Die Antike ist für Forscher/innen aus unterschiedlichsten Bereichen höchst interessant, Jugendliche und Kinder hingegen finden oft schwerlich einen Zugang dazu. Außerhalb von klassischem Sprach- (Latein und Griechisch) oder Geschichtsunterricht wird antiken Mythen oder den Götter und Göttinnen der Antike selten Beachtung geschenkt. Dennoch begegnen wir ihnen auch in Kassel unbewusst tagtäglich – sei es bei einem Spaziergang durch die Aue oder beim Einkaufen in der Innenstadt am Friedrichsplatz. Dass diese Statuen in der Antike gar nicht (marmor-) weiß waren, wissen wenige. Mit diesem Projekt soll Jugendlichen und Kindern ein spielerischer Zugang zu dem Thema Antike ermöglicht werden.
Wegpunkte an verschiedenen Orten
Mittels Koordinaten, die in ein GPS-Gerät eingegeben oder übermittelt werden, entstehen Wegpunkte an verschiedenen Orten (Stationen), die aufgesucht werden. An jedem Wegpunkt muss eine Aufgabe oder ein Rätsel gelöst oder ein so genannter „Cache“ (Schachtel, Dose oder anderes Behältnis) mit dem nächsten Hinweis und den Koordinaten für die nächste Station gesucht werden. Auf diese Art und Weise werden 7 Wegpunkte bzw. Stationen plus einen Bonus-Cache in etwa 2 bis 3 Stunden auf zwei unterschiedlichen GPS-Routen zurückgelegt. An den einzelnen Stationen und über den Spielplan bekommen die Spieler/innen Hinweise über die Bedeutung des Ortes, einer Skulptur und lernen sich zu orientieren. Die GPS-Koordinaten geben bis auf wenige Meter genau den zu suchenden Punkt an.
Hier wird sich zeigen, wer ein Gespür für die Lösung eines Rätsels hat, wer sich auskennt in historischen Fragen, wer einen guten Orientierungssinn auch ohne GPS-Gerät hat und allgemeine Regeln, wie z.B. Verkehrsregeln beachtet. Am Ziel erwartet dann jedes GPS-Spielteam mit dem letzten Schatz („Final“) eine kleine Belohnung.
Durch moderne Medien wird an der Lebenswelt angeknüpft
Ziel des Projektes ist es, gemeinsam mit Jugendlichen einen Spielplan zu einer GPS geführten modernen Schnitzeljagd zu entwickeln und damit einen spielerischen Zugang zu einem sonst jugendfernen Thema zu ermöglichen. Durch moderne Medien wird an der Lebenswelt von Jugendlichen und Kindern angeknüpft. Ein GPS-Spiel eignet sich oftmals hervorragend als ein spielerischer Einstieg in ein bestimmtes Thema. Das GPS-Spiel soll an die o.g. Ausstellung angelehnt sein, wird jedoch unabhängig davon an historischen Orten der Stadt Kassel anknüpfen, die auf die Antike im Allgemeinen verweisen.
Insofern geht es darum, die eigene Stadt ein wenig besser kennen zu lernen und um eine intensivere Auseinandersetzung der Schüler/innen mit dem Thema Antike und „bunte Götter“, und zwar in Bezug auf das eigene Lebensumfeld. Sie erlernen hierbei redaktionelle Tätigkeiten (recherchieren, Texte verfassen etc.) und erwerben in bestimmten Bereichen Medienkompetenz. Digitalfotografie und Bildbearbeitung sind für die Entwicklung eines GPS-Spiels mit Spielplan ebenso von Bedeutung wie der technische Umgang mit den GPS-Geräten. Die SchülerInnen der Projektgruppe werden im Laufe des Projekts zu „Experten“ der „bunten Götter“ und antiker Spuren in Kassel.
Der Auslöser
Seitens des Kommunalen Jugendbildungswerks der Stadt Kassel gab es eine Anfrage, zu der Ausstellung „Bunte Götter“ der mhk (Museumslandschaft Hessen Kassel) ein GPS-Spiel zu kreieren, wie es auch zu der Ausstellung „Auf den Spuren von König Lustik!“ 2008 geschehen war. Die Idee zur Entwicklung eines Spielplans für eine Schnitzeljagd mit GPS-Gerät entstand durch Ziele des Kinder- und Jugendnetzwerks Kassels, wie z.B. Partizipation von Schülern an Kinder- und Jugendprojekten. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Freien Schule Kassel, der Landesanstalt für privaten Rundfunk (LpR), dem Kommunalem Jugendbildungswerk Kassel mit Unterstützung des Kinder- und Jugendnetzwerks Kassel.
In der Zeit vom 6. März bis 1. Juni 2009 wandert die Ausstellung „Bunte Götter“ in die Museumslandschaft Hessen Kassel. Hier erfahren die Besucher interessantes zur Antike. Die antike Marmorskulptur war bunt, und nicht weiß, wie viele denken. Zahlreiche Forschungen und antike Schriften berichten hiervon. Im Frühjahr 2009 werden in der Antikensammlung der mhk eine Reihe von Objekten und der aktuelle Forschungsstand präsentiert. Die Ausstellung „Bunte Götter“ soll Anlass sein, sich einmal auf die Spuren der Antike in unserer Stadt zu begeben. Wo gibt es in Kassel antike Skulpturen? Welche Geschichten und Mythen werden über sie erzählt?
Der Weg
In der ersten Projektphase (vom 3.2.-19.3. 2009) ist gemeinsam mit den zwei LehrerInnen, den zwei Eltern und den neun SchülerInnen der Freien Schule Kassel der Spielplan zum GPS-Spiel der Ausstellung „Bunte Götter“ entstanden. Sobald der erste Entwurf der Spielpläne fertig gestellt war, bekamen die LehrerInnen der Freien Schule eine praktische Einführung in das GPS-Spiel. Die „großen Zwerge“ (die Sechstklässler) aus dem Projekt sind natürlich als Experten vertreten und helfen ihren Lehrern bei dem Umgang mit den GPS-Geräten. Um das GPS-Spiel zu spielen, werden GPS-Geräte benötigt. Diese werden bei dem Kinder- und Jugendnetzwerk Kassel und dem Kommunalen Jugendbildungswerk der Stadt Kassel ausgeliehen. Darüber hinaus schafft die mhk GPS-Geräte an, so dass das GPS-Spiel in das museumspädagogische Programm begleitend zur Ausstellung aufgenommen werden kann.
Zur Eröffnung der Ausstellung „Bunte Götter“, kann die Durchführung des GPS-Spiels beginnen (2. Projektphase). Parallel hierzu werden die Schüler/innen der Projektgruppe (Phase 1) bis zum Ende der Ausstellungszeit ihr Projekt selbst dokumentieren und veröffentlichen. – öffnen
Die weiteren Treffen werden während der Betreuungszeit im Nachmittagsbereich fallen und sind nicht verpflichtend. Hier wird angeboten online auf der Website des Kinder- und Jugendnetzwerks zu arbeiten, um die Leistungen der SchülerInnen dokumentarisch darzustellen. Die Materialien (Bilder, Tonstatuen, etc.) werden digital umgesetzt, sowie für den Gebrauch im online-Bereich komprimiert. Im Content Management System wurden unter der Rubrik Projekte GPS eine weitere Unterseite angelegt, in der folgend alle Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dabei werden die Schüler online Fotos, Texte und PDF´s (evtl. podcasts) hochladen können. Hierzu wird Raum und Zeit für neue Ideen rund um die Bunten Götter bleiben, die evtl. mit in das Gesamtprojekt fließen.
Mit dem Ende der Ausstellung findet das Jugendprojekt seinen Abschluss.
Probleme und Lösungen
Unterrichtsgestaltung
Als externer Pädagoge oder Elternteil war es zunächst schwierig, eine Beziehung zu den SchülerInnen auf zu bauen, in der diese motiviert waren, den Spaß mit dem GPS-Gerät und die dazugehörigen Lernziele zu verbinden. So kam es zur Trennung der Klasse in eine Gruppe, die begleitend mit den Klassenlehrern zum Thema Unterrichtsfach Antike arbeitete und eine Kerngruppe (7-9 Kinder), die mit einem Elternteil die Materialien für das Projekt erarbeitete.
Lernverhalten
Durch den scheinbar freien Lernrahmen und die Mitarbeit von Eltern wurde die Zusammenarbeit entwickelt und Grenzen wurden erarbeitet. Die Freiwilligkeit des Projekts, und die damit verbundene Verpflichtung ergab einen Arbeitsrahmen, wobei den Kindern aufgrund des freien Lernens und Assoziierens viel an Konzentration abverlangt wurde. Zum Ende hin wurde das Arbeiten an inhaltlichen Themen, dem geschichtlichen Hintergrundwissen und den Rätseln/Hinweisen intensiver und besser erarbeitet, sowie schriftlich umgesetzt.
Unterrichtsort
Der Unterricht fand jeweils zur Hälfte in der Schule und im Außenbereich (Berpark Wilhelmshöhe) statt.
In der Schule konnte das Lernen besser betreut werden, im Außenbereich war die Ablenkung zeitweise zu groß, es viel den SchülerInnen zeitweise schwer, sich auf die Herausforderung im Umgang mit GPS, das Rätsel schmieden und Hinweise erarbeitenzu konzentrieren. 1-2 SchülerInnen hätten intensivieren Kontakt mit dem Thema benötigt, genossen jedoch trotzdem die Atmosphäre und nahmen auf, was ihnen in diesem Moment wichtig war.
Blitzlicht
Allen SchülerInnen hat das Projekt viel Spaß gemacht. Für jedeN war etwas dabei.
Eltern berichteten, dass sich die Kinder viel mit sich selbst beschäftigten und sich Gedanken machten über Gegenwart und Zukunft.
Ein beteiligtes Elternteil: “Meinem Anspruch an ein ganzheitliches Lernen mit Fokus der Gesundheitsförderung bin ich ein gutes Stück näher gekommen. Es ging den SchülerInnen gut damit. Das ist genau das, was ich mir erwünschte und erhoffte bei den Kindern an zu stoßen. Die “Lehrinhalte“ des Projekts haben auch mir viel Spaß gemacht, aber auch Kraft abverlangt.“
Die Schule
Die Freie Schule Kassel ist eine Grundschule mit integriertem Hort und Elternmitarbeit. Dies bietet eine geeignete Grundlage für ein in vielfacher Weise übergreifendes Projekt wie dieses: Es basiert auf einer engen Zusammenarbeit von LehrerInnen, MitarbeiterInnen aus dem Hortbereich und der Eltern, die sich ehrenamtlich engagieren. Es findet sowohl im Vormittags- als auch im Nachmittagsbereich, sowohl in der Schule als auch außerhalb der Schule statt.
Freie Schule Kassel e.V.,
sechsjährige Grundschule mit integriertem Hort
Brandenburger Str. 5
34131 Kassel
Kontaktperson: Mario Hoebel, Thomas Tiggemann