann auch von Klassen für gemeinsame Koch-, Back- oder Frühstücksprojekte genutzt werden. So lernen Kinder durch praktisches Tun, wie man sich gesund ernährt, und erfahren, dass gesundes Essen auch schmeckt. Wir hoffen, diesen Gedanken durch die Kinder als Multiplikatoren in die Familien tragen zu können. Für die Zukunft planen wir auch noch eine stärkere Einbeziehung der Mütter, unter anderem durch Fortbildungsangebote der AOK zum Thema Ernährung in unserer Küche und durch gemeinsame Mutter-Kind-Kochkurse.

Der Auslöser

Wir haben festgestellt, dass immer mehr Kinder unserer Brennpunktschule ohne Frühstück bzw. ohne ausreichendes Frühstück in die Schule gekommen sind. Als Mitgliedsschule des OPUS-Netzwerks Gesundheitsfördernder Schulen sehen wir Gesundheit analog zur Definition der Weltgesundheitsorganisation ganzheitlich und wollen für die Kinder in unserer Schule einen Lebensraum schaffen, in dem sie sich in jeder Hinsicht wohl und angenommen fühlen und so fürs Lernen offen sein können. Dazu gehört auch ein gesundes Frühstück. Da wir die Eltern durch Appelle zu einer besseren Versorgung ihrer Kinder nicht erreichen können, haben wir eine eigene Frühstücksversorgung organisiert.

Der Weg

Als ersten Schritt haben wir eine Steuergruppe ins Leben gerufen, der die Schulleitung und zwei Kollegiumsmitglieder, insgesamt 4 Personen, angehörten. Ihre Aufgabe war es, das Projekt zu planen, zu realisieren und zu koordinieren sowie in regelmäßigen Abständen das Kollegium über den Stand der Dinge zu informieren. Die Gruppe hat zunächst einmal eine genaue Projektbeschreibung erarbeitet, woraus in einem weiteren Schritt alle notwendigen Ressourcen ermittelt wurden. Da der Umfang der Kosten den Rahmen unseres Schuletats sprengte, mussten wir intensiv nach möglichen Geldgebern suchen. Wir konnten schließlich eine Mischfinanzierung realisieren. Aus dem Projekt „Wohnliche Stadt“, einem Förderprogramm für Brennpunktgebiete, finanzierten wir die Möblierung mit Tischen und Stühlen sowie die Umgestaltung eines Klassenraums in eine Küche. Dazu gehörten Einbau und Installation einer Küchenzeile, die wir kostenlos von einem anderen Schulzentrum übernahmen; einen zweiten Herd hat uns die Wohnungsbaugesellschaft unseres Stadtteils zur Verfügung gestellt. Als OPUS-Schule erhielten wir auch eine Unterstützung von der AOK, die uns den Kauf eines großen Teils der notwendigen Küchengeräte ermöglichte. Als dritten Geldgeber konnten wir den Ortsbeirat von unserem Projekt überzeugen, der uns mit einer ansehnlichen Summe für Küchengerätschaften und Geschirr half. Ein Meilenstein in der gesamten Projektrealisierungsphase war der Zeitpunkt, als wir an die eigentliche Umsetzung des Projekts gehen konnten: Handwerker beauftragen, Möbel aussuchen, Geschirr, Töpfe, Pfannen und Küchengeräte einkaufen und Überlegungen anstellen, welches Frühstücksangebot täglich da sein sollte. Die Einbeziehung von Schüler/innen des benachbarten Schulzentrums in das Frühstücksprojekt ist doppelt wirksam: Zum einen bietet sie fast erwachsenen lernschwachen Schüler/innen ein echtes Übungsfeld, das nicht nur Als-ob-Einsätze vorgaukelt, sondern lebensnahe Einsatzmöglichkeiten schafft. Sie finden einen Platz, an dem sie gebraucht werden und ihre Kompetenzen in vielen Bereichen zeigen und entwickeln können. Sie müssen einkaufen, die Buchführung machen, Frühstück zubereiten, Preise kalkulieren, verkaufen, Zeitmanagement einüben und vieles andere mehr. Außerdem können sie soziale Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Sauberkeit, Freundlichkeit aus ihrer Tätigkeit heraus entwickeln. Die Weitergabe von eigenen Kenntnissen an Jüngere ist ebenfalls ein wichtiges Ziel. Zum anderen bietet sich für die direkt in die Frühstücksversorgung einbezogenen Schüler unserer Schule die Möglichkeit, in alle Aufgabengebiete hineinzuwachsen. Sie können sich an den Vorbildern der Älteren orientieren und entsprechend ihrer Fähigkeiten selbst tätig werden. Dies trägt zu mehr Selbstverantwortung und Eigenständigkeit bei.

Probleme und Lösungen

Zunächst hatten wir geplant, Mütter unseres Stadtteils in das Frühstücksprojekt ehrenamtlich einzubinden. Da unsere Schule sich jedoch in einem sozialen Brennpunkt befindet, ist es schwierig, Eltern regelmäßig verlässlich und unentgeltlich für schulische Aktivitäten zu gewinnen. Deshalb mussten wir die beiden interessierten türkischen Mütter, die anfangs in dem Projekt mitgearbeitet haben, bezahlen. Das geschah für einige Zeit aus dem besonderen Fond „Geld für Stellen“ als Honorar in Form einer steuerfreien Aufwandsentschädigung. Als diese Gelder gestrichen wurden, drohte das Projekt zu platzen, und wir mussten sehr schnell nach neuen Wegen suchen. Verzichten wollten wir auf unsere Frühstücksversorgung auf gar keinen Fall. Infolge unserer persönlichen OPUS-Netzwerk-Kontakte haben wir Gespräche mit anderen Schulen geführt und entwickelten so die Idee einer Schülerfirma. Tatsächlich konnten wir nach kurzer Zeit das benachbarte Schulzentrum für unsere Idee gewinnen und sie für eine Zusammenarbeit begeistern. Seit Sommer 2004 ist die Frühstücksversorgung mit der Klasse der Berufsbildenden Schule wie oben beschrieben angelaufen und soll in eine Schülerfirma übergehen.

Blitzlicht

Die Begeisterung der Kinder für die Angebote hat tatsächlich den gewünschten Effekt gezeigt, sodass erste kleine Auswirkungen auf die Essgewohnheiten der Familien festzustellen sind. Kinder erzählen, dass Mütter zu Hause auch Vollkornspieße mit Gemüse oder Gesichtsbrote aus rundem Knäckebrot mit Frischkäse und Gemüse zubereiten. Kinder weisen von sich aus immer wieder stolz auf „gesundes“ Brot, Obst und Gemüse in ihrer Brotdose hin, das ihnen die Mutter mitgegeben hat. Als ein Kind in seiner Dose nur ein Weißbrot vorfindet, sagt es enttäuscht: „Oh, Mama hat mir wieder Pappe mitgegeben.“

Schule

Schulname
Tami-Oelfken-Schule

Schulart
sechsjährige Grundschule

Schulangebote
gebunden

Schulanschrift
Tami-Oelfken-Schule Lüssumer Ring 28777 Bremen

E-Mail
schulleitung@tami-oelfken-schule.de

Anzahl der Schüler/innen
261

Anzahl der Lehrer/innen
18

Sonstiges pädogogisches Personal
10 sozialpädagogische Fachkräfte, 1 pädagogische Schulassistentin, 3 Förderpädagogen, 1 Psychologe,

Ansatz der Schule
Integration; ganzheitliche Förderung; musisch-sportliches Profil

Zeitstruktur
Mo–Do: 8–16 Uhr Fr: 8–14 Uhr; Wechsel zwischen Unterricht und sozialpädagogischen Angeboten 12.30–14.45 Uhr: verpflichtendes Mittagessen

Netzwerke der Schule
OPUS-Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen

Programme der Schule
mus-e

Modellversuche der Schule
Lehrerpräsenzzeitmodell

Sozialraum der Schule
städtisch; sozialer Brennpunkt

Zusammensetzung
sehr hoher Migrationshintergrund

Besonderheiten
Zirkus- und Trommelprojekt als Teil des Schulprogramms; Förderstandort des nahe gelegenen Förderzentrums; Förderstandort für Integrative Heilpädagogische Tageserziehung; Zusammenarbeit mit angrenzendem Schulzentrum im Rahmen einer Schülerfirma

Referenzen

Das Projekt ist Preisträger des 1. Ganztagsschulwettbewerbs „Zeigt her eure Schule“ und gehört zu den 10 besten Beiträgen.<?xml:namespace prefix = o ns = „urn:schemas-microsoft-com:office:office“ />

Autoren

  • Syltje Töpper-Hurrle
  • Christa Allen
  • Schulleitungsteam