Soziales Lernen in der Ganztagsschule

DKJS/D. Ibovnik
DKJS/D. Ibovnik

„Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen.“ ist das Motto des buddY-Programms. Peergroup-Education, Lebensweltorientierung, Partizipation und Selbstwirksamkeit sind die Qualitätsziele, wenn es darum geht, dass Schülerinnen und Schüler für sich und andere Verantwortung übernehmen.

Diese Formen des sozialen Lernens sind wirksame Mittel der Prävention und der Gestaltung von Schule als sicheren Ort.

 

 

Lern-Helfer

Ältere Schülerinnen und Schüler unterstützen und beraten jüngere in dafür vorgesehenen Übungsphasen beim selbstständigen Bearbeiten von Aufgaben oder sie sind BuddYs für Schulanfänger oder neue Schüler in der Klasse oder Lerngruppe. Sie helfen beim Kennenlernen der schuleigenen Arbeitsmethoden, wie z.B. Stationenlernen, kooperative Arbeitsformen oder besonderer Arbeitsmittel (schulinterne Lehrwerke und Lernmaterialien). Die Lern-Helfer werden gezielt für diese Aufgabe vorbereitet, indem sie durch die buddY-Pädagogen auf bereits bekannte, erworbene Lernstrategien aufmerksam gemacht werden und mit ihnen darüber reflektiert wird. Die Lern-Helfer können dann gezielt in Phasen des Unterrichts, aber auch im Nachmittagsbereich eingebunden werden, um mit ihrem Unterstützungsangebot an die jeweils aktuellen Unterrichtsinhalte anzuknüpfen. Diese klassenübergreifende Hilfe kann als schulische Leistung anerkannt werden, z.B. anstelle eigener Übungs- oder Hausaufgaben.

 

Gezielte Förderung sozialer Kompetenzen

Schülern, die Schwierigkeiten haben, sich auf fachliche Inhalte einzulassen, sich leicht ablenken lassen oder besondere Unterstützung im Schulalltag benötigen, können im Rahmen eines BuddY-Projekts verantwortungsvolle Aufgaben übertragen werden. Lernschwächere Schüler könnten z.B. BuddYs für Freizeit- oder Sportaktivitäten sein, wenn sie darin besondere Stärken haben. So kann ein Kind mit großem Bewegungswunsch Buddy für ein stilles Kind werden und gemein sam mit diesem spielen oder toben. Die Schüler haben durch die freiwillige Übernahme einer verantwortungsvollen Aufgabe die Möglichkeit, sich von einer anderen Seite zu zeigen und ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern.

 

Sozialraumorientierter Unterricht

Themen aus dem Fachunterricht können in Zusammenarbeit von Lehrkräften und Sozialpädagogen ausgeweitet und vertieft werden, indem die Schülerinnen und Schüler im Stadtteil oder der schulnahen Umgebung aktiv werden. So bieten etwa Sachunterricht, Kunst, Biologie oder Politik die Gelegenheit, gezielt Ausflüge in die Natur oder in öffentliche Gebäude zu unternehmen. Hierbei können die BuddYs eine wichtige Rolle einnehmen, indem sie gezielt Themen recherchieren, die Angebote vorbereiten und ihre Ergebnisse dann vor Ort präsentieren.

Lebenspraktische Tätigkeiten

Fachunterricht kann dafür genutzt werden, um im Schulalltag anfallende Aufgaben altersangemessen auf Schülerinnen und Schüler zu übertragen. So kann etwa der Hauswirtschaftsunterricht dafür genutzt werden, an einzelnen Tagen das Mittagessen für die Schüler im Ganztag vorzubereiten und zu kochen. Die BuddYs können von der Planung und

"Sicher zur Schule"

Bus-Engel lösen Konflikte auf der Fahrt zur und von der Schule. Das Projekt sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler als Streitschlichter ausgebildet werden und in Schulbussen zum Einsatz kommen. Sie können untereinander aufpassen, in allen Situationen helfen und im schlimmsten Fall Hilfe holen. Unter dem Titel „Bus-Engel“ ist ein Ausbildungsprogramm gestartet worden, was seitens der Universität Flensburg begleitet wird. öffnen

Vorbereitung über den Einkauf und das Kochen bis hin zur Abrechnung verschiedene Aufgaben übernehmen. Jede Kleingruppe ist für eine Aufgabe verantwortlich und wird dabei von einem Erwachsenen begleitet. Im nächsten Schritt können die „Koch-BuddYs“ dann ihre Erfahrungen an jüngere Schüler weitergeben. Dabei treten die Erwachsenen immer mehr in den Hintergrund.

Individuelle Unterstützung

Schülern mit individuellem Hilfebedarf wird im Rahmen von gezielten Übungs- und Beratungsangeboten von BuddYs geholfen, sie werden individuell beraten, unterstützt u.v.m. Die Angebote beziehen sich sowohl auf fachliche Inhalte, wie z.B. Hilfe bei Übungs- oder Hausaufgaben, als auch auf soziale und emotionale Themen, etwa bei Streit mit einem Mitschüler. Hierbei muss vor allem der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung befördert werden, damit das unterstützende Angebot gut angenommen werden kann. Die BuddYs werden auf diese Aufgabe gezielt vorbereitet und regelmäßig finden Austauschtreffen mit den betreuenden Pädagoginnen und Pädagogen statt.Das Thema Helfen nimmt hier eine besonders wichtige Rolle ein und muss wiederkehrend mit den Schülern reflektiert werden: „Wie helfe ich richtig?“, „Wann nehme ich mich zurück?“, „Wo bekomme ich als BuddY Hilfe, wenn ich nicht weiterkomme?“ etc. Zudem können auch die Kompetenzen der Eltern in abgegrenzten Phasen gezielt eingesetzt werden, wie es etwa durch „Lese-Mütter“ an vielen Schulen bereits umgesetzt wird.

 

Themenübergreifendes Arbeiten

Die Schüler arbeiten an fächer- und themenübergreifenden Inhalten in Form von Projekten. Den Auftrag erarbeiten Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter des Ganztags gemeinsam mit den Schülern (z. B. mit Hilfe eines BuddY-Audits). Das Projekt wird dann ganztägig durchgeführt; entweder an einem bestimmten Tag in der Woche oder über mehrere Tage hintereinander. Hierbei müssen die Besonderheiten einer jeden Ganztagsschule berücksichtigt und alle Beteiligten gut informiert werden. Das Projekt kann klassenintern, klassenübergreifend oder auch jahrgangsgemischt durchgeführt werden.

 

Schülerparlament

Eine klassenübergreifende Form von aktiver Schülerpartizipation wird möglich durch die Einrichtung eines Schülerparlaments. Die Schülerinnen und Schüler tragen ihre Anliegen aus dem Schulalltag dort zusammen, diskutieren, beraten und entscheiden. Die Themen und Anliegen können entweder über die Klassensprecher gesammelt und eingebracht werden oder die Mitglieder aus den Klassen werden ins Schülerparlament gewählt. Die Klassensprecher können hierbei zu BuddYs ausgebildet werden oder aber andere Schüler tragen die Anliegen der Klassen in das Schülerparlament und fungieren sozusagen als „Vertrauens-BuddYs“. Alle Pädagoginnen und Pädagogen einer Schule sollten eingebunden sein, um die Anregungen der Schülerschaft aus dem Schülerparlament ernst zu nehmen und für die gesamte Schule umzusetzen.

 

Mehr zum Thema

öffnen

 

17.06.2013

www.ganztaegig-lernen.de