Kooperatives Lernen im Deutsch- und Geschichtsunterricht

In fächerübergreifenden Unterrichtsprojekten erprobt das Gymnasium Haldensleben kooperative Lernformen

Projektdaten

Klassenstufen:
alle

Anzahl der Schüler/innen:
alle

Anzahl der Lehrer/innen:
alle

Fachbereiche:
alle

Wochenstunden:
je nach Bedarf

Das Projekt

Das Gymnasium Haldensleben hat es sich zum Ziel gesetzt, kooperative Lernformen zunehmend im Unterricht einzusetzen. So wurden beispielsweise ein Museumsprojekt und ein Ausländerprojekt durchgeführt und ein Mentorenprojekt gestartet. Zentral ist in allen drei Projekten, dass Schüler/innen mit Schüler/innen arbeiten, sich gegenseitig helfen und selbst Unterricht und Schulleben kooperativ gestalten. Wesentlicher Bestandteil des Museums- und des Ausländerprojekts war die Evaluation der Arbeit. Durch die Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA) in Halle konnten die die Projekte durchführenden Lehrerinnen professionell unterstützt werden. Schlussfolgerungen aus den dabei verwendeten Fragebögen waren unter anderem, dass den Schüler/innen das Arbeiten in Gruppen viel gebracht und auch sehr gut gefallen hat, dass sie gerne etwas Motivation von außen erfahren hätten, dass sie Probleme mit langfristigem Arbeiten (sich über sechs Wochen Arbeit einteilen) hatten und dass die Offenheit gegenüber der Meinung anderer in der Klasse größer geworden ist. Die Lehrerinnen empfanden es als positiv, eine Rückmeldung zu den Projekten schwarz auf weiß zu haben. Daher steht für ihr nächstes Projekt schon fest: Es wird wieder eine Befragung mit Fragebögen durchgeführt.

Der Auslöser

Die Schulleiterin hatte an der Veranstaltung des Kultusministeriums zur Einführung des BLK-Programms „Demokratie lernen und leben“ teilgenommen. Von dem dabei vorgestellten Ansatz hat sie sich pädagogische Impulse erhofft, die helfen könnten, verfestigte Unterrichtsformen weiterentwickeln zu können. Nachdem sie einen bestimmten Kreis von Lehrer/innen angesprochen hat, von dem sie sich Engagement erhoffte, hatte sie Unterstützer an ihrer Seite und die Arbeit konnte beginnen.

Der Weg

„Ausländer – der Mensch neben dir“ Das Projekt zum Thema „Ausländer – der Mensch neben dir“ führte Dr. Dagmar Roßmüller, Lehrerin für Deutsch, Russisch und Sozialkunde durch. Sie traf den Entschluss, im Fach Sozialkunde mit einer 8. Klasse ein Projekt über Fremdenfeindlichkeit und Konfliktbewältigung durchzuführen – zunächst als „Modellprojekt“. Die Schüler/innen erhielten unterschiedliche Materialien zu den Themen Ausländer/innen, Ausländer/innen in der deutschen Schule, Fremdenfeindlichkeit und fremde Kulturen. Bei der Bearbeitung entstanden Vorträge und Plakate. Sogar ein kleines Rollenspiel über den Tagesablauf einer islamischen Familie ging aus dem Projekt hervor. Sowohl am Anfang des Projekts wie im Anschluss daran teilte Frau Dr. Roßmüller einen Fragebogen in der Klasse aus. Der Fragebogen war entstanden in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Kötters-König vom LISA. Er beinhaltet unter anderem Fragen zu den Einstellungen der Schüler/innen zu Ausländer/innen. Um Vergleiche zu ermöglichen, hatte Frau Roßmüller sich ein besonderes Design ausgedacht. Sie ließ die Schüler/innen den gleichen Fragebogen vor und nach dem Projekt ausfüllen und erklärte ihnen, dass es dazu diene, Veränderungen im Lauf der Zeit festzustellen. Zu diesem Vorher-nachher-Vergleich kam noch der Vergleich mit einer Kontrollgruppe. Die Schüler/innen einer anderen Klasse, in der kein Ausländer-Projekt stattfand, füllten den Fragebogen ebenfalls aus. So war auch ein Vergleich zwischen den Klassen möglich. Die Auswertung der zahlreichen Fragebögen übernahm wieder das LISA in Halle. Als Rückmeldung erhielt Frau Roßmüller ein Heft, in dem die Daten statistisch ausgewertet und grafisch dargestellt wurden. Sie hat sich über die umfangreiche Unterstützung sehr gefreut und bestätigt, dass der Service des LISA von großer Hilfe war. Die Rückmeldung war hoch interessant für sie. Es gab deutliche Veränderungen der Einstellungen der Schüler/innen im Vergleich vorher–nachher, und die allermeisten gingen in eine positive Richtung. Auch der Vergleich mit der Kontrollklasse ergab, dass sich die Einstellungen der Projektklasse besser entwickelt hatten als jene der Vergleichsklasse. Für diesen Modellversuch wählte Frau Roßmüller bewusst eine Klasse aus, die sie schon länger kannte. So wusste sie, worauf sie sich bei dieser neuen Art von Projekt einlässt. Die nächste Klasse, in der sie ein ähnliches Projekt durchführen möchte, wird dann eine sein, die sie noch nicht so lange kennt. „Schüler führen Schüler im Museum“ Mit ihrer 8. Klasse führte Renate Belling in ihrem Deutschkurs ein Projekt durch. Die Idee war, dass einige Schüler/innen verschiedene geschichtliche Themen aufarbeiten und dann die anderen Schüler/innen der Klasse durch ein Museum führen. Das Projekt fand statt in Zusammenarbeit mit Museumspädagogen des Haldensleber Museums. In sieben Gruppen von je drei Schüler/innen suchten sie sich ihr Material zusammen, lernten, wie man ein Referat aufbaut, wie man mit Sachtexten umgeht, wie man vor anderen spricht. Die Vorbereitungszeit betrug sechs Unterrichtsstunden. Danach blieben ihnen sechs Wochen Zeit, ihre Führung vorzubereiten. Dann verbrachte die Klasse drei Unterrichtsstunden im Haldensleber Museum, wo die Gruppen die anderen Schüler durch das Museum führten und Fragen beantworteten. Auch Frau Belling arbeitete mit Fragebögen, die mit Hilfe des LISA ausgewertet wurden.

Probleme und Lösungen

Eine wichtige Erkenntnis aus der Auswertung war für Frau Belling, dass in einer der sieben Gruppen des Museumsprojektes die Zusammenarbeit nicht so gut geklappt hatte. Da die Schüler/innen sich ihre Gruppe selbst aussuchen konnten, fanden sich drei Schüler/innen, die eher Außenseiter in der Klasse waren, in einer Gruppe wieder. Diese Schüler/innen berichteten von Problemen bei Absprachen. Da die Lernenden die Fragebögen erst am Ende des Schuljahres ausfüllten und die Auswertung daher erst gegen Ende der Sommerferien fertig war, konnte Frau Belling die Ergebnisse nicht noch einmal mit ihrer Klasse besprechen. Sie sieht das als großes Problem, denn sie hätte das gerne getan. Für das nächste Projekt wird sie sich diese Zeit aber ganz gezielt einrichten. Ein weiteres Problem, das sicher viele Schulen kennen, war, wie man weitere Kolleg/innen für die Arbeit gewinnen kann. Zur Lösung wurde ein schulinterner Fortbildungstag zu kooperativen Lernformen durchgeführt. Die daraus erwachsene Motivation führte zur Erweiterung der Steuergruppe und viele Impulse wurden vom Kollegium bei der Arbeit aufgenommen. Insgesamt zeichnet sich das Kollegium dieser Schule durch eine hohe Beteiligung an Fortbildungen des LISA aus.

Blitzlicht

„Erst haben sich eher Freunde zu einer Gruppe zusammengefunden, inzwischen ist die Zusammenarbeit zwischen den Schüler/innen flexibler geworden“, beschreibt Renate Belling den sozialen Lernerfolg des Projekts.

Schule

Schulname
Gymnasium Haldensleben

Schulart
Gymnasium

Schulanschrift
Schulstr. 23 39304 Haldensleben

E-Mail
kontakt@gym-haldensleben.bildung-lsa.de

Anzahl der Schüler/innen
ca. 1200

Anzahl der Lehrer/innen
95

Sonstiges pädogogisches Personal
-

Ansatz der Schule
Demokratiepädagogik

Programme der Schule

Modellversuche der Schule
BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“; Junior-Unternehmen

Wettbewerbe der Schule
Jugend forscht; Olympiaden (Mathematik, Geografie, Russisch, Englisch, Physik, Sport)

Sozialraum der Schule
kleinstädtisch

Zusammensetzung
Schüler/innen kommen aus 50 Orten aus unterschiedlichen Gemeinden und Bezirken; Migrant/-innenanteil der Schülerschaft liegt unter 5 Prozent; gemischtes soziales Umfeld

Besonderheiten
Projektwochen; Schülermitverwaltung

Referenzen

Modellschule im BLK-Programm „Demokratie leben und lernen“

„Demokratie lernen & leben“ ist ein Schulentwicklungsprogramm, bei dem es darum geht, die Demokratisierung von Unterricht und Schulleben und die Bereitschaft junger Menschen zur aktiven Mitwirkung an der Zivilgesellschaft zu fördern.

Autoren

  • Katja Haufe