Das Projekt
Die Schule setzt sich im unterrichtlichen Bereich folgende thematische Schwerpunkte (a) Sprachförderung Über 90% der SchülerInnen haben einen Migrationshintergrund. Sie kommen aus Familien, in denen Deutsch nicht als Muttersprache gesprochen wird. Im Unterricht wird besonders viel Wert auf die Förderung der Sprachentwicklung und die Sprachschatzerweiterung gelegt, indem zum Beispiel reichhaltige Gesprächsanlässe geboten werden. Zu diesen zählen zum Beispiel Morgenkreise und das Thematisieren von Kinderliteratur im Unterricht. Für Kinder mit besonderem Sprachförderbedarf wird ein zusätzlicher DAZ-Förderunterricht angeboten. O In den Sprachen Kurdisch, Türkisch und Arabisch wird muttersprachlicher Unterricht für einige Kinder angeboten. (b) Soziales Lernen Das Schulleben ist geprägt durch internationale Vielfalt und die Heterogenität der einzelnen Kinder. Vor diesem Hintergrund ist das Erlernen gemeinsamer sozialer Regeln und Normen ein wichtiger thematischer Schwerpunkt des Unterrichts. Der gute Stuhl und das System des Klassenrats sind in den Leitsätzen der Schule fest verankerte unterrichtliche Inhalte. Im nichtunterrichtlichen Bereich (a) Sprachförderung Es besteht für die SchülerInnen die Möglichkeit sich dem Leseclub anzuschließen. Der Leseclub hat einen eigenen Raum, in dem die Kinder freien Zugriff auf Kinderliteratur haben. Hier werden Bücher gelesen, bewertet und es wird sich über sie aufgetauscht. Das Vorleseprojekt ist ein festes Ritual, bei dem alle drei Wochen von den Erwachsenen verschiedene Geschichten vorgelesen werden. Die SchülerInnen wählen nach eigenem Interesse welche Geschichte sie hören möchten. (b) Soziales Lernen Das gemeinsame Mittagessen wird genutzt, um eine gemeinsame Tischkultur zu erlernen und zu fördern. (c) übergreifend in beiden Bereiche Die in (a) und (b) erläuterten thematischen Schwerpunkte: Sprachförderung und soziales Lernen bestimmen den gesamten Schulalltag und beziehen sich sowohl auf den unterrichtlichen als auch auf den nichtunterichtlichen Bereich.
Der Auslöser
Das Kollegium hat in Leitsätze die Herausforderungen einer Ganztagsschule beschrieben. Als erster Schritt begann mit deren Veröffentlichung die gemeinsame Arbeit für ein vielfältiges Schulleben und eine ganztägige Lernkultur. Folgende Leitsätze tragen das Schulprogramm: (1) Lernen durch Vielfalt Das Schulleben ist geprägt durch internationale Vielfalt, Unterschiedlichkeiten werden respektiert und die Heterogenität der Kinder wird als Chance und Bereicherung für das Schulleben und das Lernen der Kinder wahrgenommen. Die Kinder lernen voneinander und miteinander. Die Schule ist eine Schule ohne Rassismus und Gewalt. Schulveranstaltungen und Feste werden international ausgerichtet und spiegeln die verschiedenen Kulturen der SchülerInnen wieder. (2) Selbstbewusstsein braucht Impulse Den SchülerInnen wird ein breites Angebot für individuelles Lernen zur Verfügung gestellt. Begabungen und Fähigkeiten werden besonders im sprachlichen, sportlichen, musischen und künstlerischen Bereich weiterentwickelt. Der „Talentschuppen“ bietet den SchülerInnen eine Möglichkeit ihre Interessen und Fähigkeiten in kleinen Gruppen weiterzuentwickeln. Leistungsentwicklungen werden von den Kindern selbstständig in ihrem „Lerntagebuch“ dokumentiert. Auf dem „guten Stuhl“ wird das Selbstbewusstsein der Kinder im Besonderen gestärkt. (3) Lernen bringts Den SchülerInnen soll das Lernen nach individuellen Fähigkeiten ermöglicht werden. Die SchülerInnen werden auf dem Weg zum selbstständigen Lernen begleitet und unterstützt. (4) Mittendrin nicht nur dabei Demokratisches Miteinander wird zum Beispiel durch den „Klassenrat“ gefördert. SchülerInnen lernen Selbstgestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten im Schulleben kennen, die durch regelmäßige „Klassensprecherversammlungen“ verwirklicht werden. Das Klima der Schule zeichnet sich durch den gegenseitigen Respekt zwischen allen am Schulleben Beteiligten aus.
Der Weg
(!) Lehrkräfte verstehen sich als Teamspieler Jede Ganztagsklasse wird immer von einem Klassenteam unterrichtet. Dieses besteht aus einer Lehrkraft und einer pädagogischen Fachkraft. Gemeinsam gestalten sie den Unterricht in der Klasse und sind kontinuierliche Ansprechpartner für die SchülerInnen. Die Lehrkräfte werden in gemäßigtem Umfang in Arbeitsgemeinschaften eingesetzt. Der größte Anteil der außerunterrichtlichen Gestaltung der Schulalltages liegt in den Händen der pädagogischen Fachkräfte. (!) Projekt und Förderbänder In dem dritten Block ist Zeit für Förderung und Projekte vorgesehen. Projekte werden von den Klassen gemeinsam durchgeführt und richten sich nach ihren individuellen Möglichkeiten. Die Förderung wird für jeden Schüler individuell gestaltet und von Sonderpädagogen unterstützt. (!) Selbstständiges Lernen als Leitsatz Lerntagebücher, Portfolios, der gute Stuhl und der Klassenrat sind im Schulalltag fest verankerte Methoden, die das selbstständige Lernen der SchülerInnen unterstützen sollen. Die Beteiligungkultur bezieht alle ein ______________________________________ (!) Klassenrat Der Klassenrat bietet den Schülern die Möglichkeit sich aktiv am Schulleben zu beteiligen. Hier haben sie Gelegenheit im Gruppenprozess demokratische Entscheidungen zu erzielen, die durch Diskussion und Abstimmung begründet sind. Ebenso werden Konfliktlösung von klassen– und gruppenbezogenen Prozessen zur Verbesserung der Gruppendynamik, der Sozialstruktur und der Kommunikation gefördert. Meinungsfindung, Kritikfähigkeit, auch das Vertreten eigener Interessen und Rücksichtnahme werden gefördert. Der Klassenrat findet einmal in der Woche in einer fest dafür vorgesehenen Unterrichtsstunde statt. Jede Klasse wählt ihr eigenes Ritual. Die Moderation wird in den Jahrgängen 1 und 2 von den Pädagogen übernommen, in den Jahrgängen 3 und 4 moderieren die Schüler selber. Die Themen werden im Laufe der Woche von den Schülern in dem „Klassenrat- Buch“ gesammelt. (!) Schulengel In der Schule wurden SchülerInnen zu Mediatoren ausgebildet. Sie helfen anderen SchülerInnen Konflikte zu lösen. (!) Elterncafe An der Schule wurde ein Elterncafe eingerichtet. Die Eltern haben die Möglichkeit jeden Mittwoch in der Zeit von 8.15-10.00 gemeinsam Kaffee zu trinken und sich auszutauschen. Ebenso besteht die Möglichkeit sich bei Fragen zur Erziehung oder Förderung ihres Kindes an Pädagogen zu wenden. (!) Förderkonzept: „Das Kind im Zentrum individualisierten Lernens“ In einem Fördergremium, bestehend aus Vertretern des Amtes für soziale Dienste, der St. Petri Kinder- und Jugendhilfe, des Gesundheitsamtes, dem Förderzentrum am Ellenerbrokweg, der Schulleitung und des Kollegiums, wird ein diagnostischen Gutachten erstellt, in dem konkrete Entwicklungsschritte festgelegt werden. Auf dieser Grundlage werden für alle Beteiligten, zu denen der Förderpädagoge, die Eltern, das Klassenteam und das Kind zählen, Zielvereinbarungen getroffen. Das bedeutet, jeder der Beteiligten erhält eine Aufgabe, die die Förderung des Kindes unterstützen. Diese Aufgaben werden in einem Protokoll festgehalten und jeder der Beteiligten wird dazu angehalten seine Aufgabe zu erfüllen.
Probleme und Lösungen
Laut Aussage der Schulleitung seien die Eltern noch sehr zurückhaltend und die Elternarbeit stecke noch in der Entwicklung. Geplant sei das Anlegen einiger Schrebergärten, um die Beteiligung der Eltern zu erhöhen. Die verbindliche Präsenzzeit für Lehrkräfte ist am Dienstag von 14.00-16.00 Uhr eingerichtet. In dieser Zeit finden Unterrichtsvorbereitungen, Dienstbesprechungen und Supervisionen statt. Der Schultag wird über den ganzen Tag gestaltet und rhythmisiert. Inhaltliche Verknüpfungen zwischen Unterricht und außerunterrichtlichen Zeiten finden gelegentlich im Rahmen von einzelnen Projekten statt, die vornehmlich im 3. Block angeboten werden. 07.15-08.15 Frühbetreuung mit Frühstück 1. Block 08.15-09.45 Ankommen- Morgenkreis Lern und Arbeitszeit 1. Pause Schulhof, Frühstück, Vorlesen 2. Block 10.15-11.45 Lern und Arbeitszeit 2. Pause Schulhof oder Gebäude die Kinder entscheiden Mittagszeit 12.15-14.30 Lern- und Arbeitszeit für die Jg. 3 u. 4 Mittagessen 12.15 Jg. 1 und 2 Mittagessen 13.00 Jh.3 und 4 „Was-ihr-wollt-Zeit“ „Was-ihr-wollt-Zeit“ Im Anschluss an das Mittagessen, also in der Zeit von ca. 13.00. 14.30 Uhr, steht den Kindern die so genannte „Was–ihr-wollt-Zeit“ zur Verfügung. In dieser Zeit haben sie die Möglichkeit ihren eigenen Interessen nachzugehen. Die Pädagogen stehen den Kindern in dieser Zeit zur Verfügung und bieten ihnen die Möglichkeit die verschiedenen Räume der Schule zu nutzen. 3. Block 14.30-16.00 Lern- und Arbeitszeit Unterrichtsergänzende Angebote Projektarbeit in Naturwissenschaften, Musik, Theater, Kunst und Sport Förderangebote Es gibt an der Schule für die SchülerInnen nicht die Möglichkeit Arbeitsgemeinschaften nach den individuellen Bedürfnissen auszuwählen. Projekte und Arbeitsgemeinschaften werden weitestgehend im Klassenverband durchgeführt. Die Themen und Inhalte der Arbeitsgemeinschaften und Projekte sind geprägt von den Fähigkeiten, Ideen und Möglichkeiten der Pädagogen an der Schule. Somit sind sie sehr verschieden und vielfältig. Die Ausrichtung der AGs orientiert sich an der speziellen Interessen und Kenntnissen der Erwachsenen. Sie machen den SchülerInnen im Klassenverband verschiedene Angebote.
Blitzlicht
Arijana, Andre, Shkurte und Yasin sind Kinder der Tigerklasse 4 B in der Grundschule an der Andernacher Straße im Bremer Brennpunktstadtteil Osterholz – Tenever. Sie zeigen auf einem Rundgang, dass ihre Schule viele Erfolgsgeheimnisse hat. Warum das so ist, fällt gleich beim Betreten der Schule auf: den Baustellenlärm noch in den Ohren, ist es hier geschäftig ruhig. „Friedlich, freundlich, fair – ist unser Motto.“ erläutert Herr Hehr, der Schulleiter, später im Gespräch. „Und wir alle geben uns Mühe, dieses Motto auch zu leben: Schülerinnen und Schüler, genau so wie Lehrerinnen und Lehrer.“ Zu Gast an der Schule, kann man das spüren. Es ist 11:00 Uhr an diesem Mittwoch. Konzentriert und vorsichtig schieben zwei Kinder aus der 2. Klasse einen Wagen mit Geschirr durch die Einganghalle. Sie kommen aus der Küche und sind auf dem Weg in ihren Klassenraum. Dort wird das gemeinsame Mittagessen vorbereitet. Die Aufgaben dafür sind verteilt. Die Verantwortung für so viel Geschirr steht den beiden ins Gesicht geschrieben. Da aber zum „Geschirr holen“ auch das Privileg gehört, dass die Kinder den Fahrstuhl benutzen dürfen, sind sie gleichzeitig mächtig stolz. Und höflich sind sie auch: „Danke.“ sagen sie, als ihnen die Besucherin die Tür zum Zwischenflur aufhält.