Feedback zum 5. Ganztagsschulkongress

Deutsche Kinder- und Jugenstiftung
DKJS

 

Wie war der Kongress? Was ist in den Veranstaltungen gelaufen? Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich mit mobilen Notebooks in alle Veranstaltungen gesetzt und haben Ergebnisse reflektiert und Stimmen von Teilnehmern notiert. Mit Headset haben die elf Schülerinnen und Schüler ihre gemeinsame Arbeit koordiniert und mit SCHOLA-21 festgehalten.

Die Eindrücke, Erfahrungen und zurückliegenden Veranstaltungen wurden als „Schlusslicht“ allen Kongressteilnehmern aus Sicht der Jugendlichen vorgestellt. Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker von der Universität Hamburg und Michael Frey von der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend moderierten den Review.

Catharina

  • Es ist anscheinend viel schwieriger Alltagsdemokratie umzusetzen, als institutionelle demokratische Elemente, aber Partizipation muss nicht auf institutionellen Inseln, sondern im Alltag verankert werden. Das scheint schwierig zu sein.
  • Eine nur teilweise Partizipation führt leicht zu einer Verweigerung von Partizipation.
  • Fehlender Kommunikationsfluss und daraus folgend fehlende Ergebnisse können nicht durch eine formale Gremienstruktur ausgeglichen werden. Partizipation in Gremienstrukturen ist nur dann sinnvoll, wenn hier auch Entscheidungsbefugnisse vorhanden sind.

Gottfried

  • In den Workshops im Kongress wurden Eltern und Schüler ernst genommen.
    Hier herrschte demokratische Diskussionskultur. In der Praxis erlebe ich es anders.
  • Wir Schüler wurden hier überraschend ernst genommen. Das ist gut. Das ist aber  auch schlecht, weil meine Überraschung zeigt, dass es sonst nicht so ist.

Michael Frey

  • Aber auf dem Kongress ging auch nicht alles partizipativ zu. Eigentlich müsste auch die Vermittlung von Partizipation partizipativ geschehen.
  • Alle müssten einbezogen werden. Das war nicht in allen Workshops der Fall.
  • So sollen wir aus der Jugendarbeit immer rein in die Schule mit unsren lebendigen Angeboten, aber hier wurden wir in den Keller gesteckt.

Benedikt Sturzenhecker

  • Aber es gab auch gegenteilige Erfahrungen. In einer Forenphase zum Beispiel waren es die Schüler und Schülerinnen, die den Lehrern so überzeugend erklären konnten, wie die Schule der Zukunft aussehe, dass sie sofort als Veränderungsreferenten engagiert wurden.
  • Die Methoden der Workshops waren sehr vielfältig und ich hatte den Eindruck, dass 90 % der Kongressteilnehmer und Teilnehmerinnen zu frieden waren. Der Kongress war auch getragen von Heiterkeit und Freude, weil man erkennen konnte, was in den letzten Jahren geschehen ist und das dies nicht der letzte Kongress war.

Michael Frey

  • Und jetzt einige Beiträge zur Qualität der Umsetzung von Partizipation an Schulen:
  • Es gibt sehr unterschiedliche Entwicklungsstände zum Thema Partizipation an Schulen. Zu nächst braucht Partizipation Zeit und Raum. Sie braucht ein Wechselspiel, ein Perspektivwechsel und gegenseitigen Respekt vieler Menschen und Professionen. In der Schule, für die Schule.
    Es reicht nicht nur Methoden der Partizipation anzubieten und Partizipation abzufordern. Erst wenn man mitdenkt und mitfühlt, wird es lebendig.

Felix

  • Nur mitmachen dürfen, ist nicht das Recht auf Mitentscheidung. Vielfach wurden aber Partizipationsprojekte vorgestellt, in denen es nur um das muntere Mittun unterschiedlicher Beteiligter ging. Demokratische Partizipation hingegen muss als Recht auf Entscheidungsmacht gestaltet werden.
  • Ein Großteil dessen, was uns auf diesem Kongress vorgestellt wurde drehte sich um Kuchen backen und Schulhofgestaltung. Dies darf nicht der Sinn von Partizipation bleiben. Was wir brauchen ist echte Mitbestimmung, statt bloßer Mitsprache – und zwar von Anfang an! Dazu muss Bildung demokratisch gestaltet werden von der einzelnen Schulklasse, bis hin zu landesweiten Entscheidungsebenen. Schluss mit der gefeierten Scheinpartizipation!

Benedikt Sturzenhecker

  • So zum Beispiel entscheiden die Vertreterinnen und Vertreter der Ministerien über Qualitätskriterien in Ganztagschulen, ohne andere Akteure mit einzubeziehen, wie Jugendhilfe, Schülerinnen und Schüler und Eltern. Hier fehlt die Partizipation.
  • Partizipation beginnt im Alltag wenn Kinder und Jugendliche ihre Kritik, ihre Wünsche und Interessen vorbringen. Das tun sie nicht immer in einer einfach zu erkennenden Art und Weise und auch nicht so, dass man es sofort total nett in ein Partizipationsprozess integrieren kann. Manchmal geschieht es unerwartet, provozierend, oder gar nervig.

Catharina

  • Wenn Beteiligung von Kindern gelingen soll, müssen Erwachsenen Schule aus sicht der Kinder betrachten. Anders als pädagogische Fachkräfte sehen Kinder Schule schon als einen zusammenhängenden Lebensraum. Sie benennen sehr konkrete Veränderungswünsche und wollen konkrete Ergebnisse. Wollen die Erwachsenen gute Partizipation, dann dürfen sie nicht einfach ihren Stiefel durchziehen, sonder müssen auch die Themen der Kinder eingehen, wann und wie sie kommen.

Gottfried

  • Insgesamt hat der Kongress die Dinge benannt die den Leuten ernst sind und ihnen unter den Nägeln brennen. Es herrschte Stimmenvielfalt und reger Austausch. Es war bemerkenswert, dass sich die Menschen drauf einlassen und ihre ureigensten Erfahrungen teilen und sich gemeinsam weiterentwickeln. 
  • Demokratie bedeutet, seine Erfahrungen und Interessen öffentlich einzubringen, mit den anderen zu diskutieren, und gemeinsam Lösungen zu suchen und zu entscheiden. Das hat auch hier, auf dem Kongress, stattgefunden.