Mit Hilfe des Kieler Balletts wagt Schule erste Schritte ins Tanztheater
Mit Hilfe des Kieler Balletts wagt Schule erste Schritte ins Tanztheater
Projektdaten
Klassenstufen:
klassenübergreifend
Anzahl der Schüler/innen:
27
Anzahl der Lehrer/innen:
2
Fachbereiche:
Musik, Sport, Physik, Ballett
Wochenstunden:
2 Zeitstunden,plus Workshop-Wochenenden
Das Projekt
Die Projektgruppe Tanz des Helene-Lange-Gymnasiums Rendsburg wagt mit Hilfe des Kieler Balletts erste Schritte ins Tanztheater. Die Schüler/innen erfuhren fast schmerzlich ihre emotionalen und körperlichen Grenzen, erkannten aber durch die tänzerische Auseinandersetzung mit sich selbst allmählich, welch breites und anregendes Repertoire ihnen angeboten worden war, um Gefühle körperlich auszudrücken und das Selbst zu befreien. Sie erhielten einen Bewegungsfundus, um später, je nach ihren eigenen Möglichkeiten, ihre Gefühle und Erlebnisse tänzerisch darzustellen. Das Projekt findet in Kooperation mit professionellen Tänzern statt.
Der Auslöser
Als Auftakt der Zusammenarbeit mit dem Kieler Ballettensemble erlebten wir eine intensive öffentliche Bühnenprobe zu dem Ballett „Fight“. Die Thematik war den meisten Schüler/innen durch den Film „Fightclub“ mit Brad Pitt bekannt. In dem Tanzstück wird die körperliche und gesellschaftliche Aggression als Triebkraft erkundet, die befreit und gleichsam Schaden anrichtet. Im Anschluss an die Ballettprobe fand eine Gesprächsrunde statt. Der Theaterpädagoge Kai Iden und der Tänzer Thomas Hörath ermunterten die Jugendlichen, Anknüpfungspunkte an das Gesehene zu finden: Was bedeutet für dich Aggression? Wie fühlt es sich an ? Wie reagierst du in kritischen, bedrohlichen, frustrierenden Situationen? In den folgenden Trainingseinheiten führte insbesondere Kai Iden die Schüler/innen ideenreich, behutsam, immer wieder zuhörend zu ihrer eigenen Idee des Tanztheaters. Dabei motivierte er die Tänzer/innen durch Impulsspiele, machte die Wirksamkeit von Tempounterschieden in der Bewegung erfahrbar. Er wies darauf hin, genau zu beobachten und auf andere zu reagieren. In Bewegungsaufgaben wie „Spiegelkabinett“ oder der Aufforderung „Schließe deine Augen. Lass dich von deinem Partner nur durch ein Geräusch oder durch eine minimale Berührung durch den Raum leiten“ wurde Vertrauen zueinander aufgebaut, das Wahrnehmungsvermögen sensibilisiert. Erste eigene darstellerische Umsetzungen von Szenen, die an „Fight“ angelehnt waren, warfen die Frage auf: „Ist das schon Tanz?“ Kai Iden beruhigte und ermutigte die Gruppe durch seine Antwort: „Jede Alltagsbewegung kann zu Tanz werden, wenn man sie rhythmisiert, in der Gruppe aufgreift, spiegelt oder verstärkt.“
Der Weg
Tanzmeditation half den beteiligten Schülerinnen und Schülern, zunehmend freier zu werden. Einfühlsam und leise brachte der Ballettprofi Kai Iden Vorstellungshilfen in die Gruppe: „Übertrage die Energie aus dem Boden in deinen Körper, behalte Bodenhaftung! Sei weich bis in die Fingerspitzen. Werde leicht, fliege!“ Für die Improvisationen gab es keinerlei Vorgaben: „Male dein Bild. Es muss dich niemand verstehen. Es dürfen auch absurde Bewegungen sein.“ Das gewonnene Bewegungsmaterial aus den vorhergehenden Tanzübungen wurde spielerisch intuitiv eingesetzt. Zunehmend wurden die Schüler/innen in der Entwicklung von Bewegungsbildern sicherer. Im Solo, Duett, Trio und Ensemble erzählten die Jugendlichen ihre eigenen Tanzgeschichten. Der Besuch der bewegenden und atemberaubenden Ballettvorstellung „Fight“ im Kieler Opernhaus bildete einen krönenden Workshopabschluss. Für die Schüler/innen war es das „Aha-Erlebnis“, ihre Übungen als wichtige Elemente des Tanztheaters wieder zu erkennen. Unser Projekt soll mit einer Präsentation im Kieler Ballettsaal einen Höhepunkt haben. Entgegen den üblichen Vorgehensweisen (Musik- und Ideenvorgabe, vorgegebene Schritte, Kombinationen, Tanzfolge einstudieren) erhalten innerhalb dieses Projekts die Schüler/innen die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen, in Tanz auszudrücken. Es erfordert Geduld, Ermutigung und Vertrauen, dass die Jugendlichen ihre eigenen Fähigkeiten erkennen, Hemmungen überwinden und ihr kreatives Potenzial ausleben. Ziel ist die Erkenntnis: Tanz ist eine Kunstform, die so viel mehr auszudrücken vermag, als Worte es können.
Probleme und Lösungen
Neben den wohl immer wiederkehrenden Terminschwierigkeiten bestand ein Problem darin, dass die Gruppe zunächst zu sehr auf das Vorbild des Kieler Ballettensembles eingeschränkt war. Kai Iden hat es verstanden, das Selbstvertrauen der Schüler/innen so zu stärken, dass sie den Mut fanden, ihre eigenen Bewegungsgeschichten zu erzählen. Als Pädagogen fehlt uns der Mut, diese Prozesse zu begleiten.
Blitzlicht
Leonie, 14 Jahre: „Während unseres Workshop-Wochenendes haben wir zuerst eine Übung gemacht, die Tanz, Musik und Meditation vereinte. Für mich war dies ein sehr angenehmes und interessantes Erlebnis. Die Gruppe hörte verschiedene Musikstücke, die jeweils zu einem Element passten. Erst Erde, dann Feuer, dann Wasser, dann Luft und schließlich Stille, zu der wir uns nur in Zeitlupe bewegten. Anfangs konnte ich noch nicht so gut loslassen. Ich habe immer überlegt, wie komisch ich wohl bei den Bewegungen aussehe. Deshalb konnte ich das Element Erde noch nicht so gut genießen. Bei den anderen Elementen war es mir dann egal, wie ich aussehe, was die anderen darüber denken und was die anderen für Bewegungen machen. Zeitweise hatte ich das Gefühl, als würde mein Körper alles von alleine machen, als ob ich keine Kontrolle mehr hätte. Dabei war es nichts Hilfloses, sondern etwas Freiheitliches. Nach der Übung sollten wir unsere Gedanken aufschreiben. Zuerst fiel mir nichts ein. Es war ein völlig fremdes Gefühl, dass in meinem sonst so vollen Kopf Ruhe herrschte. Ich beobachtete erst einmal meine Umgebung, dann überlegte ich mir, in welchem Zustand ich war. Ich fühlte mich frei, losgelöst und irgendwie gereinigt. Für mich war es sehr bewegend, dass der Tanz in mir solche Gefühle verursachte.
Schule
Schulname
Helene-Lange-Gymnasium
Schulart
Gymnasium
Schulangebote
gebundene und ungebundene Angebote im Nachmittags- und Freizeitbereich
Schulanschrift
Helene-Lange-Gymnasium 24768 Rendsburg Ritterstr. 12
E-Mail
buero@hela-rd.de
Anzahl der Schüler/innen
1026
Anzahl der Lehrer/innen
69
Sonstiges pädogogisches Personal
-
Ansatz der Schule
–
Zeitstruktur
8-16 Uhr
Netzwerke der Schule
–
Programme der Schule
–
Modellversuche der Schule
BLK-Modelprogramm BLK-21
Wettbewerbe der Schule
Hauptpreis für „Wasser in Afghanistan“ Bundeszentrale für politische Bildung Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder
Sozialraum der Schule
ländliches Einzugsgebiet, 2 weitere Gymnasien in der Stadt
Zusammensetzung
Integration von Migrant/innen
Besonderheiten
Bilingualer Unterricht Die Kenntnis von Fremdsprachen ist – angesichts der zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen in Europa – nicht nur die Basis der gegenseitigen Verständigung, sondern bedeutet eine erhebliche Verbesserung der beruflichen Chancen
Referenzen
Preisträger beim Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ 2004/2005